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Bescheiden im Triumph. Rafael Nadal vergießt auch nach seinem neunten French-Open-Titel noch Tränen der Freude.

© AFP

Rafael Nadal und die French Open: Siege gegen die Zweifel

Neun Siege auf der roten Asche von Paris - kein Tennisspieler war bei den French Open erfolgreicher als der Spanier Rafael Nadal. Doch der Weltranglistenerste ist mehr als bloß ein Sandplatzkönig. Ein Kommentar.

Die Zweifel begleiten Rafael Nadal immer noch. 14 Grand-Slam-Turniere hat der Spanier inzwischen gewonnen - und damit in der ewigen Bestenliste mit Pete Sampras gleichgezogen. Nur Roger Federer liegt mit seinen 17 Titeln noch vor Nadal. Und trotzdem steht der 28-Jährige scheinbar deutlich im Schatten dieser beiden großen Champions. Weil er mit seinen neun Titeln bei den French Open vermeintlich "nur" ein Sandplatzkönig ist. Dass er auch alle anderen Grand Slams schon gewonnen hat, wird zuweilen als glückliche Fügung angesehen.

Auch Nadal selbst meldet durch sein eher zurückhaltendes Auftreten gerade außerhalb des Tennisplatzes keine großen Ansprüche an. Immer wieder betont er, dass die anderen besser seien. Auf der roten Asche von Paris zum Beispiel Björn Borg, obwohl der Schwede in Roland Garros drei Siege weniger auf den Konto hat. Und jeden Triumph über Roger Federer feiert er auch heute noch wie eine kleine Sensation, dabei hat Nadal 23 von 33 Duellen gegen den Schweizer Ausnahmespieler gewinnen können. Seit 2007 hat er bei den vier großen Turnieren nicht mehr gegen Federer verloren. In Paris lautet die Bilanz 5:0.

Sogar 6:0 führt Nadal nach dem Finalerfolg vom Sonntag gegen Novak Djokovic im direkten Vergleich bei den French Open. Das Besondere daran: Nadal hat sowohl Federer (2005 - 2008) als auch Djokovic (2012 - 2014) auf deren Karrierehöhepunkten in Paris dominiert. Anders herum ist es Nadal gelungen, sowohl Federer (in Wimbledon auf Rasen) als auch Djokovic (bei den US Open auf Hartplatz) auf deren Lieblingsbelägen zu bezwingen.

Nadal hat gegen alle anderen Topspieler eine positive Bilanz

Drei Grand-Slam-Titel fehlen dem Mallorquiner nun noch zu Federer. Gut möglich, dass er diese Lücke eines Tages schließt. Für Andre Agassi steht unabhängig davon fest, dass Rafael Nadal der beste Tennisspieler aller Zeiten ist. So jedenfalls äußerte sich der frühere Topspieler kürzlich - und begründete seine These mit einem interessanten Argument. Nadal habe anders als Federer seine Titel in einer Ära geholt, die mit Champions reichlich gesegnet sei. Der Schweizer hingegen wäre bei seinen ersten Siegen gerade in Wimbledon bei den Australian oder US Open längst nicht so sehr gefordert worden.

Nun hinken Quervergleiche immer, dennoch hat die Begründung von Agassi ihren unbestreitbaren Charme. Titel allerdings sind das eine, der Spielstil das andere. Hier ziehen Tennis-Puristen gern das elegante und lockere Spiel eines Federers oder Sampras dem des unbändigen Kämpfers Nadal vor. Doch ist es nicht gerade besonders bewundernswert, wenn jemand für seine harte Arbeit auch die Ernte einfährt? Wenn ihm nicht alles scheinbar leicht fällt und er doch mit den ganz großen Siegen belohnt wird?

Rafael Nadal wird seine Zweifler nie restlos widerlegen können. Er muss es auch nicht. Seine Ergebnisse sprechen für sich.

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