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Sport: Probezeit nicht bestanden

Das Probetraining hatte Volleyballtrainer Sergej Danilow noch bestanden - die Probezeit, so könnte man sagen, schaffte der Russe nicht. Nach nur zweieinhalb Monaten als Cheftrainer des Bundesligateams der Volley Cats wurde er zum Kotrainer degradiert.

Das Probetraining hatte Volleyballtrainer Sergej Danilow noch bestanden - die Probezeit, so könnte man sagen, schaffte der Russe nicht. Nach nur zweieinhalb Monaten als Cheftrainer des Bundesligateams der Volley Cats wurde er zum Kotrainer degradiert. Neue Nummer eins ist Matthias Eichinger, der schon mehrere Erstligisten trainierte, darunter den Schweriner SC. Heute gegen Karbach (19 Uhr, Sportforum Hohenschönhausen) steht er erstmals an der Seitenlinie. Ein Mann mit Erfahrung. Auch Danilow sagt von sich: "Ich habe einen großen Namen in Deutschland, ich war fünf Mal Deutscher Meister." Aber eben nur mit Jugendteams von Dresden und Schwerin.

Als Kotrainer der Juniorinnennationalmannschaft hat Danilow die meisten Spielerinnen der Volley Cats, die fast alle zwischen 18 und 22 Jahre alt sind, schon früher betreut. Einige der Mädchen hatten Vorbehalte gegen eine neue Zusammenarbeit mit Danilow, deshalb bestellte Manager Heinz Kuring ihn zum Probetraining. Er beobachtete den Russen einige Tage, ehe er ihm die Zusage gab. Schließlich brauchte er dringend einen Nachfolger für Andrzej Niemczyk, der überstürzt in die Türkei wechselte.

Als das unerfahrene Team mit dem unerfahrenen Trainer zur Winterpause Tabellenletzter war, verpflichtete Kuring Eichinger. Kotrainer Danilow ist für das Techniktrainig zuständig. "Ich bin mit der Entscheidung nicht einverstanden, aber ich will, dass Berlin in der ersten Liga bleibt. Außerdem habe ich mit Eichinger in Schwerin schon sehr gut zusammengearbeitet, als ich ihm mit dem Bundesligateam geholfen habe", sagt er. Die Volley Cats standen im Jahr 2000 kurz vor der Insolvenz und haben laut Kuring noch 30 000 Mark Schulden. Ein Videogerät zur Spielanalyse gibt es erst seit dieser Woche, die Mannschaft hat keine einheitliche Trainingskleidung. Nun steht ein weiterer Trainer auf der Gehaltsliste. "Um Eichinger zu bezahlen, müssen wir noch einen Sponsor akquirieren, es sieht gut aus. Wenn es nicht klappt, müssen wir erst mal Miese machen", sagt Kuring gelassen.

Die Mannschaft, da sind sich Eichinger und Danilow einig, ist schlecht zusammengestellt. Eine Führungsspielerin fehlt und Zuspielerin Adina Hinze, die das Spiel lenkt, ist erst 18. "Vor Saisonbeginn hat Kuring mir noch eine Zuspielerin versprochen, aber sie kam nicht", erzählt Danilow. Nun kündigt Kuring wieder eine Stellerin an, eine 26-jährige Ukrainerin. Das Problem: Sie sitzt in der Heimat und wartet auf ein Visum.

Immer wieder krachten Kuring und Danilow aneinander. Wechselt man eine junge Spielerin aus, wenn sie viele Fehler macht oder nicht, war die Kernfrage. Wechseln, sagte Kuring, einst Trainer beim Männer-Erstligisten Rupenhorn, die Spielerin werde sonst immer unsicherer. Drinlassen, sagte Jugendexperte Danilow, jeder müsse Fehler machen dürfen. Eichinger kündigt diplomatisch an "je nach Situtation zu entscheiden".

Danilows Ziel war der Nicht-Abstieg, Eichinger will in die Play-offs, also mindestens Achter werden. "Vermeidungsziele sind schlecht, man braucht positive Ziele." Die Volley Cats sind inzwischen vom zwölften auf den zehnten Platz vorgerückt, weil Lohhof sein Team aufgelöst hat. Der Aufschwung, er kam ganz ohne Trainer.

Helen Ruwald

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