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Sport: Praktischer Franzose

Füchse-Spieler Caillat ist nur auf Handball fokussiert

Berlin - Ein Glück nur, das Christian Caillat etwas über ihn Geschriebenes nicht sonderlich interessiert. Sonst hätte es dem Franzosen gestern zu denken gegeben, dass sein 34. Geburtstag auf der Homepage der Füchse Berlin erst am frühen Nachmittag mit fünf Zeilen gewürdigt wurde. Aber Caillat, der Ende 2007 von den Rhein-Neckar Löwen zum Bundesliga-Aufsteiger gekommen war, ist eher ein Mann der Praxis, nicht der Theorie. „Oftmals schaue ich nicht mal nach, wo mein Team in der Tabelle liegt, manchmal zwei Monate nicht“, sagt er. So weiß er auch nicht, dass die Füchse vor dem heutigen Spiel um 15 Uhr beim TV Großwallstadt in der Tabelle auf dem 13. Platz liegen. Caillat erklärt: „Das bringt mir nichts, der nächste Gegner ist wichtig und wie ich eine gute Leistung bringen kann.“

Bisher ist ihm das bei seinem neuen Arbeitgeber recht ordentlich gelungen. Der Aufschwung des Berliner Teams trägt maßgeblich auch seinen Namen. Auch Füchse-Trainer Jörn-Uwe Lommel ist mit Caillats ersten Spielen für die Füchse nicht unzufrieden. „Er sorgt wie erwartet für die einfachen Tore“, sagt der Coach, während Manager Bob Hanning noch am Deckungsverhalten des 2,02 Meter großen Handballers etwas zu bemängeln hat: „Er ist ja schließlich auch kein Teilangestellter, er muss vorn und hinten gleichermaßen stark auftreten.“ Was hart klingt, löst bei Caillat keinen Frust aus: „Ich denke, mir ist ein guter Einstieg bei den Füchsen gelungen. Verbessern muss man sich natürlich immer.“

Für Christian Caillat, der ursprünglich aus Marseille kommt, ist Berlin bereits die sechste Station in Deutschland. Zwar war er in allen Team (Stralsund, Wilhelmshaven, Essen, Wetzlar, Rhein-Neckar Löwen) ein Leistungsträger, aber viel Reputation in der Heimat hat es ihm nicht eingebracht. Nicht nur, dass er mit dem französischen Nationaltrainer Claude Onesta „noch kein Wort gesprochen“ hat, auch dessen Vorgänger hatte Caillat nie auf der Spielerliste. „Es gab auf meiner Position immer einige Ausnahmehandballer in Frankreich“, begründet der Neu-Berliner. Probleme habe er damit aber nicht. „Ich habe das Thema abgehakt“, sagt er. Sein Name sei aber dennoch in Handball-Kreisen gut genug. Es habe nicht nur das Angebot der Füchse gegeben, als das Team aus Kronau nicht mehr mit ihm plante.

Es fällt auf, dass Christian Caillat sich und seine neue Lebenssituation in Berlin nur positiv sieht. Ihm geht ein wenig der Ruf voraus, dass er ein nicht ganz einfach zu nehmender Mensch ist. Dem widerspricht er: „Ich bin kein schwieriger Typ. Ich bin ein Südländer, ich kann in bestimmten Situationen nicht kalt reagieren, das ist so.“ Aber diese Emotionalität macht Caillat auf dem Spielfeld ja auch stark, schwer berechenbar. Mit seinem weißen Mundschutz fällt er ohnehin schon auf, mit den Sprungwürfen aber noch mehr. Und mit seinem „Wackler“, wie er eine spezielle Finte nennt. Im Prinzip sei das im Angriff vor dem Deckungsspieler eine kurze Körpertäuschung, dem sich ein Wurf oder ein Durchlaufen zur anderen Seite hin anschließt. So richtig erklären kann das Caillat nicht.

Erklärungen liegen ihm ohnehin nicht so sehr. Auch nicht dafür, warum er in Berlin keine Lust auf Theater oder Kino hat, obwohl er sehr gut deutsch spricht. „Es sind die Wortspiele in den Dialogen, die ich nicht verstehe“, sagt er nur. Überzeugend klingt das allerdings nicht. Was seine neuen Mitspieler, die ihn „sehr freundlich aufgenommen haben“, sagen, versteht er. Die Teamkollegen haben ihm gestern beim Training am Nachmittag gleich zum Geburtstag gratuliert. Darüber hat sich der Franzose gefreut.

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