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Prozess vor dem Oberlandesgericht: Wie Claudia Pechstein den Sport verändern wird

Mit ihrem Prozess vor dem Oberlandesgericht könnte Claudia Pechstein nicht nur für sich etwas erreichen, schreibt unser Autor in seinem Kommentar.

Ein Kommentar von Friedhard Teuffel

Was als Dopingfall begonnen hatte, fliegt nun internationalen Sportverbänden und ihrer Gerichtsbarkeit als Bumerang um die Ohren. Claudia Pechstein war als erste Athletin ohne positive Dopingprobe gesperrt worden. Nur war es eben nicht, wie von manchen Sportfunktionären erhofft, der Durchbruch in der Dopingbekämpfung. Die Strafe kam nur durch das eigenartige Rechtsverständnis im Sport zustande.

Das Oberlandesgericht München hat nun Pechstein in Aussicht gestellt, doch noch Recht zu bekommen und gleichzeitig den Sport vorgeführt. Der Internationale Sportgerichtshof, der Pechsteins Fall verhandelt und ihre Sperre bestätigt hatte, weise „strukturelle Defizite“ auf, erklärte es. Athleten sind eben oft schon bevor es losgeht im Nachteil, wenn sie gegen Verbände vor den Sportgerichtshof ziehen. Das System will immer siegen.

Da klingt es ziemlich schräg, dass das Internationale Olympische Komitee und sein Präsident Thomas Bach gerade in dieser Woche die Autonomie des Sports bejubeln. Die Vereinten Nationen hatten dem Sport diese Autonomie kürzlich per Resolution zugesprochen. Bach nannte es einen „historischen Meilenstein“. Ein wirklicher Fortschritt wäre dagegen, wenn er und das IOC anerkennen würden, dass der Sport eine Gerichtsbarkeit braucht, in der ein entscheidendes sportliches Prinzip gilt: Chancengleichheit.

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