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Sport: Radsport: 1000 Franken für eine Tasse Tee

Der heiße Tee wurde ein sündhaft teures Getränk. 1000 Schweizer Franken muss Rudy Pevenage, der Sportdirektor des Teams Telekom, "wegen unerlaubter Verpflegung auf den letzten 20 Kilometern" berappen.

Der heiße Tee wurde ein sündhaft teures Getränk. 1000 Schweizer Franken muss Rudy Pevenage, der Sportdirektor des Teams Telekom, "wegen unerlaubter Verpflegung auf den letzten 20 Kilometern" berappen. Denn ob Nässe, Kälte oder Rheinland-Pfalz-Rundfahrt, das internationale Reglement nimmt darauf keine Rücksicht. Udo Bölts wurde vom Radsport-Weltverband UCI als Teetrinker ausgemacht und mit zwanzig Sekunden und 200 Schweizer Franken bestraft.

Bei derlei provinzieller Instinktlosigkeit war es kaum mehr als eine Randnotiz, dass nicht Bölts, sondern sein Kollege Torsten Hiekmann sich auf dem Stadtkurs von Pirmasens mit dem Heißgeränk gewärmt hatte. Pevenage drohte jedenfalls bis fünf Minuten vor dem Start der dritten Etappe mit dem Rückzug der gesamten Mannschaft. Die war bereits durch die Aufgabe von Alexander Winokurow und Andreas Klöden dezimiert. Den beiden Tourfahrern war es zu nass und zu kalt.

In Nässe und Kälte wie jetzt bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt bereitet sich Jan Ullrich, eingemummt mit Wollmütze, Regencape, langen Arm- und Beinschützern, auf die Straßenweltmeisterschaft in drei Wochen in Portugal vor. "Aber es macht keinen Spaß bei diesem Wetter", räumt er ein. Mit heißem Tee erst hinter dem Ziel, Saunagängen und Massage bekämpft er die in die Muskeln und Glieder gekrochene Kälte. Ullrich klingt verschnupft. Aber er strampelt ja nicht durch den Pfälzer Wald und über den Hunsrück, um zu siegen, sondern um zu trainieren. Den Sieg überläßt er gerne "unserem Urpfälzer Udo Bölts" oder - zwangsläufig - den holländischen Favoriten Erik Dekker oder Michael Boogerd. "Den Holländern fährt keiner nach. Bei mir hängen alle gleich am Hinterrad." Heimnachteil.

Der Schönwetterfahrer hätte sich wie Erik Zabel auch im warmen Spanien unter blauem Himmel und bei strahlender Sonne für Lissabon in Schwung bringen können. Die Vuelta, weiß Ullrich aus eigener Erfahrung, ist ohnehin die "perfekte WM-Vorbereitung". Aber er hat in diesem Jahr nun einmal schon den Giro und die Tour in den Beinen, und drei große Rundfahrten in einer Saison "sind nicht mein Programm".

In Lissabon hat der 27-jährige Merdinger gleich zwei Optionen. Dabei hat für ihn das Straßenrennen auf einem extrem anspruchsvollen Kurs Vorrang vor dem Zeitfahren. "Straßenweltmeister war ich noch nicht. Der Titel fehlt mir noch."

Hartmut Scherzer

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