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Real Madrid: Bernd Schuster: Opfer seiner Laune

Real Madrid entlässt Bernd Schuster – der deutsche Trainer hatte sich viele Feinde gemacht.

So schnell hat sich selbst das in Personalfragen wenig zimperliche Real Madrid selten eines Trainers entledigt: Gestern Mittag um halb eins beendete der Klub offiziell das Arbeitsverhältnis von Bernd Schuster. Zwei Stunden später, womöglich steckte Schuster noch auf dem Nachhauseweg im Stau, präsentierte Sportdirektor Predrag Mijatovic bereits den Nachfolger. Der 54-jährige Juande Ramos, zuletzt Coach bei Tottenham Hotspur, trainiert Real bis Ende der Saison und bei gegenseitigem Einverständnis auch in der nächsten Spielzeit. Bereits am selben Nachmittag setzte sich Ramos auf die Trainerbank in der Sportstadt Valdebebas: Auf ihn wartet heute in der Champions League das Spiel gegen Zenit St. Petersburg und am Wochenende der große Klassiker gegen den FC Barcelona. Sein letztes Dienstgespräch mit dem Deutschen sei, so sagte Mijatovic, „den Umständen entsprechend positiv verlaufen“. Schuster habe die Nachricht „wie ein echter Profi aufgenommen“.

Auch wenn die Geschwindigkeit verblüfft: Der Rausschmiss von Schuster, der Real Madrid schönes Spiel beibringen sollte und dem Verein immerhin den Meistertitel in der vergangenen Saison bescherte, überraschte niemanden. Zwar nannte Real keinen konkreten Grund für die Entscheidung, doch während seiner anderthalb Jahre bei den Königlichen hat sich Schuster, der schon als Spieler das Image des eigenwilligen Querulanten herumtrug, mit seiner undiplomatischen Art eine Menge Feinde geschaffen. Zu den Profis fand der Deutsche nicht den richtigen Draht. Bei der in der Hauptstadt mächtigen Sportpresse galt Schuster als chronisch schlecht gelaunt. Seine eigenwilligen Spielinterpretationen sorgten selten für Erheiterung, meistens für Ärger: Mal war der katalanische Schiedsrichter schuld, mal hatte der Trainer in einer haushohen Niederlage ein „super Spiel“ gesehen.

Den Ausschlag für die Trennung gaben schließlich die Ereignisse vom Wochenende. Nach der 3:4-Niederlage gegen den FC Sevilla hatte Schuster vor dem Spitzenspiel beim FC Barcelona erklärt: „Im Nou Camp zu gewinnen, ist ohnehin unmöglich. Das ist Barcas Jahr.“ Gemeint war das wohl als halbwegs realistische Einschätzung der Situation – die Katalanen führen die Tabelle mit neun Punkten Abstand auf Madrid an –, ausgelegt wurde es dem Deutschen aber als Resignation und Bankrotterklärung. Für den machtbewussten Sportdirektor Mijatovic, von Anfang an kein sonderlicher Freund des Nachfolgers von Fabio Capello, bot das den willkommenen Anlass, Schusters vorzeitige Entlassung in die Wege zu leiten. Auch Klubpräsident Ramon Calderon, der noch am Wochenende behauptet hatte, „wenn keine Katastrophe passiert, bleibt Schuster bis Ende der Saison im Amt“, beugte sich dem Druck.

Ein Grund für Calderons Umschwenken ist wohl auch die harsche Kritik, in die er selbst geraten ist. Der glücklose Präsident, der bisher ergebnislos immer wieder Superstars wie Kaká und Cristiano Ronaldo verspricht, soll mit den vereinseigenen Kreditkarten allzu großzügig bezahlt haben. Bei einer Klubversammlung am Wochenende unterstützten ihn nur noch ein paar Dutzend von ihm offensichtlich selbst in den Saal geschleuste Krawallmacher des rechtsextremen Fanblocks Ultra Sur. Die Vermutung liegt nahe, dass der Klub mit dem Knalleffekt des Schuster-Rausschmisses den Lärm darüber übertönen will. Insofern geht die kurze Ära Bernd Schuster mit jeder Menge Theaterdonner zu Ende. Wenn Schuster auch sich selbst gegenüber den trockenen Humor hat, den er sonst zur Schau trägt, wird er darüber herzlich lachen.

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