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Scheich Al Fahim

© AFP

Premiere League: Abu Dhabi schlägt Moskau

Vereinsbosse mit dicker Brieftasche kaufen sich immer wieder Fußball-Klubs. Nun bringen Investoren vom Persischen Golf die Premier League durcheinander.

Berlin - Das Chelsea-Trikot für Robinho schien längst beflockt – doch dann unterschrieb der Brasilianer von Real Madrid überraschend bei Manchester City. 40 Millionen Euro überwiesen die neuen Eigentümer des Klubs – die „Abu Dhabi United Group for Development and Investment“ (Adug) – für den 24-Jährigen. Damit hat Manchester City, das bisher im Besitz des früheren thailändischen Premierministers Thaksin Shinawatra war, den FC Chelsea und dessen Besitzer Roman Abramowitsch mit den eigenen Waffen geschlagen: mit Geld und noch mehr Geld. Und dieser Transfer könnte einen Vorgeschmack darauf gegeben haben, dass sich die Machtverhältnisse in England gründlich verändern werden.

„Wir haben ein simples Ziel: Wir wollen aus Manchester City den größten Verein der Premier League machen“, erklärte Sulaiman Al Fahim, der der Adug in Manchester ein Gesicht gibt und in seiner Heimat als der Donald Trump von Abu Dhabi gilt. Schon in dieser Saison soll der Klub in die Phalanx der Big Four einbrechen. Manchester United, Chelsea, Liverpool und der FC Arsenal machen die Meisterschaft auf der Insel seit Jahren unter sich aus. Manchester City dürfte nun jedoch über die finanzielle Kraft verfügen, um diese zuletzt zementiert wirkende Vorherrschaft zu beenden. Die Investmentgruppe vom Persischen Golf verfügt über ein geschätztes Vermögen von 600 bis 800 Milliarden Pfund, genau weiß das niemand. Die Rücklagen des Chelsea-Mäzen Abramowitsch wirken dagegen eher bescheiden.

Der Einstieg der Adug bei Manchester City ist der vorläufige Höhepunkt der Entwicklung der Premier League hin zur Spielwiese der Superreichen. Fast die Hälfte der Liga ist inzwischen in der Hand von Investoren oder Milliardären. Neben Chelsea, Manchester United und dem FC Liverpool sind auch Aston Villa, West Ham, der FC Fulham und der letztjährige FA-Cup-Sieger Portsmouth im Besitz eines einzigen milliardenschweren Freizeitfußballmanagers.

Der erste große Verlierer des finanziellen Wettrennens könnte der FC Arsenal sein. Der Klub wehrt sich seit einiger Zeit beherzt gegen eine vollständige Übernahme durch den russischen Milliardär Alisher Usmanow, dem Anteile des Klubs gehören. Arsenal finanziert sich weiterhin fast schon reaktionär über Tickets, Sponsorengelder und Fernseheinnahmen. Schon vor zwei Jahren, als Gerüchte über eine mögliche Übernahme des FC Liverpool durch Investoren aus Dubai dem Rest der Liga verschreckten, hatte Arsenals Trainer Arsene Wenger erkannt, was der inflationäre Einstieg der Big Spender für einen Verein bedeutet, der sich diesem Wahnsinn zu entziehen versucht: „Wenn drei, vier Vereine plötzlich die Mittel haben wie Chelsea, können wir nicht mehr konkurrieren. Dann sind wir tot.“

Ganz unrecht hat er damit wohl nicht, auch wenn das Beispiel Chelsea in den beiden vergangenen Spielzeiten gezeigt hat, dass Geld allein nicht den finalen Erfolg garantiert. Doch zumindest die traditionelle Ordnung in der Premier League scheint mit dem Geld aus Abu Dhabi heftig durcheinandergeschüttelt.

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