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Sport: Proteste und Punkte

Albas Basketballer sichern sich durch ein 74:67 Platz zwei für die Play-offs

Berlin - Schlachtrufe, die ihm selbst galten, dürfte Marco Baldi schon lange nicht mehr gehört haben. Seine aktive Zeit als Spieler liegt gut zwei Jahrzehnte zurück, längst leitet er als Geschäftsführer die Geschicke von Alba Berlin. Gestern Abend aber skandierten die Alba-Fans im dritten Viertel des Spiels gegen Ludwigsburg plötzlich „Mar-co Bal-di, Mar-co Bal-di“. Steffen Hamann hatte gerade ein umstrittenes technisches Foul zugesprochen bekommen, die Fans entluden ihren Protest, indem sie Baldi feierten: Der hatte Alba am Donnerstag aus allen Gremien der Basketball-Bundesliga zurückgezogen, weil der Klub unzufrieden mit der Qualität der Schiedsrichter ist und sich streckenweise benachteiligt sieht.

Gestern durfte sich Baldi zumindest über das Ergebnis freuen. Vor 11 222 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof gewann Alba Berlin das letzte Hauptrundenspiel 74:67 (38:40). Damit ziehen die Berliner als Tabellenzweiter in die Play-offs ein und treffen im Viertelfinale auf den Siebten Skyliners Frankfurt. Das erste Spiel findet am kommenden Sonntag um 17 Uhr in Berlin statt.

Zunächst begann es gegen die Ludwigsburger, die die Play-offs schon verpasst hatten, nach Plan: Nach zwei Dreipunktewürfen von Derrick Byars in den ersten 70 Sekunden des Spiels führte Alba schnell 6:2. Nachdem die Gäste den Ausgleich erkämpft hatten, war es erneut Byars, der den Ball aus großer Distanz zum 14:11 in den Korb fliegen ließ. Mit einer knappen Führung (22:19) ging Alba ins zweite Viertel. Die erstmalige Ludwigsburger Führung (24:22) durch Freiwürfe von Rashaun Freeman beantwortete Rashad Wright noch mit einem geglückten Dreipunktwurf, dann kippte die Stimmung. Schiedsrichter Boris Schmidt pfiff zwei Fouls von Wright an Freeman, die Berliner Fans reagierten mit Pfiffen und Buh-Rufen. Sie benahmen sich vereinzelt wie im Fußballstadion statt wie in einer Basketballhalle, wohl auch angestachelt von Albas Rückzug aus den BBL-Gremien. „Schiri, geh nach Hause“, tönte es ebenso von den Rängen wie „Schiebung“. Als Schmidt ein Foul gegen Ludwigsburg pfiff, klatschte Alba-Profi Blagota Sekulic demonstrativ Beifall.

Vor allem die Ludwigsburger wurden von der hitzigen Atmosphäre verunsichert und verwarfen unter „Zugabe“-Rufen der Berliner Fans im zweiten Viertel sechs Freiwürfe. Dass sie dennoch fünf Sekunden vor der Pause 40:35 führten, lag an der Berliner Feldwurfquote von nur 42 Prozent. Nur Sekulic und Byars hatten mehr als die Hälfte ihrer Würfe getroffen, Kapitän Julius Jenkins war aus dem Feld einmal erfolgreich gewesen, Adam Chubb und Steffen Hamann noch gar nicht. Dafür war Immanuel McElroy zur Stelle, als die Gäste sich unmittelbar vor der Pause noch über ihre Fünf-Punkte-Führung freuten: Er traf im Gegenzug ebenfalls per Dreier zum 38:40.

Mit neuem Schwung kam Alba aus der Kabine und zog mit einer 16:5-Serie davon. Die Vorentscheidung schien gefallen, ehe es noch einmal turbulent wurde und die Fans Baldi feierten. Im letzten Viertel, in das Alba mit 55:51 ging, stand wieder das Sportliche im Mittelpunkt. Ludwigsburg kam auf zwei Punkte heran, ehe Dragan Dojcin einen Distanzwurf traf und die Fanrufe auch mal positiv waren: „Dra-gan Doj-cin Drei-er-gott“ schallte es durch die Halle. Die Berliner, bei denen Derrick Byars (14 Punkte) und Rashad Wright (13) die besten Werfer waren, ließen sich den Sieg nun nicht mehr nehmen.

Helen Ruwald

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