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Zwei in einer Elf. Im Alltag sind Dani Alves (links) und Cristiano Ronaldo Gegner. Am Montag standen Barcelonas brasilianischer Verteidger und Reals portugiesischer Stürmer virtuell in einer gemeinsamen Mannschaft.

© picture alliance / dpa

Real Barcelona: Spaniens Liga dominiert den Weltfußball

In der Fifa-Elf des Jahres 2012 standen bis auf eine Ausnahme nur Profis von Real Madrid und vom FC Barcelona. Die Primera Division dominiert den Weltfußball - unsere Autoren finden: völlig zurecht. Und Sie?

Dass Lionel Messi am Montag mal wieder als bester Fußballspieler der Welt ausgezeichnet wurde, kam so überraschend nicht. Messi ist Messi und eine Klasse für sich. Größeren Diskussionsbedarf provozierte bei der Gala des Weltverbandes Fifa am Montag in Zürich die Zusammenstellung einer Weltelf des Jahres 2012, sie besteht ausschließlich aus Spielern vom FC Barcelona und Real Madrid, dazu kommt der Kolumbianer Radamel Falcao, und der stürmt ebenfalls in der Primera Division, für Atletico Madrid. Kein Ibrahimovic, kein van Persie und erst recht kein Deutscher. Das deutsche Fußballgewissen Günter Netzer befand: „Über den einen oder anderen kann man sich sicher streiten.“ Das tun wir gern. Eine Hommage an die elf beste Fußballmannschaft der Welt (auch wenn sie in dieser taktischen Formation nie auflaufen würde):

TOR

Iker Casillas (Real Madrid)

San Iker, den heiligen Iker, nennen sie ihren Torwart in Spanien. Wenig geprüft, war Casillas trotzdem immer da, wenn seine Mitspieler ihn brauchten. Etwa im entscheidenden EM-Gruppenspiel gegen Kroatien, als er völlig unaufgeregt gegen Ivan Rakitic klärte. Wovon soll er sich auch aus der Ruhe bringen lassen? Casillas hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Kürzlich wurde er vom internationalen Statistikverband IFFHS zum fünften Mal in Folge als weltbester Torhüter ausgezeichnet. Ruhig und abgeklärt wie Casillas ist derzeit auf höchstem Niveau nur Gianluigi Buffon.

VERTEIDIGUNG

Dani Alves (FC Barcelona)

Vor vielen Jahren, als Andreas Hinkel noch beim FC Sevilla unter Vertrag stand, hatte er eine gute Ausrede. In die Startelf zu kommen sei fast unmöglich, schließlich habe er den besten Rechtsverteidiger der Welt als Konkurrenten. Dani Alves. Der spielt inzwischen längst beim FC Barcelona, der beste Rechtsverteidiger weltweit ist er aber immer noch. Offensivstark wie kein Zweiter, lauffreudig, torgefährlich und schussgewaltig. Zu Alves gibt es keine wirkliche Alternative.

Gerard Piqué (FC Barcelona)

Piquenbauer nennen sie ihn in Spanien, in Anlehnung an Franz Beckenbauer. Piqué, für seine elegante Spieleröffnung bekannt, spielte für seine Verhältnisse eine eher durchwachsene Saison. Beim FC Barcelona gab es Meinungsverschiedenheiten mit Josep Guardiola, dazu warfen ihn Verletzungen zurück. Als Alternativen wären Giorgio Chiellini oder Andrea Barzagli möglich gewesen. Beide spielten zuerst mit Juventus Turin eine starke Saison und überzeugten dann mit Italien bei der EM. Oder Mats Hummels, aber nur bis zum EM-Halbfinale.

Sergio Ramos (Real Madrid)

Am Beginn seiner Karriere hieß es, als Rechtsverteidiger könne Ramos gut, als Innenverteidiger aber Weltklasse werden. 2012 rückte er tatsächlich nach innen und überzeugte. Ramos spielte eine überragende EM, er hatte großen Verdienst an Spaniens EM-Titel.

Marcelo (Real Madrid)

Der Brasilianer mit der Starkstromfrisur ist die einzige wirklich umstrittene Personalie. In Deutschland hat er sich durch seinen hinterhältigen Tritt gegen Thomas Müller im Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Bayern einen zweifelhaften Namen gemacht. Wer Marcelo aber im Rückspiel sah, wie er 120 Minuten lang höchstes Tempo ging, wird ihm seine Qualifikation schwerlich absprechen. Und linke Verteidiger auf Topniveau gibt es sonst eher wenige. Berechtigte Ansprüche könnte Jordi Alba anmelden, der das Problem der Spanienlastigkeit aber auch nicht lösen kann. Er verteidigt für den FC Barcelona.

Xavi schlägt Pirlo. Auch das kann man so sehen.

MITTELFELD

Xavi Hernandez (FC Barcelona)

Der Meister der tausend Pässe spielte keine wirklich gute EM, als es aber darauf ankam, war er wieder da. Im Finale gegen Italien bereitete er zwei Tore vor. Allein der Pass auf Jordi Alba vor dem 2:0 rechtfertigt seine Nominierung. Andrea Pirlo hätte sich eine Berufung auch verdient. Oder Yaya Touré. Der führte Manchester City zur englischen Meisterschaft und wurde kürzlich zu Afrikas Fußballer des Jahres gewählt. Und beim FC Barcelona hat er auch schon gespielt.

Xabi Alonso (Real Madrid)

Von seinem Madrider Klubkollegen Sami Khedira stammt das Kompliment, Xabi Alonso spiele Diagonalpässe von auf dieser Welt unerreichter Qualität. Weil er darüber hinaus über ein phänomenales Spielverständnis verfügt und über strategische Begabung, lässt sich an seiner Nominierung im zentralen Mittelfeld schwerlich etwas aussetzen. Trotz Khedira oder Mesut Özil. Und auch trotz Sergio Busquets, der mit Alonso das defensive Mittelfeld der spanischen Nationalmannschaft verantwortet und ohne den beim FC Barcelona die Zauberzwerge Messi, Xavi und Iniesta ihre Freiheiten nicht ausleben könnten.

Andres Iniesta (FC Barcelona)

War Xavi nicht immer auf der Höhe, dann sprang eben Iniesta ein. Nie zuvor trat der kleine Mittelfeldspieler vom FC Barcelona so emanzipiert auf. Iniesta führte Spanien beinahe ballackesk durch die EM im osteuropäischen Frühsommer. Als Europas Fußballer des Jahres im Team der Besten unumstritten.

ANGRIFF

Radamel Falcao (Atletico Madrid)

Der Kolumbianer besetzt die Rolle des traditionellen Stürmers, selten nur sucht er über den Mittelkreis hinaus den Kontakt zu seinen Kollegen in der hinteren Hälfte des Platzes. Es sind seine kurzen Hebel, die für jeden Gegenspieler schwer zu durchschauenden Drehungen und Dribblings, die seine Klasse ausmachen. Dass Atletico Madrid im vergangenen Jahr die Europa League gewann und jetzt in der Primera Division sogar vor Real auf Platz zwei reüssiert, ist vor allem seinen Toren zu verdanken. In Madrid nennen sie ihn den Tiger - immer auf dem Sprung und nur scheinbar teilnahmslos über den Rasen schleichend. Und wenn er denn mal den Ball hat, ist es für den Gegner fast immer schon zu spät. Angeblich bietet der FC Chelsea 60 Millionen Euro für Falcao. So viel Geld nimmt auch Roman Abramowitsch nicht aus reiner Großmannssucht in die Hand.

Lionel Messi (FC Barcelona)

Die Qualität seines Spiels rückt jede Kritik in die Nähe der Blasphemie. Messi hat dem Hochgeschwindigkeitsfußball des dritten Jahrtausends ein wenig erhalten von der Schönheit der Epoche verblichener Helden wie Pelé, Platini oder Maradona. Wenn es denn etwas an ihm auszusetzen gibt, dann ist es das Jackett, das er bei der Züricher Gala trug. Weiße Punkte auf schwarzem Grund vertragen sich schlecht mit seiner auf der Wiese vorgelebten Ästhetik und Brillanz.

Cristiano Ronaldo (Real Madrid)

Das Spiel verdankt ihm die Renaissance des Dribblings, einer vermeintlich brotlosen Kunst, die er wieder zu einem kostbaren Gut gemacht hat. Mit 46 Toren schoss er Real zum Titel in der Primera Division und Portugal mit drei Treffern ins EM-Halbfinale. Wer das Glück hatte, Ronaldo in Charkiw beim 2:1 gegen die Niederlande zu sehen, wird diese Nacht nie vergessen. So wird es auch Robin van Persie gehen, dem grandiosen Holländer, der bei der EM allein äußerlich an den van Persie erinnerte, der Woche für Woche die Premier League aufmischt. Mario Balotelli? Hatte eine Sternstunde gegen die Deutschen, die seine im Alltag offensichtlichen taktischen und technischen Schwächen kaum kaschiert. Zlatan Ibrahimovic? War nur für vereinzelte Glanzlichter wie das 4:4 in Berlin gegen Deutschland und seinen Fallrückzieher gegen England gut. Und weil der Brasilianer Neymar seine Klasse jenseits der mittelmäßigen brasilianischen Liga nicht nachgewiesen hat, lässt sich an der Nominierung von Falcao, Messi und Ronaldo für den Angriff der Weltelf nichts aussetzen.

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