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Sport: Rasend durch den Sommer

Anni Friesinger bereitet sich in Italien mit einer Holländerin vor

Tirrenia. Noch weht ein frischer Wind über den Strand zwischen Livorno und Pisa. Die Sonnenschirme und Liegen stehen noch verlassen auf den sauber abgegrenzten Terrains der privaten und kommunalen Strandbesitzer und Pächter. Die Italiener aus den benachbarten Großstädten sind bei der Arbeit, die ersten Urlauber sitzen am Frühstückstisch. Draußen rollt der italienische Straßenverkehr über die Küstenstraße, ab und zu unterbrochen durch vereinzelte Gruppen von Radrennfahrern. Eine davon ist rasend schnell: Es ist das Team Anni Friesinger.

Wenn Trainer Markus Eicher im 35 Grad heißen Tirrenia über seine Leute im Team spricht, fehlt selten der Hinweis: „Den haben wir für Anni geholt, weil…“ So kam auch die Einladung an die 29-jährige Barbara de Loor zustande. Anni Friesinger hatte die WM-Vierte aus Heerenveen in den Niederlanden im Frühjahr eingeladen, in ihr Team zu kommen. „Wenn eine Olympiasiegerin und Weltmeisterin dich fragt, dann brauchst du wirklich nicht lange zu überlegen“, sagt Barbara de Loor. „Ich habe einen Crash-Kursus in Deutsch gemacht. Und wenn ich wirklich mal nicht weiter weiß, dann hilft mir Anni.“

Die deutsche Eisschnellläuferin aus Inzell mit Wohnort Salzburg ist im Land der Windmühlen und Grachten „unglaublich populär“, erzählt die neue Trainingskollegin aus den Niederlanden. Für die Spezialistin über 1500 und 3000 Meter, deren Ziel die Olympischen Spiele von Turin im Jahre 2006 sind, ist die Arbeit im Friesinger-Team „eine neue Herausforderung. Mal gucken, was dabei herauskommt.“ Ihre ersten Erfahrungen? „So viel anders als in Holland wird hier nicht trainiert. Es ist immer lustig, macht Spaß.“ Nicht nur Trainingsmaloche, wie das deutsche Eisschnelllaufen der Claudia Pechstein (Berlin), Sabine Völker (Erfurt) und Co. in den Niederlanden meist dargestellt wird.

Der Aufenthalt ist für Barbara de Loor allerdings nicht kostenlos. Sie lebt inzwischen in Inzell nahe dem Eisstadion und muss 2000 Euro bezahlen für die medizinische Betreuung. „Alles mit dem deutschen Verband abgesprochen“, sagt Markus Eicher, der sich auch etwas von Barbara de Loor verspricht. „Wir lernen so auch andere Trainingsmethoden kennen.“

Dazu liest Anni Friesinger im Trainingslager viel – und sie lernt auch fleißig Italienisch. Das aber nicht nur wegen der Trainingsumgebung von Tirrenia am Mittelmeer oder in der Höhe von Livignio, sondern auch wegen Turin. In der italienischen Metropole des Piemont finden im Februar 2006 die Olympischen Spiele statt. Und da möchte Anni Friesinger das wiederholen, was ihr bei der Weltmeisterschaft in Berlin vor drei Monaten bereits glückte: Gold über drei Strecken.

Egon Boesten

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