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Reaktionen in der Türkei: "Der Alptraum von Berlin"

Bei der türkischen Presse herrscht Entsetzen nach der Niederlage gegen Deutschland im EM-Qualifikationsspiel.

Blankes Entsetzen hat die Niederlage der türkischen Nationalmannschaft gegen Deutschland beim EM-Qualifikationsspiel im Berliner Olympiastadion ausgelöst. Einen „Alptraum von Berlin“ erlebte die Zeitung „Hürriyet“, die die Enttäuschung in einem bitteren Wortspiel ausdrückte: „Wir haben Deutschland glücklich gemacht“ – wobei das Wort für „glücklich“ – mesut – an den türkischstämmigen Star in der deutschen Mannschaft erinnerte.

Auch „Sabah“ war untröstlich: „Voller Hoffnung fuhren wir nach Deutschland, aber wir erlebten einen lange nicht dagewesenen Alptraum.“ Seit sechs Jahren habe die Türkei nicht mehr so klar verloren.

Wie andere Blätter registrierte „Hürriyet“ aufmerksam, dass sich Mesut Özil nach seinem Treffer zum 2-0 kaum gefreut habe. Bei „Milliyet“ hieß es, Özils Tor sei der „Knackpunkt“ gewesen, nach dem die türkische Mannschaft jede Hoffnung aufgegeben habe. Der „Vatan“-Kolumnist Bilgin Gökberk kritisierte das Pfeifkonzert der türkischen Zuschauer bei jedem Ballkontakt von Özil als unwürdiges Schauspiel und fragte: „Ist Mesut etwa ein Vaterlandsverräter?“

Im Mittelpunkt der kritischen Kommentare stand jedoch die schwache Leistung der türkischen Mannschaft. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, der sich die Begegnung zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel angeschaut hatte und der in seiner Jungend selbst ein talentierter Fußballer war, soll nach der Begegnung gesagt haben, er komme „nicht noch einmal nach Berlin“, um sich ein solches Spiel anzutun. Fotos in mehreren Zeitungen zeigten den mit versteinerter Miene neben einer klatschenden Merkel sitzenden Regierungschef.

Ähnlich vernichtend fiel die Kritik der türkischen Presse aus. Der türkische Nationaltrainer Guus Hiddink habe in Berlin die völlig falsche Mannschaft aufs Feld gebracht, kommentierte die Sportzeitung „Fotomac“. Gegen die Deutschen habe die türkische Elf nicht einmal einfachste Pässe hinbekommen und „gespielt wie eine Amateur-Mannschaft“. Unter all den Ausfällen in der türkischen Mannschaft habe sich allein der Verteidiger Servet Cetin aufgebäumt, analysierte „Fotomac".

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