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Sport: Real Madrid: Die Königlich-Schwerkranken

Spaniens Rekord-Meister und Champions-League-Sieger Real Madrid droht der finanzielle Ruin. Bis zum 30.

Spaniens Rekord-Meister und Champions-League-Sieger Real Madrid droht der finanzielle Ruin. Bis zum 30. Juni dieses Jahres hat der Club nach Angaben des neuen Vereinspräsidenten Florentino Perez Nettoschulden von umgerechnet fast 545 Millionen Mark angehäuft - weit mehr als befürchtet. "Das tägliche Überleben gleicht einem Wunder", sagte der 53-jährige Bauunternehmer bei der Vorstellung des Buchprüfungsberichts für die Fußball-Saison 1999/2000 in Madrid. "Perez sendet ein SOS", titelte die spanische Sportzeitung "As".

"Wir haben einen Schwerkranken, und wenn nicht schnell gehandelt wird, droht ein böses Ende", beschrieb Perez die wirtschaftliche Misere. Dabei taucht die 136 Millionen Mark teure Verpflichtung des portugiesischen Stürmer-Stars Luis Figo vom FC Barcelona in der Schuldenbilanz noch gar nicht auf. Um die "außer Kontrolle geratenen Finanzen" in den Griff zu bekommen, werden nach den Worten des seit sechs Wochen amtierenden Klub-Chefs zwei Jahre notwendig sein.

Ein Rettungsanker könnte der Verkauf des Trainingsgeländes im Norden Madrids sein. An der elf Hektar großen "Ciudad Deportiva" ist die Stadt im Hinblick auf ihre Bewerbung für die Olympischen Spiele im Jahr 2012 interessiert. Ein Treffen mit Bürgermeister Jose Maria Alvarez del Manzano gab es bereits. Doch während Perez den Wert des Grundstücks auf mehr als 500 Millionen Mark beziffert, gehen Fachleute von nur 195 Millionen aus.

Für den Schuldenberg macht Perez die Einkaufspolitik seines Vorgängers Lorenzo Sanz verantwortlich: "Mit Baljic, Savio, Rodrigo, Solari und Munitis haben wir allein fünf Leute, die auf der linken Seite spielen." Bei seinem Amtsantritt habe der Verein zudem 40 Profis unter Vertrag gehabt, zehn von ihnen mit EU-Pass. Mit Jorge Valdano im neuen Amt des Generalmanagers soll alles besser werden. Der gebürtige Argentinier, der als ehemaliger Spieler und Trainer mit Real Madrid immer eng verbunden war, soll sich um die Spielereinkäufe kümmern und die offizielle Stimme des Vereins sein. Sanz hatte vergeblich versucht, ihn zu engagieren. Es heißt, dass der 44-Jährige unter Perez 3,5 Millionen Mark im Jahr verdiene.

Die Buchprüfer stellen das Überleben Real Madrids mittelfristig in Frage. Den 545 Millionen Mark Schulden stünden nur 113 Millionen an Einnahmen gegenüber. Eine sofortige Finanzspritze in Höhe von 130 Millionen sei notwendig. Dennoch gibt sich Perez optimistisch: "Ich werde den Klub voranbringen." Dazu hat er für den Verein eine völlig neue Finanzstrategie entworfen. Das bislang kaum genutzte Geschäft mit Fan-Artikeln, die Vermarktung von Image-Rechten und das Sponsoring sollen potenziert werden. Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft lehnt Perez indes kategorisch ab.

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