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Rafael van der Vaart

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Rafael van der Vaart: Ohne Verlängerung

Rafael van der Vaart will sich nicht langfristig an den HSV binden und könnte Hamburg bald verlassen. Die Hanseaten nehmen die Entscheidung gelassen - und suchen einen Nachfolger.

Von Karsten Doneck, dpa

Nichts blieb unversucht. Da lockte der Hamburger SV mit einer Verdoppelung des Gehalts. Über vier Millionen Euro sollte Rafael van der Vaart künftig verdienen. Und als das Interesse von Juventus Turin an dem Spielmacher des HSV durchsickerte, versuchten sie, ihm das schnellstens auszureden. Italiens Fußball leide doch unter kräftigem Zuschauerschwund, dazu kämen die ganzen Fankrawalle, es sei also längst kein Vergnügen mehr, unter diesen Umständen im Lande des Fußball-Weltmeisters zu spielen. Einen generellen Sinneswandel bewirkten derlei Argumente indes nicht. „Ich werde meinen Vertrag beim HSV nicht vorzeitig verlängern“, ließ van der Vaart an diesem Wochenende aus seinem Urlaubsdomizil in Dubai wissen. Der Holländer hegt spätestens seit Saisonbeginn den innigen Wunsch, zu einem europäischen Spitzenklub wechseln zu wollen.

Juventus Turin soll derzeit angeblich 17 Millionen Euro für van der Vaart bieten. Aber auch einige englische Klubs bekunden Interesse an dem 24-Jährigen, ebenso der FC Valencia. Van der Vaart selbst schweigt über seinen künftigen Arbeitgeber. Bei dem illustren Bewerberkreis hatte ihn der HSV im Dezember zu einer vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2012 überreden wollen. Van der Vaart erbat Bedenkzeit. Aktuell läuft das Arbeitsverhältnis noch bis 2010, aber schon im nächsten Jahr könnte er für festgeschriebene 1,5 Millionen Euro wechseln. Er bringt dem HSV also nur großes Geld, wenn er in diesem Jahr wechselt. Van der Vaarts Marktwert liegt bei rund 20 Millionen Euro.

Der FC Valencia war schon im Sommer 2007 bereit, diesen Preis zu zahlen. Das Angebot aus Valencia löste ein mächtiges Theater in Hamburg aus. Als der HSV die Spanier von Anfang an abblitzen ließ, reagierte van der Vaart bockig. Er ließ sich für Zeitungen provokativ in einem Trikot des FC Valencia fotografieren, und als der HSV im Uefa-Pokal bei Honved Budapest antreten musste, hatte sich der Holländer tags zuvor gerade mal verletzt – beim Hochheben seines Sohnes. Ein Hexenschuss, so hieß es. Van der Vaarts Sohn Damian war zu dem Zeitpunkt gerade mal etwas mehr als ein Jahr alt. Hätte van der Vaart in Budapest gespielt, wäre er bei einem Wechsel für Europapokalspiele anderer Klubs bis Jahresende gesperrt gewesen.

Selbst Fifa-Präsident Joseph Blatter gingen Ende August die Eskapaden des Fußballstars zu weit. „Van der Vaart ist einer von denen, die nicht verstanden haben, dass ein Spieler eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung hat“, rüffelte Blatter in der „Sport Bild“ in barscher Form den Spieler. Die Lage beruhigte sich erst wieder nach Ende der Wechselfrist. Der HSV hatte seinerseits auf stur geschaltet und keinerlei Kompromissbereitschaft erkennen lassen.

Rafael van der Vaart fügte sich. Widerwillig oder nicht? Jedenfalls versprach er, sich nun wieder voll auf den HSV zu konzentrieren, er räumte auch ein, dass die Aktion mit dem Foto im Valencia-Trikot ein Fehler gewesen sei. Die Fans, von denen rund 700 beim Spiel in Budapest noch ihrem Unmut Luft gemacht hatten mit „Van der Vaart – Hochverrat“-Rufen, schlossen ihren Frieden mit dem Spieler, der fortan mit Topleistungen überzeugte. Alles war wie vorher.

Für Rafael van der Vaart soll das zunächst so bleiben. „Ich werde mich jetzt voll auf die Rückrunde konzentrieren“, verkündet er. Sein Berater Sören Lerby, der frühere Profi vom FC Bayern, wird dann in der Zwischenzeit die eingehenden Angebote sondieren. Turin ist dabei nur eine Option für seinen Schützling.

Derweil kann sich der HSV in Ruhe nach einem Nachfolger für van der Vaart umsehen. Einen Kandidaten für dessen Position findet sich in den eigenen Reihen: Nationalspieler Piotr Trochowski fühlt sein Leistungsvermögen bei Trainer Huub Stevens oft nicht ausreichend gewürdigt. Aber auch Stevens verlässt den Verein ja am Saisonende. Und vielleicht entscheidet sich der HSV mit den Millionen aus einem van-der-Vaart-Verkauf ja auch für eine kostspielige Lösung: Auch über Luka Modric (22), kroatischer Nationalspieler von Dinamo Zagreb, wurde in Hamburg schon mal spekuliert.

Ansonsten betrachten sie in Hamburg den angekündigten Wechsel van der Vaarts eher hanseatisch kühl. Wie sagte HSV-Profi Vincent Kompany doch schon mal so treffend? „Beim HSV wurde 100 Jahre lang ohne van der Vaart Fußball gespielt, das schafft der HSV sicher auch noch die nächsten 100 Jahre.“

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