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Sport: Ratlos, schlaflos

Wie Albas Spieler mit dem unverhofft frühen Abschied aus Europa umgehen

Berlin - Es war ein letzter verzweifelter Versuch. Als alles vorbei war, rollten Fans auf dem Spielfeld ein Transparent aus, auf dem neben dem Schriftzug Alba eine riesige „1“ prangte. Nur eine Minute später legten die Anhänger das Transparent wieder zusammen, so als habe es keine wirkliche Daseinsberechtigung. Die Zeiten, in denen die Berliner Basketballer die Nummer eins waren, sind vorbei. Vielleicht nur vorübergehend, vielleicht auch für immer. Das hatten sie alle gespürt an diesem Abend, der mit so vielen Glückwünschen begonnen hatte. Es war Zufall, dass die Spieler Tanel Tein und Michael Wright sowie Mannschaftsarzt Gerd-Ulrich Schmidt in den vergangenen Tagen Geburtstag hatten und der Hallensprecher dies, wie immer, bekannt gab. Doch es passte ins Bild – Alba hatte zum letzten Mal die Chance etwas zu feiern, ehe der Abend einen enttäuschenden Verlauf nahm.

Auf der Ersatzbank presste Teammanager Henning Harnisch während des Spiels häufig angespannt beide Handflächen aneinander, Kotrainer Henrik Rödl stützte den Kopf auf den Arm. Ein ähnliches Bild boten Präsident Dieter Hauert und Vizepräsident Marco Baldi auf der Tribüne.

Als Alba kurz vor Schluss auf 59:61 verkürzte, sprangen die Ersatzspieler auf. Harnisch, Rödl und Kotrainer Burkhardt Prigge aber verharrten reglos auf der Bank. Angespannt? Ungläubig, dass es noch zu einer Wende kommen würde?

Baldi verließ seinen Tribünenplatz schon, als Saloniki noch die letzten Freiwürfe ausführte, er hatte genug gesehen. Die Spieler konnten nicht flüchten. Sie mussten sich den fassungslosen, zumeist schweigenden Fans stellen. Szymon Szewczyk und Tanel Tein liefen auf die eine Seite der Halle, Matej Mamic, Stefano Garris und einige Kollegen auf die andere Seite. Sie klatschten die treuesten Anhänger ab, die ihnen noch die Hände entgegenstreckten, der eine oder andere Fan klatschte sogar aufmunternd. Viele waren es nicht.

Auch als die Spieler endlich in die Kabine durften, wurde es für sie nicht besser. Mit hängenden Köpfen ertrugen sie die Worte ihres Trainers Emir Mutapcic. „Ich bin ratlos, weiß nicht, woran es liegt“, flüsterte Garris betreten.

Die Erkenntnis, in Europa nur zu den Kleinen zu gehören, hinterließ Spuren. Marco Baldi drückte sich so eloquent aus wie immer, doch seine Stimme klang belegt, aus dem Gesicht war die gewohnte Zuversicht gewichen. „Wir sind angefressen“, sagte er über die vergangenen Wochen, „man ist dünnhäutiger, schläft schlecht und ärgert sich.“ Daran wird sich so schnell wohl nichts ändern.

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