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Rainer Bonhof beeindruckt die Qualität der Bayern. Der heutige Vizepräsident von Borussia Mönchengladbach gewann zwischen 1975 und 1977 dreimal den Meistertitel.

© Imago

Rainer Bonhof über Serienmeister: „Der besondere Wille macht die Bayern aus“

Gladbachs Idol Rainer Bonhof gratuliert den Münchnern zur vierten Meisterschaft in Serie – und kann gut damit leben, dass er jetzt einen Rekord los ist.

Herr Bonhof, sind Sie traurig, dass die Bayern am Samstag Meister geworden sind?

Wieso sollte ich traurig sein?

Die Bayern sind die erste Mannschaft, die jetzt zum vierten Mal hintereinander den Titel gewonnen hat. Bisher haben Sie mit Borussia Mönchengladbach und drei Meisterschaften hintereinander noch den Rekord mit gehalten. Den sind Sie jetzt los.

Wissen Sie was? Das interessiert mich ungefähr so sehr, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt. Seitdem sind fast vierzig Jahre vergangen. Was soll das also? Rekorde sind dazu da, dass sie gebrochen werden. Die Bayern haben es geschafft – prima! Herzlichen Glückwunsch.

Kein bisschen Wehmut – weil der Rekord zumindest noch ein Beleg für die historische Größe war, die Borussia Mönchengladbach mal hatte?

Das mag so sein. Aber die Zeiten haben sich verändert. Mario Götze ist jetzt auch der jüngste deutsche Weltmeister aller Zeiten.

Vorher waren Sie das.

Genau. Stellen Sie sich das mal vor! Noch mit 62 war ich Deutschlands jüngster Weltmeister aller Zeiten. Wurde doch langsam Zeit nach vierzig Jahren. Was ich sagen will: Wenn die Dinge sich weiterentwickeln und die Bayern eben zum vierten Mal hintereinander Meister geworden sind – dann freu’ ich mich für die Bayern. Endlich wieder ein neuer Rekord!

Gibt es einen Grund dafür, dass es so lange gedauert hat?

Das interessiert doch keinen, außer Statistiker. Und ich bin kein Statistiker.

Vielleicht ist eine Mannschaft nach drei Titeln nicht mehr ganz so hungrig. Die letzte Besessenheit, der letzte Tick fehlt.

Wieso soll der letzte Tick fehlen? Wenn Sie die Geschichte vor Augen haben, wissen Sie vielleicht, dass uns 1978 zur vierten Meisterschaft hintereinander ganze drei Tore gefehlt haben – und wir am letzten Spieltag mit dem 12:0 gegen Dortmund einen Bundesligarekord aufgestellt haben.

Sie selbst haben beim 12:0 gegen Dortmund verletzt gefehlt. Anschließend sollen Sie gesagt haben: „Wenn ich dabei gewesen wäre, wäre Borussia viermal hintereinander Meister geworden.“

Nee, nee, das habe ich nicht gesagt. An dem Tag haben wir einfach außergewöhnlich gut gespielt. Möglicherweise hätte ich da nur gestört.

Nach dieser Saison sind Sie nach Valencia gewechselt, Jupp Heynckes und Herbert Wimmer haben ihre Karrieren beendet. War der Mannschaft bewusst, dass es möglicherweise die letzte Chance ist, noch einmal etwas Großes zu erreichen?

Gladbach war es gewohnt, gute Spieler zu verlieren. Wir haben es immer recht ordentlich hinbekommen, dass wir eine vernünftige Mannschaft hatten.

Die Bayern haben mehr als eine vernünftige Mannschaft. Was macht sie so stark?

Die Bayern haben ein unglaubliches Potenzial auf allen Positionen und eine extreme Ausgeglichenheit im Kader. Natürlich gibt es auch mal ein schwächeres Spiel. Aber das ist normal. Vor allem sind die Bayern in der Lage, nach großen Europapokalspielen in der Bundesliga immer noch Siege einzufahren, die vielleicht nicht immer ganz so schön anzusehen sind, die aber einfach erkennen lassen, dass da ein besonderer Wille dahinter steht. Das macht die Bayern aus.

Finden Sie die Dominanz der Bayern nicht langsam auch ein bisschen langweilig?

Nein. Die Mannschaft, die über eine Saison das Optimum bringt, verdient es, Meister zu werden. Bayern hat schon eine außergewöhnliche Mannschaft.

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