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So einfach kann das gehen. Der Mönchengladbacher Torschütze Marco Reus (r.) jubelt mit Mike Hanke zum 2:0. Foto: dpa

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Sport: Rausch durch Reus

Borussia Mönchengladbach feiert beim 5:0 gegen überforderte Bremer den höchsten Saisonsieg

Allein mit dem Trikot des dreifachen Torschützen wollte sich Lukas Schmitz an diesem Nachmittag nicht begnügen. Eine 0:5 (0:3)-Abreibung hatten sich Bremens Abwehrspieler und die Kollegen im Borussia-Park abgeholt – doch während er sich das Leibchen von Marco Reus, dem Schützen des zweiten, dritten und vierten Gladbacher Treffers besorgte, erkundigte sich Schmitz auch gleich noch einer grundlegenden Sache. „Er hat mich gefragt, ob wir noch die ganze Liga auseinander nehmen wollen“, berichtete Reus vom Treffen mit Werders Abwehrmann - und gab als Antwort erneut die Wir-denken-nur-von-Spiel-zu-Spiel-Haltung der Gladbacher zum Besten.

So oft haben sie das erste Gebot ihres Trainers Lucien Favre inzwischen wiedergekäut, dass es dem 22-Jährigen fast schon peinlich ist. „Ich sage ja doch immer dasselbe“, gestand Reus grinsend – während Favre gleich nach dem höchsten Gladbacher Bundesligasieg seit 18 Jahren seiner Lieblingsbeschäftigung als ewiger Warner nachging: Lucien Favre sprach von den ersten zehn Minuten, in denen Werder seiner Mannschaft „sehr, sehr große Probleme“ bereitet habe. Er blickte mit betontem Unbehagen auf das „sehr gefährliche Derby“ am nächsten Freitag in Köln. Und dazu ordnete der Schweizer den frischen Kantersieg im Verfolger-Duell in freundlicher Sachlichkeit ein: „Das 5:0 ist zu viel. Aber natürlich bin ich sehr zufrieden.“

Gar nicht zufrieden waren die Gäste aus Bremen. „Wir waren gedanklich langsamer als der Gegner, haben uns in den Zweikämpfen anfängerhaft angestellt. Insgesamt sind wir zu leicht zu verletzen“, knurrte Geschäftsführer Klaus Allofs. Wohingegen Thomas Schaaf seit gestern immerhin weiß, wen er seinen Profis bei der Aufarbeitung des Spiels als Vorbilder präsentieren wird. „Hier in Gladbach“, sagte der Werder-Coach, „wird fantastische Arbeit geleistet. Mein Kollege hat eine Mannschaft aufgebaut, die genau das umsetzt, was man braucht. Die voll als Team auftritt – das, was uns gefehlt hat.“

Wohl deshalb schlich Schaaf bereits in der ersten Hälfte – beim Spielstand von 0:2 - gebückt und mit bleischweren Schritten durch seine Coaching Zone. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Gladbach nach den leichten anfänglichen Schwierigkeiten längst in einen Rausch gespielt, lag durch ein Kopfballtor von Patrick Herrmann, der dem zögerlichen Werder-Keeper Tim Wiese zuvorgekommen war und Reus, der vor seinem ersten Treffer Bremens hüftsteifen Innenverteidiger Sebastian Prödl düpiert hatte, schon komfortabel in Front.

Noch vor der Pause traf Reus nach Außenristzuspiel von Herrmann per Heber erneut, kurz nach Wiederbeginn setzte der Nationalspieler dann einen von Wiese abgewehrten Schuss von Mike Hanke in aller Seelenruhe ins Netz. Juan Arango sorgte zwei Minuten später mit einem Traumtor in den Winkel früh für das Endresultat. Der Rest war Schaulaufen – und Zukunftsmusik. Zumindest für die Borussen-Fans, die sich gesanglich bereits auf das rheinische Derby in Köln einstimmten und den Gästen aus Bremen immerhin einen Trost anzubieten hatten. „Gegen Gladbach", sangen sie voller Mitgefühl, „kann man mal verlier’n.“

Und Lucien Favre wagte am Ende immerhin, ein wenig Stolz an die Öffentlichkeit zu tragen. „Wir haben gelernt, solide zu sein“, erklärte der 54-Jährige. „Wir haben gelernt, mehr Chancen zu kreieren.“ Und jetzt? „Müssen wir lernen, zu gewinnen – auch wenn wir mal schlecht spielen.“

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