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Neuer Mann. Paul Carroll, hier im Trikot des australischen Nationalteams, verstärkt zur neuen Saison die BR Volleys. Foto: Reuters

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Sport: Projekt Meilenstein

Der Volleyball-Bundesligist Berlin BR Volleys will den Titel und in der Schmeling-Halle Events bieten

Berlin - Kaweh Niroomand ist vorsichtiger geworden. Er sagt jetzt nicht mehr: „Noch nie hatten wir so eine starke Mannschaft.“ Diese Einschätzung hatte der Volleyball-Manager in der Vergangenheit gerne mal benutzt, damals trat sein Team noch unter dem Namen SC Charlottenburg in der Bundesliga an, aber jetzt ist ja alles anders. Niroomand sitzt vor einer riesigen Reklametafel, oben rechts klebt das Logo des Hauptsponsors, ein riesiges Bild von der vollbesetzten Schmeling-Halle mit Volleyballern auf dem Feld füllt den Rest der Tafel aus. Und die Mannschaft startet nun unter dem Namen „BR Volleys“. Jetzt sagt Niroomand: „Das Team ist sehr stark besetzt.“

Ausgerechnet jetzt wird er bescheiden, ausgerechnet jetzt, da eigentlich der Superlativ angebracht wäre und Niroomand erklärt, mit welchen Zielen sein Team in die neue Saison startet. Dieses Team besteht aus so vielen hochkarätigen Spielern, dass man Niroomand den Stolz auf diese Mannschaft bei fast jedem Wort anmerkt. „Das Saisonziel kann natürlich nur heißen: Vizemeister. Oder noch mehr.“ Natürlich noch mehr, den Titel wollen die Berliner, was denn sonst?

Deshalb hat Niroomand schließlich Top-Leute verpflichtet. Von Haching kommen Diagonalangreifer Paul Carroll aus Australien, in der letzten Saison zum „Wertvollsten Spieler“ der Liga gewählt, und Tomas Kmet, den BR-Volleys-Trainer Mark Lebedew als „besten Mittelblocker der Liga“ bezeichnet, dazu kommen noch fünf weitere Spieler, welche die BR Volleys auf jenes sportliche Niveau heben sollen, das auch dem neuen Sponsor, einem Abfallunternehmen, vorschwebt. Als letzten Neuzugang verpflichteten die Berliner den Finnen Urpo Sivula, einen Außenangreifer mit der Erfahrung von 92 Länderspielen. Das kostet natürlich, aber dank des neuen Sponsors ist Geld da. Der Etat übersteigt erstmals die Grenze von einer Million Euro.

Es hat sich denn auch sehr schnell mit der vermeintlichen Bescheidenheit von Niroomand. Der Einstieg des neuen Sponsors, die neuen finanziellen Möglichkeiten, das alles sei ein „Meilenstein“, seine Mannschaft wolle „Spitzenklasse bieten“, weil Berlin so etwas verlange und weil die sportlichen, lokalen Konkurrenten dieses Niveau ebenfalls liefern, und, ganz der Manager: „Stillstand bedeutet Rückschritt.“

Die Namensänderung steht für ein großes Projekt. Volleyball soll in Berlin zum Event werden, das verstaubte Image, das mit dem langjährigen Spielort Sömmeringhalle verbunden ist, aufpoliert werden. Die BR Volleys tragen ab jetzt jedes Heimspiel in der Schmeling-Halle aus, das erste am 30. September gegen Düren.

Allerdings, das sagt Coach Lebedew auch, „werden wir dann gut spielen, aber nicht perfekt“. Der Australier hat das kleine Problem, dass er den ersten Trainingstag mit vier Spielern beginnen musste und erst heute seinen Kader komplett zur Verfügung hat. Bis dahin waren seine Akteure aus neun Nationen bei diversen Länderspielen. Also besteht jetzt seine Aufgabe darin, aus einer Ansammlung von sehr guten Spielern „eine harmonische Einheit zu bilden“. Wie lange das dauern wird, weiß er auch nicht, andererseits betrachtet er das Ganze nicht als großes Problem. „Die haben ja keinen Urlaub gemacht, die sind fit.“

Ein BR-Volleys-Spieler ist freilich schon nicht mehr fit, Neuzugang Roko Sikiric, ein Außenangreifer, fällt wegen einer Oberschenkelverletzung mehrere Wochen aus. Und Lebedew dämpft erst mal die ganz großen Erwartungen: „Wir werden am Ende der Saison besser spielen als am Anfang.“

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