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© X80001

Rallye Dakar: Deutscher Pilot rast in Zuschauer

Nach dem Start in Argentinien beschäftigt ein Todesfall die Rallye Dakar – es ist der 59. in der Geschichte der Rennrundfahrt.

Welch ein glanzvoller Beginn: Zum Start der Rallye Dakar jubelten mehr als 300 000 Zuschauer in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires den Teilnehmern zu – die zweite Rundfahrt durch Südamerika nach der Flucht vor dem Terror aus Afrika sollte ein weiterer Triumphzug werden, inmitten der Feierlichkeiten zur 200-Jahr-Feier der Eigenständigkeit Argentiniens. Nach einer Fahrt über 900 Kilometern nach Santiago de Chile und zurück sollte der Sieger wieder begeistert in Buenos Aires empfangen werden. So war es geplant.

Welch ein schrecklicher Beginn: Schon auf der ersten Etappe schlug die Begeisterung in Argentinien in einen Schock um. Und er trifft besonders die Fans, die nicht nur an den Start- und Zielpunkten zu Tausenden stehen, sondern auch entlang der anfangs engen, kurvigen Strecke. Auf den Seiten- und Mittelstreifen, Autobahnbrücken, Parkplätzen – überall warten ganze Familien und feiern die vorbeifahrenden Piloten. Doch genau das hat zur Tragödie geführt, die seit diesem Samstag (Ortszeit) Argentinien bewegt. Gleich auf der ersten Etappe ist eine argentinische Zuschauerin angefahren und tödlich verletzt worden. Sie wurde nur 28 Jahre alt. Es ist bereits der 59. Todesfall bei Rallye Dakar seit der ersten Austragung 1978.

Der deutsche Pilot Mirko Schultis und sein Schweizer Beifahrer Ueli Leardi waren bei Kilometer 75 der Etappe zwischen Colón und Cordoba in ihrem Auto „Desert Warrior“ von der Straße abgekommen. Sie durchbrachen einen Zaun und fuhren in eine Zuschauergruppe. Die Frau erlag den Unfallverletzungen im Krankenhaus von Cordoba, vier weitere Personen wurden teils schwer verletzt. „Wir sind in einer Staubwolke hinter einem Konkurrenten hergefahren“, sagte Copilot Leardi später. „Durch die schlechte Sicht haben wir eine Kurve übersehen.“ Schultis und Leardi gaben am Sonntag die Rallye geschockt auf.

Die Rennleitung betonte, dass sich die Zuschauergruppe nicht im Bereich einer öffentlichen „Public Zone“ befunden habe. Das sind speziell eingerichtete und gesicherte Bereiche für Zuschauer. Berichte von Augenzeugen besagen allerdings, dass die Gruppe auf einem umzäunten Grundstück stand und von dort aus das Rennen verfolgen wollte.

Die beiden Piloten kamen erst Stunden nach dem Unfall in Begleitung der Polizei in ihrem eigenen Fahrzeug ins Biwak. Erst dort erfuhren sie vom Tod der Argentinierin. Die Polizei verhörte sie im Anschluss vor Ort. Von den Organisatoren hieß es, dass den beiden ein Arzt zu Seite steht. Für Schultis war es die erste Teilnahme an der Rallye Dakar. Er hatte zuvor einige andere Off-Road-Rennen sowie 24-Stunden-Rundstreckenrennen absolviert.

Aus dem Fahrerlager gab es Aufrufe an die Fans, Abstand zu halten. „An der Strecke gab es sehr viele Zuschauer. Die rennen einfach vors Auto, weil sie das Fahrzeug sehr nahe sehen wollen“, erklärte der neue VW-Werksfahrer Nasser Al-Attiyah der Deutschen Presse-Agentur. „Wir versuchen schon sehr genau zu fahren, das gelingt aber nicht immer. Es ist sehr schwer, die Zuschauer unter Kontrolle zu halten.“ Auch am Sonntag (Ortszeit) säumten Tausende die Strecke.

Schultis’ Copilot Leardi erklärte außerdem, dass ein vor ihrem Wagen fahrender Konkurrent vor dem Unfall mit dem so genannten Sentinel-System gewarnt worden sei. Dieses System soll die Gefahren beim Überholen minimieren. Schnellere Fahrzeuge, die von hinten auf einen langsameren Gegner auflaufen, betätigen einen Knopf, wodurch der Vordermann ein Warnsignal erhält. Nichtbeachtung wird durch die Rallye-Dakar-Organisation bestraft.

Ob der Unfall hätte irgendwie verhindert werden können, blieb allerdings auch nach diesen Aussagen unklar.

Stefanie Szlapka[Cordoba]

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