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Sport: Rafael van der Vaart

Wie der Holländer gegen Hannover spielte

Von Karsten Doneck, dpa

Wie er da herumtänzelt am Mittelkreis, die Füße kurz und heftig in den Rasen stampft, das verrät seine Ungeduld. Rafael van der Vaart kann den Spielbeginn kaum erwarten. Und als dann Schiedsrichter Knut Kircher wenige Sekunden später die Partie gegen Hannover 96 anpfeift, da sucht der kleine Holländer in Diensten des Hamburger SV sofort sein Arbeitsfeld in des Gegners Hälfte. Immer wieder reckt er einen Arm in die Höhe. „Seht her! Hier bin ich! Ich will den Ball!“, signalisiert er den Mitspielern mit dieser Geste. Die Offensivaktionen des HSV laufen aber zunächst überwiegend über Juan Pablo Sorin und Piotr Trochowski.

Doch da gibt es ja die Standardsituationen, eine der Spezialitäten des Rafael van der Vaart. Nach rund 20 Minuten hat der HSV zwei Eckbälle herausgewurstelt, einen von rechts, einen von links. Beide tritt van der Vaart so präzise, dass kurzzeitig Unruhe in Hannovers Abwehr entsteht. Ein Tor fällt aber nicht. Das hat van der Vaart zwischen den beiden Eckbällen selbst auf dem Fuß. Boubacar Sanogo passt den Ball auf den in den Strafraum gestarteten van der Vaart. Dem stürzt sich sofort Torwart Robert Enke entgegen. Der HSV-Kapitän entschließt sich zur bestmöglichen Lösung: Er lupft den Ball über Enke hinweg, aber auch auf das Tornetz. Nur einen einzigen Freistoß aus einer Entfernung, die in Tornähe liegt, bekommt der HSV in Halbzeit eins. Schütze ist – natürlich – van der Vaart, doch sein Schuss aus rund 35 Metern verfängt sich in der 96er-Abwehr. Mit Fortdauer des Spiels versucht van der Vaart immer mehr, sich in der eigenen Hälfte Bälle zu holen. Besonders effektiv sind seine Bemühungen nicht, er reibt sich auf in vielen Zweikämpfen. Auf den sonst oft von ihm gezeigten virtuosen Umgang mit dem Ball verzichtet er.

Nach der Pause erhöht der HSV den Druck – nicht zuletzt dank van der Vaart. Aber es gibt Abstimmungsprobleme mit den Mitspielern. Als Sorin in der Spielfeldmitte einen Kurzpass auf van der Vaart spielen will, erreicht der Holländer den Ball nicht. Er war acht Wochen verletzt, spielt erst das zweite Mal wieder mit; beim ersten Mal, vor einer Woche, schaffte der HSV den ersten Sieg der Saison. Solche Missverständnisse kommen vor. Van der Vaart will aber das Führungstor erzwingen: Gegen seinen Schuss in der 50. Minute rettet Enke nur mit allergrößter Mühe. Das Aufbäumen kostet Kraft, van der Vaart kann nach 70 Minuten das Tempo nicht mehr halten. Eine Viertelstunde vor Schluss klatscht er noch mal in die Hände, um den Mitspielern einen Schub zu geben.

Fünf Minuten vor dem Abpfiff holt ihn Trainer Thomas Doll dann vom Feld. Ein kurzer Klaps auf die Hüfte von Benjamin Lauth, der am Spielfeldrand auf seine Einwechslung wartet, dann greift van der Vaart zur gelben Flasche mit dem Iso-Getränk – das war’s.

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