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Sport: Polen - Norwegen: Glänzend erholt

Michal Listkiewicz ist Präsident des polnischen Fußball-Verbandes. Kein einfacher Job.

Michal Listkiewicz ist Präsident des polnischen Fußball-Verbandes. Kein einfacher Job. "In den letzten zehn Jahren hat unser Fußball kein hohes Ansehen genossen", stellte Listkiewicz bilanzierend fest. Doch die Zeiten ändern sich. Und oft genug folgt auf die Durchwanderung tiefer Täler auch wieder ein Anstieg zu lichten Höhen. Polens Fußball hat diesen Schritt offenbar vollzogen. "Wir sind stolz, wieder mal zu einer Weltmeisterschaft zu fahren", sagte Michal Listkiewicz, nachdem sich die Nationalmannschaft am Sonnabend in Chorzow mit einem 3:0 (1:0)-Sieg über Norwegen vorzeitig und als erster Vertreter Europas neben den als Titelverteidiger gesetzten Franzosen für das Endturnier 2002 in Japan und Südkorea qualifiziert hat.

Polen war schon zweimal WM-Dritter. Erst 1974 in Deutschland, dann 1982. Doch dann kam der Bruch. Nichts ging mehr. Listkiewicz, früher als Fifa-Referee nah am Ball, holte ein paar Fußballstars, die für die besseren Zeiten des polnischen Fußballs der 70er und 80er Jahre stehen, in den Verband: Jerzy Engel wurde Nationaltrainer, Zbigniew Boniek Vizepräsident. Dann gelang auch noch der Schachzug, dass Stürmer Emmanuel Olisadebe die polnische Staatsbürgerschaft bekam. Der Nigerianer mit der eingebauten Tor-Garantie (10 Länderspiele, 9 Tore) führt mit sieben Treffern die Torjäger-Liste in der WM-Ausscheidung mit an. "Vielleicht ist es ein Märchen, auf jeden Fall außergewöhnlich, dass ein Nigerianer für Polen spielt. Doch ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung und freue mich auf die WM", jubelte Emmanuel Olisadebe.

Beim 3:0 gegen Norwegen legte er dem für Eintracht Frankfurt in der Zweiten Bundesliga spielenden Pawel Kryszalowicz das 1:0 vor und schoss das 2:0 selbst. Michal Zewlakow besorgte den Endstand für die in der Gruppe fünf weiter unbesiegten und uneinholbar führenden Polen.

Die WM-Qualifikation wertete Boniek als "ein Zeichen dafür, dass unser Fußball sich glänzend erholt hat und wir über eine Menge großartiger Spieler verfügen". Die Fußball-Nationalelf löst inzwischen auch bei den Menschen in Polen wieder Begeisterung aus. Für die Partie gegen Norwegen hätte man über 200 000 Eintrittskarten absetzen können. Nach dem Abpfiff wurden im Stadion bengalische Feuer entzündet, in vielen Städten Polens vollführten die Menschen Freudentänze auf den Straßen.

Neben dem Frankfurter Kryzalowicz kamen mit Tomasz Waldoch, Tomasz Hajto (beide Schalke 04) und Tomasz Klos (1. FC Kaiserslautern) noch drei weitere Bundesliga-"Legionäre" gegen Norwegen zum Einsatz. Und dazu der gebürtige Nigerianer Olisadebe. Eigentlich sei der "ein ganz gewöhnlicher Spieler", erzählt Wojciech Lasicki, Sportreporter bei "Radio Zet". Der Unterschied liegt wie so oft im Detail, wie auch Lasicki erkannt hat: "Der Oli", sagt er, "schießt unheimlich viele Tore - und so ein Stürmer hat uns in Polen lange gefehlt."

Olisadebe kam vor dreieinhalb Jahren nach einer tagelangen Odyssee nach Polen. Auf dem Flughafen in Sofia wurde dem damals 18-Jährigen die Einreise verweigert, ebenso in Prag. Sechs Kilo leichter war er schließlich, als er nach vielen Mühen bei einigen polnischen Vereinen zum Probetraining antraben durfte. In Chorzow und Krakau musste er schnell wieder seine Sporttasche packen, in Warschau erhielt er schließlich nach vielen Mühen bei dem kleinen Erstligaklub Polonia einen Vertrag. 150 000 Dollar überwies der damalige Polonia-Manager Jerzy Engel an Jesper United, dem nigerianischen Heimatverein von Olisadebe.

Man sieht sich immer zweimal im Leben: Engel ist jetzt Nationaltrainer - und Olisadebe, im vorigen Herbst für 1,3 Millionen Dollar bis 2002 an Panaithikos Athen ausgeliehen, sein bester Stürmer.

ro

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