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John Heitinga dürfte seinen Platz in Herthas Stammelf sicher haben.

© dpa

Probieren und formieren: Bei Hertha BSC zeichnet sich eine Startelf ab

Bei Hertha BSC zeichnet sich drei Wochen vor Beginn der neuen Bundesliga-Saison eine Startelf ab. Jos Luhukay will sich aber noch nicht festlegen - denn er hat viele Varianten im Kopf.

John Heitinga benötigte handgestoppte 120 Sekunden, bis das Publikum zum ersten Mal applaudierte. Der Innenverteidiger warf sich derart entschlossen in einen Distanzschuss, als hinge von dessen Flugbahn ein bisschen mehr ab als die Frage nach einem frühen Gegentor. Nachdem der Ball auf die Spitze von Heitingas Stollen geflogen war, räumte er auch gleich noch seinen Gegenspieler weg, in diesem Fall Vicente Iborra, einen ziemlich wuchtigen Spanier in Diensten des FC Sevilla. In einem regulären Bundesliga-Spiel hätte sich der Niederländer mit diesem Foul schon an der Grenze des Erlaubten bewegt, aber in einem Testspiel wie dem gegen Sevilla am Mittwochabend wirkte die Aktion noch gröber. Heitinga richtete sich jedenfalls umgehend auf und lief davon, als sei nichts passiert. Iborra blieb noch einen Augenblick liegen.

Wenn es aus den Testspielen von Hertha BSC eine verbürgte Erkenntnis gibt, dann ist es die: Als Gegenspieler sollte man John Heitinga nicht zu nahe kommen. Wer sich in den Zuständigkeitsbereich des Neuzugangs vom FC Fulham begibt, der riskiert Hämatome oder andere körperliche Hinterlassenschaften. Walter, der einzige Vietnam-Veteran unter pazifistischen Alt-Hippies im Kultfilm „The Big Lebowski“, würde sagen: „Er begibt sich in eine Welt des Schmerzes.“

Bei aller Erfahrung, die Heitinga mitbringt, ist er bisher vor allem durch seine Physis, seine Art der Zweikampfführung aufgefallen. „Bei John hat man vom ersten Tag an gemerkt: Da steht jemand auf dem Platz, er hat eine enorme Präsenz“, sagt Jos Luhukay. „Erfahrung, Stellungsspiel, Körperlichkeit“, zählt der Trainer auf, „das Paket ist gut“.

Trainer Jos Luhukay spricht von "Momentaufnahmen"

Heitinga ist einer der Spieler, die nach aktuellen Maßstäben schwer wegzudenken sind aus der Startformation von Hertha BSC. Seit seiner Ankunft in Berlin stand der 30-Jährige in jedem Testspiel in der ersten Elf. Wenn heute und nicht erst in vier Wochen – und damit nach dem anstehenden Trainingslager in Schladming – der Bundesliga-Start erfolgen würde, Heitinga wäre wohl gesetzt. „Die Formation, die wir gegen Sevilla gesehen haben, kann eine mögliche Startelf zum Saisonstart sein“, sagte Luhukay nach dem 0:2 gegen Sevilla. Dann betonte er noch einmal ausdrücklich: „Kann!“

Dass sich eine nach seinem Dafürhalten mögliche Startformation herausgebildet hat, kann Luhukay allerdings nicht bestreiten. Vor Torhüter Thomas Kraft verteidigte zuletzt stets eine Viererkette mit Marvin Plattenhardt, John Heitinga, Sebastian Langkamp und Peter Pekarik. Im zentralen Mittelfeld agierten Hajime Hosogai und Jens Hegeler, flankiert von Genki Haraguchi (links) und Roy Beerens (rechts). Die offensive Spielgestaltung verantwortete Alexander Baumjohann, im Sturmzentrum begann meistens Julian Schieber. Macht nach Adam Riese sechs neue und lediglich fünf bewährte Kräfte. Ganz ordentliche Umstellungen also. Oder?

Die WM-Teilnehmer kommen erst jetzt aus dem Urlaub zurück

„Wir befinden uns in der Vorbereitungsphase, da sind es immer nur Momentaufnahmen“, sagt Luhukay. „Sie dürfen ohnehin nicht von der einen Startelf ausgehen, weil wir im Kader eine sehr ausgeglichene Qualität haben“, ergänzt der Trainer. Obwohl Kapitän Fabian Lustenberger im Moment nicht einsatzbereit ist, obwohl Tolga Cigerci drei Monate ausfällt, obwohl Ronny leicht angeschlagen ins Trainingslager fahren wird, hat Luhukay dank der Transferoffensive im Sommer erstaunlich viele Alternativen auf der Bank. Und höchstwahrscheinlich auch Varianten im Kopf.

Seit kurzem zählen dazu auch wieder John Anthony Brooks und Valentin Stocker. Die WM-Teilnehmer sind in der vergangenen Woche aus dem verlängerten Urlaub zurückgekehrt, gegen Sevilla wurden sie zum ersten Mal im Gespann eingewechselt. Luhukay hat bereits erkannt, was da in den nächsten Monaten auf ihn zukommen könnte. Der Trainer sagt: „Über die Saison wird meine Aufgabe darin bestehen, von Spiel zu Spiel zu schauen, wie ich meine Spieler möglichst leistungsgerecht einsetze.“

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