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So feiert ein Champions-League-Teilnehmer. RB Leipzig mit Trainer Hasenhüttl hat aus den vorhandenen Möglichkeiten das Optimale herausgeholt.

© dpa

RB Leipzig nach 4:1 bei Hertha BSC: Erst feiern, dann Bayern

Die Leipziger haben nach dem 4:1 bei Hertha BSC die Champions League sicher erreicht. Aber es bleibt noch ein wichtiges Ziel für diese Saison.

Ein seltsames Spitzenspiel wird das am kommenden Samstag. Der Erste gastiert beim Zweiten, es geht um nichts, trotzdem ist das Stadion längst ausverkauft. RB Leipzig und der FC Bayern München treffen sich am 33. Spieltag der Fußball-Bundesliga zum Spaß-Gipfel. „Das ist schon ein Privileg, wenn du als Aufsteiger mal ein Bundesligaspiel genießen kannst, in dem es nicht unbedingt um drei Punkte geht“, erzählte Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick, gekennzeichnet von Vorfreude und Genugtuung. Trainer Ralph Hasenhüttl hüpfte nach dem 4:1-Sieg über eine kaum satisfaktionsfähige Mannschaft von Hertha BSC wie ein Flummi umher. Noch auf dem Rasen scharte er seine Mannschaft um sich und schärfte jedem einzelnen ein, er möge sich bitte bis zum Mittwochnachmittag nicht auf dem Trainingsgelände blicken lassen. „Jetzt wird erstmal gefeiert!“, nämlich die vorzeitige Qualifikation für die Champions League, deren Hymne er der Mannschaft zur Einstimmung schon mal vorgespielt hatte.

Als „Die wahren Totengräber“ hatte die Ostkurve den ungeliebten Gast begrüßt, und darin steckte eine andere Wahrheit, als dem Berliner Publikum lieb sein durfte. Die Totengräber schaufelten vergnügt Gruben in den olympischen Rasen, und die Herthaner tapsten mit der liebenswürdigen Zuverlässigkeit eines höflichen Gastgebers hinein. In der südwestlichen Rundung des Stadions johlte der mitgereiste Anhang aus Sachsen, ein 12.000 Menschen starker Beweis dafür, dass es um Fankultur in Leipzig nicht so furchtbar bestellt ist, wie es die Lordsiegelbewahrer der guten, alten Fußball-Tradition gern mit tiefschwarzer Farbe an die Stadionwände malen.

Und das kickende Personal? Nahm den Erfolg geschäftsmäßig zur Kenntnis. Kein Leipziger hob die Arme zum Jubel, als um kurz vor halb neun der letzte Haken gemacht war. Zum einen „lief es uns kalt den Rücken herunter“, sagte Kapitän Diego Demme, zum anderen „waren wir einfach müde“, wie Stürmer Emil Forsberg berichtete, immer noch ein wenig verschwitzt und erschöpft. „Jetzt freuen wir uns natürlich auf die Premier League...“, upps, kleiner Versprecher, „ich meine natürlich die Champions League.“

Timo Werner hat mit 21 Jahren in 30 Spielen 19 Tore geschossen

Das eine muss das andere nicht ausschließen, denn die Hauptdarsteller des Leipziger Triumphmarsches sind interessant geworden für die Liga, in der das ganz große Geld sitzt, größer noch als rund um die Brause-Fabrik des RB-Mäzens Dietrich Mateschitz. Naby Keita, der Organisator mit dem Radar-Blick, hat schon ausrichten lassen, dass Leipzig ja schön und gut sei, aber für das Geschäftliche sei sein Berater zuständig. Wer wie Timo Werner mit 21 Jahren in 30 Spielen 19 Tore geschossen hat, weckt auch in England Interesse, obwohl sie dort "Diver", allzu schnell fallende Stürmer, nicht so gern haben (unter diesem Generalverdacht wird der Leipziger Windhund noch ein Weilchen stehen). Auch Forsberg wäre mit seinem Ideenreichtum und seiner Dribbelstärke so schlecht nicht aufgehoben im milliardenschweren Unterhaltungsbetrieb auf der Insel. Die um kreative Recherche nie verlegenen Reporter vom „Mirror“ wollen herausgefunden haben, dass Arsenal ein Investment von 24 Millionen in den Leipziger Schweden plant. Forsberg aber hat erst im Februar seinen Vertrag bis 2022 verlängert, „weil ich mich hier sehr wohlfühle“.

Am kommenden Samstag hat er wie alle seine Kollegen etwas gutzumachen. Das erste Duell mit den Bayern war mit dem Label eines Weihnachtsgipfels angepriesen worden, aber das Establishment hatte den Emporkömmling beim 3:0-Sieg 90 Minuten lang an die Wand gespielt. Besonders schlimm war dieser Abend für Forsberg, der kaum einen Ball traf, dafür aber den Knöchel von Philipp Lahm, worauf er sich schon nach einer halben Stunde mit der Roten Karte verabschiedete. „Ja, da war mal was“, sagte Forsberg, und schon mal deshalb sei das letzte Heimspiel für ihn ein bisschen mehr als das vom Trainer angekündigte „Schaulaufen auf höchstem Niveau“. Vor all dem aber stand am Samstagabend erstmal die schwierigste aller Prüfungen, die Heimfahrt über die A 9 „mit sehr vielen Tankstellen und Raststätten“, wie Diego Demme anmerkte. „Wird schon ein paar Biere geben“, versprach Emil Forsberg. Alkoholfrei? Breites Grinsen: „Aber selbstverständlich!“

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