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Sport: Proteste in Prag

Organisation und Kartenverteilung bei der Eishockey-WM stoßen bei vielen deutschen Fans auf Unverständnis

Prag. Die Sazka-Arena liegt nicht eben in malerischer Umgebung. Rund um die gigantische, von außen silberfarbene Halle im neunten Prager Bezirk sieht es trostlos aus. An den wenigen Würstchenbuden blättert der Lack ab. Es gibt eine U-Bahn-Station, die vor vielen Jahren einmal einladender aussah und einige Meter weiter ein paar triste Wohnblocks. Kein Wunder, dass da die Eishockey-Fans dieser Tage bei der Weltmeisterschaft in Prag schnell in die neue 17 000 Zuschauer fassende Arena hineinkommen wollen. Doch da beginnt das Problem: An den wenigen Halleneingängen geht es zu wie am Flughafen in New York. Die Zuschauer brauchen Geduld. Leibesvisitationen werden vornehmlich von männlichem Personal vorgenommen, auch am weiblichen Fan. Alles wird per Detektor durchleuchtet. Der Einlass dauerte sehr lange – dafür wurden die deutschen Fans schon kurz nach der Schlusssirene von den Ordnern meist rüde aufgefordert, die Halle im Eiltempo zu verlassen. Die Getränkestände in der Arena hatten pünktlich mit der Schlusssirene geschlossen.

Den Veranstaltern schien es fast recht zu sein, dass am Samstagabend beim Sieg der deutschen Mannschaft gegen Kasachstan (siehe Kasten) nur 8000 Zuschauer in der Halle waren – was allerdings verwunderlich war. Seit Monaten galt das Spiel als ausverkauft. Der tschechische Verband hatte im Vorfeld nicht alle Wünsche aus Deutschland erfüllt: Allein der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) wollte 3000 Karten. „Das haben wir hinsichtlich tschechischer Interessen nicht akzeptiert“, sagte Martin Urban, Generalsekretär des tschechischen Verbandes. Für das Spiel Tschechien gegen Deutschland habe es 170 000 Kartenwünsche gegeben. „Wir veranstalten diese WM in erster Linie für die tschechischen Fans, die Deutschen haben genug Karten bekommen“, sagte Karel Gut, tschechischer Verbandspräsident.

Die meisten Tickets gelangten freilich nicht in den freien Verkauf, sondern wurden vor Monaten an Firmen und tschechische Vermarkter abgegeben. So kam es, dass trotz ausverkaufter Arena beim Spiel der Tschechen 1000 Plätze frei blieben. Zumindest in der Prager Innenstadt funktionierte dann der Kapitalismus: auf dem Schwarzmarkt. Unter 100 Euro war kaum eine Karte für das Spiel der Tschechen zu erwerben. Beim ersten Spiel der Deutschen gab es kaum Tickets, was DEB-Sportdirektor Franz Reindl erstaunte. Zwar unterstützten rund 5000 deutsche Fans ihre Mannschaft, aber „viele Fans sind zu Hause geblieben, weil sie keine Karten bekommen konnten“, sagte Reindl. Beim internationalen Eishockey-Verband (IIHF) hat man Verständnis für den Ärger der Deutschen. Präsident Rene Fasel sagt: „Wir sind mit dieser Situation nicht glücklich und entschuldigen uns bei den deutschen Fans.“

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