zum Hauptinhalt

Primera Division: Iker Casillas: Der Heilige verlässt Real Madrid

Iker Casillas verlässt Real Madrid nach 25 Jahren und wechselt zum FC Porto. Wie sich Real von seinem Torhüter verabschiedet, ist allerdings äußerst unwürdig.

Wie viel verletzter Stolz am Ende dabei war, zeigte sich in einem Verzicht. Eigentlich sollte es ein rührseliger Abschied werden, einer mit bewegenden Worten, Tränen und Umarmungen. Öffentlich zelebriert, im Estadio Santiago Bernabeu. Nur hatte Iker Casillas keine Lust darauf. Der große Zirkus, den sie bei Real Madrid gern veranstalten, ist ihm stets fremd geblieben. Dabei hätte er ein rauschendes Abschiedsfest verdient wie kein Zweiter. Doch nach 25 Jahren im Verein, nach 18 Titeln, davon drei in der Champions League, will Casillas, die Klublegende, ganz unspektakulär gehen.

Der Torhüter schließt sich im Alter von 34 Jahren wohl für mindestens zwei Jahre dem FC Porto an. Er will spielen, um seinen Stammplatz in der Nationalmannschaft mit Blick auf die EM 2016 nicht zu verlieren. Offiziell bestätigt ist der Wechsel noch nicht, obwohl sich Casillas am Samstagvormittag schon von der Mannschaft verabschiedet hat. Im Hintergrund wurde noch über die Details zur Aufhebung seines bis 2017 datierten Arbeitspapiers bei Real Madrid verhandelt, am Abend meldeten spanische Medien dann die Einigung zwischen Klub und Spieler.

Casillas Abschied war lang und quälend, einer Klublegende unwürdig

Das lange Hin- und Her passt zu der zerrütteten Beziehung zwischen Casillas und Real Madrid. Es war ein langer, quälender Abschied. Unschön und unwürdig. Erst vor wenigen Tagen brüllten hunderte Fans bei der Vorstellung des neuen Rechtsverteidigers Danilo nicht etwa dessen Namen, sondern „de Gea, de Gea, de Gea“. Gemeint war David de Gea, vor 24 Jahren in Madrid geboren und aktuell noch Torhüter von Manchester United. Wenn alles so läuft wie sich die Verantwortlichen das vorstellen, wird de Gea Nachfolger von Casillas im Tor von Real Madrid. Im Gegenzug könnten Verteidiger Sergio Ramos und Ersatztorwart Keylor Navas nach Manchester wechseln.

Casillas und Ramos, der Kapitän und sein Stellvertreter, waren die zwei, die einst vom damaligen Trainer José Mourinho als ovejas negras bezeichnet wurden. Schwarze Schafe seien sie, weil die zwei angeblich die Mannschaft spalten würden. Tatsächlich war der Kader zum Ende der Mourinho-Ära in zwei Lager geteilt, was in erster Linie aber am Trainer und seinem Verhalten lag. Teile der Mannschaft hatten die Scharmützel in Richtung des Rivalen FC Barcelona satt, sie wollten dem verbalen Brandstifter nicht mehr folgen, der sich zum Ziel gesetzt hatte, das Klima zwischen den spanischen Nationalspielern beider Klubs zu vergiften.

Nach einem besonders hitzigen Clasico war es Casillas, der zum Wohle der Selección Barças damaligen Kapitän Xavi anrief und um Entschuldigung bat. Mourinho bekam von dem Friedensgipfel Wind und beschuldigte Casillas des Hochverrats. Fortan demontierte der Portugiese seinen Torwart, indem er ihn auf die Bank setzte. Casillas schwieg zuerst, aber die Sache entwickelte sich zu einem Machtkampf, der den Verein spaltete. Fans teilten sich in Mourinho- und in Casillas-Befürworter. Die, die es mit dem Trainer hielten, pfiffen ihren einstigen Liebling während der Heimspiele aus. Casillas litt unter den Schmähungen, er verlor Gewicht, wurde immer unsicherer und auch der Mannschaft machte die schlechte Stimmung daheim sportlich zu schaffen.

Reals Präsident Perez war nie ein großer Fan von Casillas

Präsident Florentino Perez ließ sich von Mourinhos Worten gern überzeugen, dass ein Wechsel auf der Torhüterposition zum Wohle des Vereins notwendig sei. Der Milliardär zählte nie zu den größten Bewunderern des aus bürgerlichem Hause stammenden Torwarts. In Perez’ Wunschvorstellung einer mit internationalen Stars besetzten Mannschaft war für den aus dem eigenen Nachwuchs kommenden Casillas kein Platz. Schon während seiner ersten Amtszeit zu Beginn des Jahrtausends wollte Perez den Italiener Gianluigi Buffon nach Madrid locken.

Aber irgendwann war Casillas zu gut, um einen anderen Torwart verpflichten zu können. Fünfmal in Folge wurde er zum Welttorhüter gewählt, seine Paraden sicherten Real Titel und verhalfen dem Nationalteam t zum Gewinn der Welt- und Europameisterschaft. „San Iker“, den heiligen Iker nannten ihn die Fans. Dann kam Mourinho und machte aus dem Heiligen ein schwarzes Schaf.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false