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Elegant und schnell. Der Leipziger Timo Werner (m.), der das 1:0 erzielte, setzt sich hier gegen den Gladbacher Lars Stindl (links) durch.

© AFP

RB Leipzig gegen Borussia Mönchengladbach: Ein Treffer gegen die pure Wucht

Rasenballsport Leipzig entnervt mit seinem intensiven Spiel auch Borussia Mönchengladbach – muss aber spät das 1:1 hinnehmen.

Sie nahmen es auf die Sekunde genau. Nach 18:30 Minuten hoben die Fans von Borussia Mönchengladbach ihre Schals in die Höhe, als die Uhr auf der Anzeigetafel auf 19:00 umsprang, entrollten sie an den Banden zum Unter- und zum Oberrang ein riesiges Transparent („Traditionsverein seit 1900“) und beendeten ihr selbst auferlegtes Schweigen, um gegen Rasenballsport Leipzig und „eine neue Dimension der Abscheulichkeit“ zu protestieren. Zu hören waren die immerhin 5000 Anhänger der Gäste in diesem Moment allerdings nicht, weil das Leipziger Publikum in der mit 42.558 Zuschauern ausverkauften Arena ganz einfach seine größere Masse ausspielte.

So ähnlich sahen lange auch auf dem Rasen die Kräfteverhältnisse aus. Der Champions-League-Teilnehmer aus Mönchengladbach wusste sich in der ersten Hälfte der puren Wucht der Leipziger nur selten zu erwehren. Ein Vergnügen ist es ganz sicher nicht, gegen den Aufsteiger zu spielen, der den ballführenden Spieler des Gegners im Vollsprint anläuft und damit dessen Spielaufbau wirkungsvoll unterbindet.

Schon in der vergangenen Saison hatten die Gladbacher gegen den neuen Leipziger Trainer Ralph Hasenhüttl arg leiden müssen. In den beiden Spielen gegen dessen damalige Mannschaft Ingolstadt blieben sie ohne Sieg und ohne Tor. Als die Gladbacher Fans gestern Abend Mitte der ersten Halbzeit ihren Protest beendeten, lag ihre Mannschaft bereits 0:1 zurück, dabei blieb es bis kurz vor Schluss. Fabian Johnson brachte einen den wenigen strukturierten Spielzüge der Gäste zu einem erfolgreichen Ende und traf zum 1:1 (1:0)-Endstand. Dass die Borussen weiterhin auf ihre zweiten Auswärtssieg im Jahr 2016 warten müssen, dürfte sie nach diesem Spielverlauf nicht allzu sehr schmerzen.

Schönen Fußball spielt RB Leipzig nicht - aber intensiven

Die Leipziger erzielten in ihrem vierten Bundesligaspiel zum ersten Mal ein Tor vor der Pause – wobei die Gladbacher Defensive einen nicht unwesentlichen Beitrag dazu leistete. Nach einem Konter der Hausherren schien die Gefahr bereits gebannt, doch beim Versuch, den Ball aus dem Strafraum zu spitzeln, schoss Andreas Christensen seinen dänischen Innenverteidigerkollegen Jannik Vestergaard an. Timo Werner reagierte blitzschnell und traf aus der Drehung zur Führung für die Leipziger. Der Neuzugang aus Stuttgart hatte schon beim 4:0-Sieg in Hamburg am Wochenende zweimal getroffen, er stürzte auch die Gladbacher Defensive mit seinen wilden Läufen immer wieder in Verlegenheit.

Der frühe Rückstand schon nach fünf Minuten machte die Angelegenheit für die Gäste ganz sicher nicht leichter. Wer – nach traditionellen Maßstäben – schönen Fußball sehen will, wird bei Rasenballsport nicht unbedingt auf seine Kosten kommen.

Das Spiel der Leipziger ist in hohem Maße intensiv, doch in erster Linie ist es darauf angelegt, den Gegner zu entnerven. Das gelang gegen die Gladbacher geradezu prototypisch. Die Gäste versuchten es daher zunächst vor allem mit langen Bällen, um die Pressinglinien der Leipziger zu überspielen. Zum Ziel aber führten diese Versuche selten. Besonders ärgerlich war für die Borussen, dass ihnen der verletzte Raffael fehlte. Der Brasilianer kann den Ball auch unter Druck behaupten und das Pressing dadurch wirkungsvoll unterlaufen.

Vor der Pause kamen die Gäste nur zu einer guten Gelegenheit: André Hahn leitete den Ball im Fallen zu Fabian Johnson weiter, dessen Schuss landete an der Latte. Die meisten Bemühungen der Gladbacher erstarben bereits im Ansatz, respektive wurden von den Leipzigern im Ansatz erstickt. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wussten sich die Borussen ein wenig besser zu behaupten. Der Ball lief etwas flüssiger, echte Chancen aber boten sich den Gästen weiterhin nicht – dazu blieb ihr Auftritt insgesamt zu fahrig und zu fehlerhaft. Bis zur 84. Minute, als Fabian Johnson nach einem Pass von Lars Stindl zum 1:1 traf.

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