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Rallye Dakar: Ausfahrt Buenos Aires

Die Rallye Dakar weicht wegen Terrors nach Südamerika aus – sie führt 2009 durch die trockenste Wüste der Welt und die Pampa. Auch dort ist die Motorsportbegeisterung groß.

Wenn die Motoren nächstes Jahr zur berühmtesten Wüstenrallye der Welt starten, wird tiefer Sand ihnen zunächst nichts anhaben. Ihren Namen trägt die Rallye Dakar dann nur noch als irreführendes Etikett mit sich herum. Denn statt durch die afrikanische Wüste führt die Tour 2009 durch Südamerika. Wie am Dienstagabend die argentinische Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner im Präsidentenpalast von Buenos Aires zusammen mit den Veranstaltern bekanntgab, wird das Autorennen nächstes Jahr statt in Afrika in Chile und Argentinien stattfinden.

In diesem Jahr war die seit 1978 stattfindende Rallye Dakar erstmals wegen Terrordrohungen abgesagt worden. Nach Geheimdiensterkenntnissen wollten islamistische Terroristen die Fahrer in Mauretanien offenbar mit Boden-Boden-Raketen und Granatwerfern angreifen. Zudem waren Entführungen von Rallye-Teilnehmern und Angriffe mit Kamikazebombern geplant. Außerdem wurden im Dezember vergangenen Jahres vier französische Touristen in Mauretanien durch mutmaßliche Al-Qaida-Anhänger getötet. Nun weicht die Rallye, die Afrika Jahr für Jahr in den Blick der Sportwelt rückte, ganz aus ihrer Heimat. Buenos Aires wird am 3. Januar 2009 Start- und am 18. Januar Zielort der Rallye sein.

Die 9270 Kilometer lange Strecke führt während der 16 Tage über wilde Bergstraßen der Anden, staubige Pisten Patagoniens, endlose Kuhweiden der Pampa und – als Hommage an die Sahara – durch die trockenste Wüste der Erde, die Atacama-Wüste im Norden Chiles. Einen Tag Pause dürfen die Fahrer in der chilenischen Hafenstadt Valparaiso einlegen. „Die Piloten werden eine neue Landschaft entdecken, aber mit demselben Kampfgeist antreten“, verkündete Rallye-Direktor Etienne Lavigne. „Das wird ein richtiges Abenteuer. Manche Etappen sind sehr hart.“ Argentinien und Chile veranstalten jedes Jahr regionale Rallyes und haben mit solchen Events einige Erfahrung.

„Hier haben wir weder Stammeskonflikte noch Terrorismus. Die Sicherheit ist garantiert“, betonte der argentinische Tourismusminister Enrique Meyer – und unterschlug dabei den vermutlich von Iran organisierten Terroranschlag auf das jüdische Gemeindezentrum von Buenos Aires im Jahr 1994. Die Südamerikaner hätten sich von Anfang an begeistert von der Idee gezeigt, die Rallye zu beherbergen, sagte der Rallye-Direktor Lavigne. Damit wird die Rallye ihr 30. Jubiläum in Südamerika feiern – die insgesamt 880 Renn- und Begleitfahrzeuge sollen Ende des Jahres per Schiff aus Europa und Nordamerika nach Buenos Aires transportiert werden.

Die Motorsportbegeisterung ist in Chile und Argentinien jedenfalls groß. „Ich bin stolz, dass Argentinien ausgewählt wurde. Die Rallye ist eine fantastische Werbung für unseren Tourismus“, sagte Argentiniens Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner. Der Fremdenverkehr boomt in Argentinien – 2007 besuchten 4,5 Millionen Urlauber das Land. Kirchner zeigt bereits Interesse, das Rennen auch 2010 nach Südamerika zu holen.

Rennorganisator Lavigne hegt dagegen die Hoffnung, wieder nach Afrika zurückkehren zu können – sobald es die geopolitische Lage erlaube. „Es handelt sich nur um eine Pause, bis die Sicherheitsauflagen erfüllt werden können“, sagte er. Gleichzeitig schloss er nicht aus, in Zukunft weitere Kontinente für die Rallyefahrer zu erschließen.

Die ersten Reaktionen bei Fahrern und Teams auf die Standortverlegung fallen unterschiedlich aus. „In Chile und Argentinien gibt es viele verschiedene Terrains. Die Atacama-Wüste ist mit ihren riesigen Dünen und hohen Bergen eine Riesenherausforderung und schwieriger als die Sahara“, sagte Dominique Serieys, der Direktor von Mitsubishi Motorsport. Die deutsche Jutta Kleinschmidt hingegen kritisiert die neue Streckenführung. „Argentinien und Chile sind zwar schöne Länder und verfügen über sehr schöne Strecken, doch man hat dort nicht diesen hohen Offroad-Anteil wie in Afrika“, sagte die 45-Jährige, die 2001 als erste und bislang einzige Frau die Rallye gewonnen hat. Doch obwohl Kleinschmidt „Planungsprobleme und hohe Zusatzkosten etwa für den Transport der Fahrzeuge“ befürchet, will sie auch für die Rallye in Südamerika ein eigenes Team zusammenstellen.

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