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Radsport: Paukenschlag zum Abschied

Rauschendes Abschiedsfest für Radprofi Erik Zabel: In seinem letzten Rennen für T-Mobile feierte der 35-jährige Berliner am Sonntag seinen dritten Sieg bei Paris-Tours.

Tours/Berlin - Nach 253 Kilometern ließ der in dieser Saison von Siegen nicht verwöhnte Zabel der Konkurrenz im Massensprint keine Chance und sorgte für gemischte Gefühle in seinem alten Team. Der T-Mobile-Kapitän, der im kommenden Jahr für die neue italienisch-deutsche Mannschaft Milram fahren wird, verwies den um Zentimeter geschlagenen Daniele Bennati (Italien) und den Australier Allan Davis mit einem «Tigersprung» auf die Plätze. In 13 Jahren T-Mobile bzw. Telekom gelangen dem nach Siegen gerechnet erfolgreichsten aktiven Profi 193 Siege.

Sicher profitierte Zabel bei seinem Coup auch von der Abwesenheit seines zukünftigen Team-Kollegen Alessandro Petacchi (Italien) und des Weltmeisters Tom Boonen (Belgien), die ihre Saison beendet haben. Aber eine solche Leistungs-Explosion im vorletzten ProTour-Rennen hätten ihm die meisten nicht mehr zugetraut. Zabels bis dato einziger Erfolg 2005 datiert vom 1. Mai, als er in Frankfurt «Rund um den Henninger Turm» gewonnen hat. Zu Beginn seiner glanzvollen Karriere hatte er Paris-Tour 1994 gewonnen, zuletzt 2003 vor Petacchi, dem er in diesem Jahr so oft unterlag. «Ich bin extrem happy. Das ist hier immer ein spezieller, sehr langer Sprint - Bennati war sehr stark», war Zabels erste Reaktion nach dem Rennen.

Das eigentlich für Sprinter prädestinierte Rennen war lange von den drei Ausreißern Joost Posthuma (Niederlande), José Ivan Guttierez (Spanien) und Stephane Berges (Frankreich) geprägt. Sie hatten sich nach 90 Kilometern abgesetzt. Aber vor allem auf Initiative von T-Mobile, wo Zabel-Kumpel Rolf Aldag (36) sein letztes Rennen bestritt, bevor er in die Kommunikations-Abteilung wechselt, und Lotto (für Robbie McEwen), wurden die Flüchtlinge rechtzeitig gestellt. Danach hatten sich Steijn Devolder und Philippe Gilbert (beide Belgien) 25 Kilomter vor dem Ziel abgesetzt und wurden in einem wahren Krimi erst 150 Meter vor dem Zielstrich gestellt.

Am Ende der drei Kilometer langen Zielgeraden auf der ehrwürdigen Avenue Grammont war Zabel, der vor 14 Tagen bei der WM in Madrid den hohen Erwartungen nicht gerecht wurde, dann wie zu besten Zeiten unangefochtener Herr der Lage. Er machte im Sprint alles richtig.

Am Abend vor dem Rennen hatte er mit den Team-Kollegen einen kleinen vorgezogenen Abschied mit ein wenig Champagner gefeiert. Mit dabei war auch der in Rente gegangene Ex-Manager Walter Godefroot, der Zabels Erfolge über Jahrzehnte begleitet hat. Zabel: «Es war ein emotionaler Moment, gerade auch weil Godefroot nochmal da war. Aber eigentlich bin ich noch so im Renn-Trott, dass ich noch gar nicht richtig merke, dass ich zum letzten Mal in Magenta gefahren bin.»

Danilo di Luca stand bereits vor dem Rennen als erster Gesamtsieger der 27 Rennen umfassenden ProTour-Serie fest. Der Italiener bestritt das Rennen nur als Vorbereitung auf das ProTour-Finale am kommenden Samstag bei der Lombardei-Rundfahrt und stieg 50 Kilometer vor dem Ziel aus. (Von Andreas Zellmer, dpa)

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