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Sport: Proteste, aber kein Ausschluss

Fall Möllemann: Trotz Kritik der Fans wartet Schalke noch ab

Gelsenkirchen. Aus der Arena Auf Schalke ist Jürgen Möllemann schon im Sommer ausgezogen. Als der fußballbegeisterte FDP-Politiker seinen auf fünf Jahre geschlossenen Mietvertrag über eine Stadionloge kündigen wollte, reagierte der Klub irritiert. Möllemann, genauer: seine Firma WebTec, müsse einen Nachmieter stellen, um aus dem Vertrag entlassen zu werden. Rasch fand sich ein Unternehmen, das die Miete in Höhe von 50 000 Euro im Jahr übernahm und Möllemann sogar einen Abstand für das schmucke Mobiliar zahlte – die Logen in der Arena werden normalerweise unmöbliert vermietet.

Als die Trennung vollzogen wurde, ahnte noch niemand, dass der FDP-Politiker Monate später zur Hauptfigur einer Spendenaffäre werden sollte, die nicht nur Möllemanns persönliche Integrität in Frage stellt. Dem früheren Bundeswirtschaftsminister wird vorgeworfen, er habe ein Faltblatt mit Angriffen auf den jüdischen CDU-Politiker Friedman und den israelischen Regierungschef Scharon mit illegalen Spenden, möglicherweise auch mit Schwarzgeld finanziert.

Anders als der Mieter Möllemann hat das Aufsichtsratsmitglied Möllemann in Schalke weiter eine feste Bleibe - jedenfalls solange nichts bewiesen ist. Während seine Parteifreunde in Bund und Land schon über einen Ausschluss des frühren Landesvorsitzenden der nordrhein-westfälischen FDP beraten, gilt auf Schalke weiter die Unschuldsvermutung. Daran hat auch das Ermittlungsverfahren nichts geändert, das die Staatsanwaltschaft jetzt eingeleitet hat. Vorstand und Aufsichtsrat des Klubs halten den umstrittenen Politiker als Vereinsfunktionär so lange für sakrosankt, bis ihm Gesetzesverstöße oder gar kriminelle Machenschaften einwandfrei nachgewiesen seien. Bis dahin hätten die Vorgänge in der FDP „den Verein nicht zu interessieren", sagt Manager Rudi Assauer. Der einflussreichste Mann im Schalker Vorstand besteht darauf, Politik und Sport zu trennen. Es sei schließlich „purer Zufall", dass Möllemann dem Aufsichtsrat des Klubs angehöre.

Schalkes Sprecher Gerd Voß sagte, der Ehrenrat als zuständiges Gremium könne „nicht aufgrund von Vorverdächtigungen tätig werden". Dem Verein liegen zwar Protestschreiben empörter Fans vor, aber darunter ist, wie Voß versichert, kein förmlicher Antrag auf Eröffnung eines Ausschlussverfahrens. Der Klub müsse Möllemann „als Aufsichtsrat erst mal schützen". Schalke sei nicht Ankläger, sondern Beobachter.

Sogar Clemens Tönnies hält offiziell zu seinem vereinsinternen Gegenspieler Möllemann, den er im vergangenen Jahr nach einer Kampfabstimmung als Vorsitzenden des Aufsichtsrates abgelöst hatte. Der Fleischfabrikant hatte jetzt erwogen, Möllemann zu fragen, ob er noch weiter im Aufsichtsrat mitarbeiten wolle. Nach einem kurzen Gespräch mit seinem Stellvertreter Jochen Burdenski sei er jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass „derzeit kein Handlungsbedarf" bestehe. „Wir haben nichts in der Pipeline", sagt Tönnies. Wie im Fußball sei es auch in dieser heiklen Angelegenheit ratsam, „den Ball flach zu halten". Je nach Spielverlauf kann sich die Taktik jedoch schnell ändern. „Wir warten und wägen ab", sagt Tönnies. Es könne aber jeden Tag etwas Neues herauskommen. Der Aufsichtsratsvorsitzende hält es wie Assauer: „Wenn Möllemann richtig Scheiße gebaut hat, dann hat er auf Schalke keine Chance."

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