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Sport: Rausgeworfen und zurückgeholt

Die Eisbären ändern ihre Meinung über Fairchild

Berlin - Den Rückzug von der harten Entscheidung hatte Peter John Lee schon am Freitagabend vorbereitet. Da hatte der Manager der Eisbären nach dem Spiel der Berliner gegen den EHC Straubing im Sportforum Hohenschönhausen mit energischer Stimme darauf hingewiesen, dass Kelly Fairchild „nicht suspendiert“ worden sei. „Wir reden am Samstag vor dem Training mit ihm.“ Ein „Sechs-Augen-Gespräch“ hatte Lee angekündigt, und anscheinend hatten sich Manager, Trainer Pierre Pagé und Spieler am Sonnabend wieder ganz lieb: Denn gestern verkündete der Deutsche Eishockeymeister, dass der US-Amerikaner nach nur einem Spiel Pause wieder zum Kader gehört. Fairchild hatte in der „BZ“ Pagé hart kritisiert. „Ich bleibe nur, wenn Pagé geht“, hatte der Angreifer gesagt. Es mache ihm bei den Eisbären unter dem Trainer „keinen Spaß mehr“.

Nach seiner Trainerkritik musste Fairchild dann beim 5:2-Erfolg der Berliner am Freitag zuschauen. Dass er heute beim Auswärtsspiel der Eisbären in Hannover (14.30 Uhr, live auf Premiere) wieder mitspielen kann, ist dann doch eine erstaunliche Wendung im Fall Fairchild. Lee kommentierte sie so: „Wir haben ein gutes Gespräch gehabt. Kelly hat gesagt, dass er spielen will. Über seine Einsatzzeit muss nun Pierre entscheiden.“ Natürlich muss das der Trainer tun, dessen Position durch den Rückzieher im Fall Fairchild kaum gestärkt worden ist. „Wenn das mit Kelly nicht geht, werde ich reagieren“, sagt Lee. Außerdem habe man „keine Zeit zu philosophieren“. Es geht in den drei letzten Spielen der Hauptrunde der Deutschen Eishockey- Liga um wichtige Punkte für die nur auf Rang neun liegenden Berliner.

Pierre Pagé will nicht viel zu der Wendung sagen. „Ich konzentriere mich jetzt nur auf das nächste Spiel“, meinte Pagé am Samstag. Und damit hat der Trainer schon fast alles gesagt, den Fall Fairchild wolle er nicht weiter kommentieren. Dafür gab er ein paar Allerweltsfloskeln zum Besten, zum Beispiel: „Die Spieler müssen den Trainer ja nicht mögen.“ Immerhin erklärte er dann doch, dass es „keine Spielgarantie“ für den Amerikaner gebe.

Die Autorität des Trainers ist damit angekratzt, aufpoliert haben die Eisbären sie durch die Milde im Fall Fairchild nicht. Und der Streit zwischen dem Trainer, der zum Saisonende gehen will, und dem Spieler ruht wohl nur, beilegen lässt er sich vermutlich nicht mehr. Große Sympathien haben Pagé und Fairchild in ihrer nunmehr fünfjährigen Zusammenarbeit nicht füreinander entwickelt. Das bestreitet Peter John Lee auch nicht. „Beide wussten aber zu Saisonbeginn, dass der andere auch bei uns ist.“ Und etwas süffisant fügt der Manager hinzu: „Wir sind doch eine große Familie.“ Eine Familie, in der – freundlich formuliert – seltsame Entscheidungen gefällt werden.

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