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Randale: Hooligan beißt Polizisten

Die Freude über das deutsch-polnische Fußballfest überwog, doch erstmals bei der WM gab es auch unschöne Bilder. Hooligans in Dortmund störten den Frieden - die Polizei griff konsequent durch.

Dortmund - Fußball-Fest mit Schönheitsfehlern: Mit den ersten Ausschreitungen von Hooligans am Rande des Spiels Deutschland gegen Polen sind am Mittwochabend die ersten unrühmlichen Bilder von der WM aus Deutschland um die Welt gegangen. Zwar war die Zahl der Chaoten in der Schar von 100.000 Fans eine verschwindend geringe Minderheit, und die Situation geriet dank eines Großaufgebots der Polizei auch nicht außer Kontrolle - doch vom Aggressions-Potenzial der Hooligans war selbst der Dortmunder Polizeipräsident Hans Schulze überrascht. «Es war eine aufgeladene Situation in der Stadt.»

Die rauschenden Feiern vor und während des Spiels blieben davon weitgehend unbehelligt, denn der Spuk auf einem Platz in der Dortmunder Innenstadt und einigen Nebenstraßen war schnell vorbei und wurde wenige hundert Meter weiter kaum noch registriert: Als die Polizei rund 150 deutsche Hooligans ausfindig machte und sie umringte, brachen einige aus. Dann warfen umherstehende betrunkene Fans aus dem deutschen Lager Glasflaschen, Stühle und Knallkörper auf die Einsatzkräfte. Die Polizei sprach von einem Solidarisierungseffekt, den es vorher so noch nicht gab.

Während fast in ganz Dortmund entspannte Heiterkeit herrschte - Deutsche und Polen plaudern, flirten, trinken Bier und schießen gemeinsame Erinnerungsfotos -, lieferten sich mehrere Hooligan- Gruppen in Seitenstraßen ein «Katz-und-Maus-Spiel» mit den Beamten. Am Ende waren es 429 so genannte Fans, die festgesetzt wurden, davon 278 Deutsche. Insgesamt erlitten 32 Störer leichte Blessuren. Ein Polizist wurde von einem Hooligan mit einem Biss in die Wade ebenfalls leicht verletzt, konnte seinen Dienst aber fortsetzen.

Die Hooligan-Szene randalierte ausgerechnet bei dem Spiel, zu dem der Deutsche Fußball-Bund den früheren französische Polizisten Daniel Nivel nach Dortmund eingeladen hatte. Der heute 51 Jahre alte Nivel war am 21. Juni 1998 während der Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich von deutschen Hooligans überfallen worden. Die Gewalttäter verletzten den Mann mit Schlägen und Tritten so schwer, dass er sechs Wochen lang im Koma lag. Mühsam musste er wieder gehen lernen. Sprechen kann der Familienvater bis heute nicht.

Noch in der Nacht konnten fast alle Hooligans die Gefangenensammelstelle wieder verlassen, weil weder Haftbefehle noch schwere Straftaten vorlagen. Zur selben Zeit atmete auch Polizeipräsident Schulze auf, schließlich hatte es keine verabredete Schlägerei zwischen deutschen und polnischen Gewalttätern gegeben - obwohl es im Vorfeld Hinweise dazu gab. Lob für das Vorgehen der Beamten kam von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und seinem NRW-Amtskollegen Ingo Wolf sowie von der Gewerkschaft der Polizei (GdP), die den Beamten einhellig ein umsichtiges Handeln bescheinigten.

Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) würdigte vor allem den Einsatz polnischer Verbindungsbeamten. Dank ihrer Hilfe sei es gelungen, einzelne Hooligans gezielt aus großen Gruppen von Fans herauszupicken. Das Ausmaß der Ausschreitungen in Dortmund war nach Einschätzung eines ZIS-Sprechers begrenzt. «Das war keine übermäßige Sache.» (tso/dpa)

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