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"Prozess Hoyzer": Manipulationen auch bei der Uefa?

Ex-Schiedsrichter Hoyzer hat vor dem Berliner Landgericht die Überzeugung geäußert, die kroatischen Wettbrüder Ante und Milan S. hätten ebenfalls Uefa-Cup-Spiele manipuliert. Indiz sei eine rätselhafte Uefa-Liste.

Berlin - Im Fußball-Betrugsprozess hat Robert Hoyzer seinen früheren Schiedsrichter-Kollegen Dominik Marks erneut schwer belastet und dem Verfahren eine neue internationale Dimension gegeben. Im Auto der angeklagten S.-Brüder habe er eine Liste der Europäischen Fußball-Union (UEFA) gesehen, erklärte der Skandal-Schiedsrichter am Donnerstag in Berlin. Darauf hätten schon vor der Veröffentlichung durch die UEFA die Namen der Unparteiischen und UEFA-Delegierten für anstehende Spiele gestanden.

Allerdings konnte Hoyzer vor der 12. Strafkammer des Landgerichtes nicht sagen, ob die drei Kroaten Einfluss auf Europapokal-Spiele genommen hätten. Er sei beim Anblick der Liste zumindest «wahnsinnig überrascht gewesen, weil die Informationen sehr vertraulich sind», sagte Hoyzer. Milan S., der älteste der drei Brüder, habe ihm erklärt, sie hätten halt die Kontakte. Er habe das Gefühl gehabt, dass sie «nicht nur mich hatten», erklärte Hoyzer. Die UEFA gibt die Schiedsrichter-Ansetzungen üblicherweise erst einen Tag vor den Spielen in Champions League und UEFA-Pokal bekannt. Zu Wetten im Ausland schweigen die S.-Brüder bisher.

Hoyzer erwähnte zwar die UEFA-Cup-Zwischenrundenpartie zwischen Panionios Athen und Dynamo Tiflis, die nach einem 0:1 zur Halbzeit noch 5:2 endete. Der 26-Jährige ging aber fest davon aus, dass die S.-Brüder um «Navigator» Ante das Spiel am 1. Dezember 2004 nicht manipuliert hätten. Im Vorfeld sei aber sowohl über die Begegnung gesprochen worden als auch hohe Wettquoten für den Sieg einer Mannschaft trotz Halbzeit-Rückstandes. Ante S. habe offenbar einen Kontaktmann in Griechenland gehabt, den er «Kostas» nannte. «Kostas» wiederum habe Hoyzer den Spitznamen «Houdini» verpasst - in Anlehnung an den Entfesselungskünstler und seine Tricks, mit denen Hoyzer beim DFB-Pokalspiel zwischen Paderborn und dem Hamburger SV (4:2) zur Wende beigetragen hatte.

Bei der Zweitliga-Partie zwischen Unterhaching und Saarbrücken am 28. November 2004, die die Saarländer entgegen der geplanten Manipulation durch Hoyzer 3:1 gewannen, hatte der frühere Schiedsrichter beim Halbzeitstand von 2:0 dagegen die Hoffnung auf den gewünschten Heimsieg aufgegeben. Ante S. habe per SMS in der Pause die avisierte Prämie noch von 35.000 auf 50.000 Euro erhöht und dafür Kritik von Milan geerntet. Auch der dritte Bruder Filip sei im Stadion gewesen, betonte Hoyzer am sechsten Verhandlungstag. Bei dem Spiel sei es offensichtlich um einen sehr hohen Wetteinsatz gegangen. Zum Abschluss seiner dreitägigen Aussage stellte er damit nochmals die Beteiligung der Brüder aus seiner Sicht heraus. Angesichts ihrer hohen Gewinne und des eigenen Salärs von 67.000 Euro und eines Plasma-Fernsehers räumte er aber rückblickend ein: «Das steht in keinem Verhältnis zu dem, was von jedem einzelnen geleistet wurde.»

Der ebenfalls angeklagte Marks, der nach Abstreiten aller Vorwürfe seit Monaten schweigt, habe seine Hilfe angeboten. Vor dem Regionalliga-Spiel zwischen den Amateuren des VfL Wolfsburg und des Hamburger SV (0:0) am 6. November 2004 hat Marks laut Hoyzer offeriert, «etwas zu machen». Der Versuch misslang allerdings, ein Angebot für eine Manipulation beim Spiel zwischen dem 1. FC Union und Eintracht Braunschweig eine Woche später habe Ante S. abgelehnt.

Marks soll jedoch selbstständig mit Ante S. ein Eingreifen beim Zweitligaspiel Karlsruhe - Duisburg (0:3) am 3. Dezember 2004 vereinbart und dafür danach 30.000 Euro erhalten haben. Mit dem Geld soll Marks ein Darlehen von 7.000 Euro abbezahlt und seiner Ehefrau ein neues Familienauto gekauft haben. «Er konnte dann wieder den Audi fahren. Er hatte sich geärgert, dass er vorher Opel Corsa fahren musste», schilderte Hoyzer, während Marks nach unten schaute und seinen Kopf mit den Fingern abstützte. Seine Einlassung wird am kommenden Dienstag erwartet. Sie soll aber ebenso nur verlesen werden wie eine Erklärung des mitangeklagten Ex-Profis Steffen Karl. (tso/dpa)

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