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Sport: Präsidentin auf Alleinfahrt

Sylvia Schenk büßt ihre Macht im Radverband ein

Berlin - Wenn Fritz Ramseier gefragt wird, ob es im Machtkampf des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) eine einvernehmliche Lösung geben kann, macht der Vizepräsident des Verbandes eine kurze Atempause und antwortet: „Wenn Frau Schenk zu ihren Aussagen steht, dann schon.“ Sylvia Schenk ist die Präsidentin des BDR – noch. Nach einer nervenaufreibenden Sitzung des Verbandspräsidiums in Frankfurt am Main kündigte sie, wie berichtet, ihren Rückzug an. „Das ist aber noch nicht endgültig“, sagt Schenk inzwischen. Vorläufig kümmert sich nun Ramseier um die Leistungssportler im Verband. Schenk hat ihre Macht bereits zum Teil eingebüßt.

Am kommenden Donnerstag steht in Frankfurt am Main die nächste Sitzung an – mit den Landesverbänden, von denen viele Schenk zum Weitermachen überreden wollen. Die Präsidentin aber spricht von unüberbrückbaren Differenzen im Vorstand. „In existenziellen Fragen des Leistungssports ist die Mehrheit anderer Meinung als ich.“ Welche Fragen das sind, will die langjährige SPD-Stadträtin nicht verraten. Aus Funktionärskreisen heißt es jedoch, Schenk habe kein Vertrauen mehr zu Sportdirektor Burkhard Bremer. Dieser gilt als Vertrauter von Ramseier, der Bremer prompt als „guten Fachmann“ lobt.

Bei den Olympischen Spielen in Athen hatten die deutschen Radfahrer – bis auf Jan Ullrich – gut abgeschnitten. Trotzdem gab es einen Eklat, als beim Straßenrennen der Frauen Silbermedaillengewinnerin Judith Arndt im Ziel einen gestreckten Mittelfinger zeigte und damit gegen die Nicht-Nominierung ihrer Freundin Petra Roßner protestierte. „Der Vorfall von Athen hat mit dem Streit im Präsidium nichts zu tun“, beteuert Schenk. Dann aber fügt sie an: „Im engeren Sinne jedenfalls.“ Im weiteren Sinne hat sich insbesondere Sportdirektor Bremer im Streit um die Nominierung von Radfahrern für internationale Wettkämpfe wenige Freunde gemacht. Einige Bahnradfahrer, die seit der Weltmeisterschaft 2003 in Stuttgart gegen die Verbandsspitze aufbegehren, behandelte er ohne Nachsicht und, wie mancher Funktionär kritisiert, ohne Einfühlungsvermögen.

Petra Roßner, die deutsche Straßenmeisterin, die in Athen nicht mitfahren durfte, dafür aber bei der WM in der kommenden Woche starten sollte, hat inzwischen ihre Karriere vorzeitig beendet. Sylvia Schenk ist noch nicht ganz soweit.

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