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Sport: Privat finanziert

Schalke erhält wegen eines Engpasses ein Darlehen der Klubspitze – 3:2 gegen Stuttgart

Dass die Saison-Bilanz für den FC Schalke 04 enttäuschend ausfällt, stand seit Wochen fest. Doch nicht nur sportlich ist für die viertplatzierten Westfalen manches aus dem Ruder gelaufen. Vor dem abschließenden 3:2-Sieg gegen den VfB Stuttgart spitzte sich die Krise des Klubs, der die Champions League verpasst hat, auch wirtschaftlich zu. Wie das Magazin „Focus“ vorab meldete, ist der Traditionsklub nur dank privater Kredite verschiedener Mitglieder aus dem Aufsichtsrat und dem Vorstand der drohenden Zahlungsunfähigkeit entgangen.

Das Blatt beziffert das Volumen dieser Darlehen mit zehn Millionen Euro. Davon entfallen allein fünf Millionen Euro auf den Fleischfabrikanten Clemens Tönnies, der den Aufsichtsrat des Klubs leitet. Dies bestätigte der Unternehmer dem Tagesspiegel. „Um Engpässe zu verhindern, habe ich meinem Verein fünf Millionen Euro geliehen“, sagte er. Von drohender Zahlungsunfähigkeit könne jedoch keine Rede sein. Der Aufsichtsrat habe vor anderthalb Jahren beschlossen, „die Bankverbindlichkeiten nicht zu erweitern“. Indes behauptet „Focus“, die Geldinstitute hätten mangels Sicherheiten weitere Kredite verweigert. Der Unternehmer habe Schalke zu Beginn des Jahres mit einem Kredit in Höhe von 3,5 Millionen Euro ausgeholfen.

Die privaten Darlehen waren offenbar dringend nötig. „Sonst hätten wir die Transfers wichtiger Spieler wie Bordon und Rafinha nicht finanzieren können“, sagte Tönnies. Der Unternehmer will seinen Kredit als Vertrauen in die Geschäftspolitik des Klubs verstanden wissen. „Nächstes Jahr würde ich es wieder tun.“ Neben Tönnies soll Manager Rudi Assauer den Klub mit einer Summe zwischen 500 000 und einer Million Euro unterstützt haben. Dies wollte Tönnies nicht bestätigen: „Das stimmt nicht.“ Assauers Unterstützung gehe auf die entgangenen Erlöse während der Kirch-Krise zurück und habe mit aktuellen Engpässen nichts zu tun. „Damals hat der gesamte Vorstand auf zehn Prozent des Gehaltes verzichtet, um den Einnahme-Verlust auszugleichen.“ Eine Stellungnahme Assauers war nicht zu erhalten.

Als Informationsquelle für die Öffentlichkeit vermutet Tönnies jemanden aus dem Verein, der Nachrichten lanciere, um Schalke zu schaden. Möglicherweise bestehe ein Zusammenhang zu Informationen, die an die Staatsanwaltschaft gegeben worden seien, um das Ermittlungsverfahren wegen Bilanzfälschung und Insolvenzverschleppung in Gang zu setzen. Seit einigen Tagen prüft die Anklagebehörde in Essen Vorwürfe gegen Schalke wegen dieser Delikte. „Aber auch da bleibe ich ruhig“, sagte Tönnies. Wie berichtet, hatten die Schalker die Ruine des Parkstadions von der Stadt Gelsenkirchen für einen Euro erworben und anschließend, gestützt auf das Ergebnis eines Gutachters, mit 15,6 Millionen Euro in die Bilanz eingestellt. Ob dies zulässig war, ist eine von vielen offenen Fragen. Die Fußball-Spielzeit ist zu Ende, die Weltmeisterschaft in Deutschland steht vor der Tür. Und der FC Schalke steht – wieder einmal – vor schweren Zeiten.

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