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REAKTIONEN IM AUSLAND: „Das hypersensibilisierte Deutschland erhebt sich zum weißen Ritter gegen die Pest“

Das Team T-Mobile war eine internationale Radsportmannschaft, doch die Erschütterung über den Ausstieg der Telekom ist bisher im Ausland kaum angekommen. In den großen Radsportländern Italien, Frankreich und Spanien ist der Ausstieg ein deutsches Problem.

Das Team T-Mobile war eine internationale Radsportmannschaft, doch die Erschütterung über den Ausstieg der Telekom ist bisher im Ausland kaum angekommen. In den großen Radsportländern Italien, Frankreich und Spanien ist der Ausstieg ein deutsches Problem. Nur wenig Verständnis, aber viel Unverständnis – das ist die Reaktion in Italien. Weil in Italien zwar fast alle großen Radsportteams von Dopingfällen betroffen sind, aber keines davon so massiv wie das Team T-Mobile, ist ein Ausstiegsszenario als Kapitulation vor dem Doping kaum denkbar. Entsprechend zurückhaltend ist das Echo, obwohl etwa auch der Italiener Marco Pinotti für T-Mobile gefahren ist und beim Giro d’Italia sogar sieben Tage lang das Rosa Trikot des Führenden trug. „Ich bin aus allen Wolken gefallen“, berichtet Pinotti. Sein Teamchef Bob Stapleton habe ihn am Dienstag nur per Ketten-E-Mail vom Ausstieg der Telekom unterrichtet.

„Wie viele Sponsoren werden dem Beispiel von T-Mobile noch folgen?“, fragt die französische Sportzeitung „L’Equipe“ am Mittwoch in einem langen Beitrag unter dem Titel „T-Mobile, getroffen, gesunken“. Der Rückzug eines der wichtigsten Teams zeige, „wie schrecklich krank der Profi-Radsport ist“, schreibt das Blatt. Die Mannschaft von T-Mobile habe zwar ihren gehörigen Anteil an den Doping-Skandalen, doch die Enthüllungen anlässlich der Durchsuchungen bei den Sportärzten Lothar Heinrich und Andreas Schmid zeigten auch, wie groß die Erschütterungen in dem in Sachen Doping „hypersensibilisierten“ Deutschland seien, das sich mehr und mehr „zum weißen Ritter im Kampf gegen diese Pest erhebt“. Der deutsche Radsport, der in den Jahren von Jan Ullrich eine beträchtliche wirtschaftliche Macht hervorgebracht habe, liege jetzt am Boden.

Als eine der wenigen Zeitungen in Spanien hat „Marca“ über den Ausstieg der Telekom selbst berichtet. Es sei ein „kühler Abschied“ eines für alle Liebhaber des Radsports „historischen Teams“, schreibt das Blatt. Damit nicht genug des Pathos’. „Mit dem Team gehen unzählige Anekdoten und Helden, die in diesem mythischen Team Geschichte geschrieben haben“, schreibt Marca. Victor Jordan, Autor des Blattes, sagte auf Nachfrage: „Das Ende von T-Mobile ist die Chronik eines angekündigten Todes. Wenn es in einem spanischen Team so viele Dopingfälle gegeben hätte, dann hätte sich der Sponsor sicher auch zurückgezogen.“Vincenzo Delle Donne, Mailand, Hans-Hagen Bremer, Paris,

Julia Macher, Barcelona

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