zum Hauptinhalt
Braune Trikots mit Neonazi-Code: Ausschnitt des vom Verein an die Lokalpresse verschickten Mannschaftsfotos.

© Repro: PNN

Rechte Propaganda beim TuS Sachsenhausen: Braune Trikots und die Rückennummer 18

Nach dem Skandal um rechtsextremistische Propaganda beim Fußballverein TuS Sachsenhausen in Brandenburg gerät der Verein wegen neuer Vorfälle ins Visier der Sicherheitsbehörden.

Es geht um ein Foto der dritten Mannschaft des TuS Sachsenhausen für Sonderbeilagen der Lokalpresse zur neuen Fußballsaison. Darauf ist die Elf, die in der zweiten Kreisklasse spielt, mit braunen Trikots zu sehen. Ein Sponsor und Ex-Spieler hält sein Trikot mit der Rückennummer 18 hoch und lacht. Die Zahl ist in der rechtsextremistischen Szene ein Code und steht für die Anfangsbuchstaben von Adolf Hitler. Daneben sind nach Angaben der Polizei auf dem Bild mehrere Personen zu sehen, die der rechten Szene zugerechnet werden.

Bereits im Mai hatte eine rechte Aktion bei dem Verein für Schlagzeilen gesorgt. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen Volksverhetzung. Bei einem Landespokalspiel des Vereins gegen den SV Babelsberg 03 hatten Zuschauer ein Plakat mit der Aufschrift "Gas geben Sachsenhausen" entrollt. Und das ausgerechnet am 8. Mai, dem 68. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges von 1945 und ausgerechnet in Sachsenhausen, einem Ortsteil von Oranienburg (Oberhavel), wo von 1936 bis 1945 im dortigen Konzentrationslager mehrere zehntausend Menschen von den Nazis ermordet wurden. Erst als traditionelle linke Babelsberg-Fans dagegen protestiert hatten, waren Ordnungsdienst und Polizei eingeschritten.

Gegen den Ex-Spieler, der die braunen Trikots gesponsert hatte und auf dem Mannschaftsfoto das Trikot mit der Nummer 18 hochhält, wird wegen der Plakataktion ermittelt. Mindestens ein weiterer Spieler, der auf dem Foto zusehen ist, steht im Verdacht, an der Aktion beteiligt gewesen zu sein. Nach Recherchen der Potsdamer Neueste Nachrichten ist dieser aber nicht der einzige mit Verbindungen in die rechtsextreme Szene. Das bestätigen auch die Behörden. Offizielle Sprachregelung der Polizei ist: Es geht um mehr als eine Person auf besagtem Foto, die zum braunen Milieu gehören sollen.

Der Verein widerspricht dem. Nach seiner Darstellung soll der einzige noch aktive Spieler der dritten Mannschaft mit Vergangenheit in der rechten Szene, sich vom braunen Sumpf losgesagt haben. Dieser wolle sich seine Tattoos mit rechtsextremen Symbolen auf jeder Wade eine 8 (gleich 88, gleich Heil Hitler) entfernen lassen - zur Not mit Hilfe des Vereins, sagte ein Vereinsvorstand dem "Oranienburger Generalanzeiger".

Der Verein soll von Neonazis gut frequentiert sein

Wenige Tage nach dem Skandalspiel am 8. Mai hatte der Verein eine Erklärung zu der Plakataktion veröffentlicht und sich darin von der rechten Propaganda distanziert. Zudem trennte sich TuS Sachsenhausen von einem Spieler. Vier andere Spieler seien nicht mehr im Verein, hieß es nun. Die Vereinsspitze untersagte der dritten Mannschaft auch, die braunen Trikots zu tragen.

Anhänger von TuS Sachsenhausen entrollten dieses Banner im Landespokal Brandenburg gegen den SV Babelsberg.
Anhänger von TuS Sachsenhausen entrollten dieses Banner im Landespokal Brandenburg gegen den SV Babelsberg.

© Jan Kuppert

"Wir kriegen derzeit richtig Druck von der Politik, die ein Bauernopfer will", sagte der Vereinsvorstand dem Lokalblatt. Jetzt erwägt die TuS-Führung die dritte Mannschaft abzumelden, um Spieler und Verein zu schützen, der übrigens gegen jede Art von Extremismus sei, wie der Vereinsvorstand der Zeitung sagte.

Warum das laut Verein mehr als ein Jahr alte Foto dennoch in die Lokalpresse kam, ist unklar. Geschickt wurde es vom Trainer der dritten Mannschaft. Angeblich als Dank an den Sponsoren, gegen den aber wegen Volksverhetzung ermittelt wird. Der Vorstand will davon nichts gewusst haben und spricht von einer Dummheit. Eine andere Darstellung aus Sicherheitskreisen besagt, die Lokalpresse habe beim Verein sogar für ein anderes, aktuelles Foto für die Fußball-Beilage angefragt. Der Verein soll das Angebot aber ausgeschlagen haben, angeblich aus Zeitmangel für ein neues Foto.

Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten hält das für vorgeschoben und geht deshalb von einer gezielten Propaganda-Aktion aus. Durch die rechtsextremer Parolen einiger Spieler würden Opfer des nationalsozialistischen Terrors im KZ Sachsenhausen verhöhnt. "Wir erwarten, dass sich die Vereinsspitze nicht länger an der Nase herumführen lässt und endlich konsequent handelt", sagte Stiftungssprecher Tim Tolsdorff. Bereits nach der Plakataktion hatte Stiftungsdirektor Günter Morsch von einer "unglaublichen Geschmacklosigkeit und Provokation" gesprochen. Bei einem Gespräch hatte die Vereinsspitze ihm dann zugesagt, Konsequenzen zu ziehen. Der aktuelle Vorfall mit dem Foto sei daher eine große Enttäuschung, sagte der Stiftungssprecher. Eine Sprecherin des Forums gegen Rassismus und rechte Gewalt Oranienburg sagte, vom mobilen Beratungsteam habe es schon Jahre zuvor einschlägige Hinweise gegeben, dass der Verein von Neonazis gut frequentiert werde.

In Brandenburg haben Fußball-Klubs immer wieder Probleme mit Rechtsextremisten, etwa in Frankfurt (Oder), wo in der Vergangenheit Fans von Tennis Borussia Berlin bei Turnieren attackiert wurden. Aber auch beim Zweitligisten FC Energie Cottbus, wo bei Auswärtsspielen die Fangruppe "Inferno Cottbus" durch rechtsextreme und antisemitische Propagandaaktionen in den Stadien deutschlandweit Aufsehen erregt hatte.

Zur Startseite