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Sport: Rafati geht es besser

Der Schiedsrichter, der sich das Leben nehmen wollte, wird weiter in einem Krankenhaus behandelt. Fußballspieler mahnen zu mehr Respekt vor den Referees

Berlin - Die wichtigste, eigentlich sogar die einzig wichtige Nachricht kam am Sonntag aus dem Kölner Eduardus-Krankenhaus. Schiedsrichter Babak Rafati befindet sich nach seinem Suizidversuch am Samstag, der zur kurzfristigen Absage des Bundesligaspiels zwischen dem 1. FC Köln und dem FSV Mainz 05 geführt hatte, auf dem Weg der Besserung. „Sein Gesundheitszustand ist stabil“, sagte Ralf Köttker, Sprecher des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Bereits am Samstagabend konnten seine Angehörigen Rafati im Krankenhaus besuchen.

Die Ermittlungen der Kölner Polizei dauern an. Die Polizei bestätigte am Sonntag, dass es keine Hinweise auf ein Fremdverschulden gebe. Wie berichtet, war Rafati kurz vor dem Spiel, das er leiten sollte, von seinen drei Assistenten in seinem Hotelzimmer aufgefunden und offenbar gerettet worden. Sie wurden umgehend seelsorgerisch betreut. DFB-Präsident Theo Zwanziger offenbarte bei einer Pressekonferenz am Samstagabend auch Details zum Hergang, die Polizei tat das nicht.

Die Motive für Rafatis Handeln sind weiterhin unklar. In seinem Hotelzimmer sind nach Angaben Zwanzigers Notizen gefunden worden. Nach Tagesspiegel-Informationen gehörte der 41-Jährige nicht zu den zunächst 21 Verdächtigen in der Affäre um Steuerhinterziehung bei Spitzenschiedsrichtern. Zwanziger deutete einen Zusammenhang mit dem öffentlichen Druck an, unter dem Schiedsrichter stünden. Rafati habe sich offenbar in einer ausweglosen Situation gesehen. „Ich kann dies mir eben auch nur so erklären, dass der Druck auf die Schiedsrichter aus den unterschiedlichsten Gründen ungeheuer hoch ist und überhaupt in diesem Leistungssport ungeheuer hoch ist“, sagte Zwanziger. „Und wir es einfach nicht schaffen, das Ganze in eine richtige Balance zu bringen.“ Rafati war immer wieder wegen seiner Leistungen und auch wegen seines Auftretens auf dem Platz kritisiert worden. Fans schmähten ihn in den Stadien und im Internet. Vom DFB war er in dieser Saison nicht mehr für internationale Spiele nominiert worden. Der iranisch-stämmige Schiedsrichter hat bislang 84 Bundesliga-Spiele absolviert, er debütierte vor sechs Jahren ausgerechnet bei einer Partie zwischen Köln und Mainz. Rafatis Vater erklärte am späten Samstagabend, er habe keine Anzeichen von Resignation erkennen können.

Am Wochenende riefen Manager und Spieler verschiedener Bundesligisten zu mehr Rücksicht auf die Schiedsrichter auf. „Auch im Fußball sollte die Menschlichkeit im Vordergrund stehen“, sagte etwa Lewis Holtby vom FC Schalke 04. „Schiedsrichter sind keine Maschinen. Sie sind auch nur Menschen.“ Auch Hertha-Profi Christian Lell mahnte ein weniger aggressives Verhalten gegenüber Schiedsrichtern an (siehe Interview).

Bei Rafatis Heimatverein in Hannover, der SpVgg. Niedersachsen Döhren, herrschten Ratlosigkeit und Trauer vor. „Ich war tief betroffen, weil ich ihn immer ganz anders eingeschätzt habe“, sagte Vereinschef Hubert Ruppel. „Insofern konnte ich mir nicht vorstellen, dass er aus irgendeiner Situation einen solchen Schluss zieht.“ Reinhard Rauball, der Präsident des Ligaverbandes DFL, sprach von einem Schock für die Bundesliga. Zu Rafatis persönlicher Situation meinte Rauball: „Ich wünsche ihm, dass er diese Krankheit, die er im Moment akut hat, überwindet, dann aber auch die Ursachen beseitigen kann, die ihn dazu veranlassen mussten, eine solche Tat zu begehen.“

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