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Einsam auf der Landstraße. Das Vuelta-Feld durchquert Spanien.

© dpa

Radsport: Vuelta: Keiner sieht rot

Wegen falscher Routenplanung und fehlender Stars findet die Vuelta in Spanien praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Die 65. Vuelta a España ist spannend. Das Tempo ist hoch. Etappen zum Ausruhen gab es kaum. Das rote Trikot des Gesamtbesten wechselte in schneller Frequenz die Besitzer. Pech nur, dass kaum jemand dieses Radrennen zur Kenntnis nehmen mag.

Denn der Zuschauer ist ein rares Wesen. Das Peloton frisst sich Tag für Tag durch menschenleere Gebiete Spaniens. Das ist aufgrund der ungleichen Besiedlung des Landes eine Normalität dieser Rundfahrt. Selbst langjährige Vuelta-Teilnehmer waren aber über den geringen Zuspruch beim Zeitfahren überrascht. Für Robert Förster stellte das Zeitfahren am Mittwoch gar das am schlechtesten besuchte seiner ganzen Profikarriere dar. „Man muss sich nicht wundern. Wenn die Organisatoren fast den kompletten Kurs auf eine Schnellstraße verlegen, die lediglich zwei Ortschaften mit maximal 200 Einwohnern berührt, dann ist doch klar, dass kaum jemand schnell einmal an die Strecke tritt“, meinte der immerhin viermal unter den Top 10 angekommene Milram-Sprinter.

Auch der begleitende Tross an sich hat übersichtliche Dimensionen. Knapp zwei Dutzend Gestalten verlieren sich in dem Pressesaal, der für mehrere Hundert ausgelegt ist. Zwar hat die Presseabteilung der Vuelta mehr als 350 akkreditierte Medien gezählt. Bei einem Großteil von ihnen muss es sich allerdings um digitale Karteileichen handeln.

Nur zwei Vertreter englisch-sprachiger Medien sind zu erblicken. Diese Zurückhaltung ist sicher eine Reaktion auf die überraschende Nichteinladung von Lance Armstrongs Team Radioshack. Selbst bei den einheimischen Medien hat in Abwesenheit der großen Idole Alberto Contador (Urlaub) und Alejandro Valverde (Dopingsperre) das Interesse im Vergleich zu den letzten Jahren nachgelassen. Immerhin sind die Vertreter der „Hausmagazine“ der Partnerrundfahrten – das französische Sportmagazin „L’Equipe“ und die italienische „Gazzetta dello Sport“ – präsent. Vuelta-Direktor Javier Guillèn kann diese mediale Ebbe aber nicht von einer optimistischen Einschätzung abhalten. „Der Zuspruch der Zuschauer und der Medien wächst kontinuierlich. Die Vuelta wird in diesem Jahr in 144 Länder übertragen“, behauptet er. Zufrieden blickt er auf Neuerungen wie das spektakuläre nächtliche Einzelzeitfahren durch die Innenstadt Sevillas zum Auftakt und das rote Trikot des Gesamtführenden zurück. „Rot ist die Farbe Spaniens. Viele unserer sportlichen Erfolge sind mit dieser Farbe verbunden, zuletzt die der Fußballer und auch die von Fernando Alonso“, meint Guillèn.

Trotz dieser Betonung der nationalen Note ist für ihn nicht wichtig, dass am Ende ein Spanier oben auf dem Podest stehe, sondern dass das rote Trikot durch einen spannenden Kampf geehrt werde. Darüber konnte er sich dank der Auseinandersetzung zwischen den einheimischen Joaquin Rodriguez, Igor Anton und Ezequiel Mosquera sowie dem Italiener Vincenzo Nibali tatsächlich freuen. Beim heutigen Aufstieg zur Bola del Mundo in der Sierra de Madrid wird die Rundfahrt in einem Erzduell des Radsports – der Attackierer Mosquera gegen den gleichmäßigen Pedaleur Nibali – endgültig entschieden. Mal sehen, ob dies dann am Streckenrand jemand sehen will.

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