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Da machst du Augen. Huub Stevens berichtete, ein Anwalt habe ihm beim Training mitgeteilt, dass er gehen muss.

© dpa

Red Bull Salzburg: Fliegen mit der Brause

Bei Red Bull Salzburg feuert Mäzen Dietrich Mateschitz Trainer Huub Stevens und Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer.

Der Zeitpunkt ist überraschend, das ja. Immerhin sind in der österreichischen Fußball-Bundesliga noch neun Runden zu spielen, das Team liegt auf Platz drei, fünf Punkte hinter Tabellenführer Austria Wien. Fünf Punkte bei neun ausstehenden Runden sind nicht sehr viel, nicht in dieser Liga, die in diesem Jahr so ausgeglichen ist wie lange nicht mehr, in der im Grunde – mit Ausnahme des Tabellenletzten Linz – jeder jeden schlagen kann.

Der Zeitpunkt für den Rausschmiss von Trainer und Sportdirektor ist also überraschend, aber ansonsten ist das, was am Donnerstagabend in Salzburg passierte, mittlerweile wohl business as usual. Der Mäzen Dietrich Mateschitz hat also Huub Stevens, den Trainer von Red Bull Salzburg, rausgeworfen. Es ist der fünfte Trainerrausschmiss, seit Mateschitz 2005 den Salzburger Klub gekauft hat. Wenn man so will gehört Stevens sogar zu den am längsten amtierenden Trainern in Salzburg – er hat es geschafft, fast zwei volle Spielzeiten im Amt zu bleiben.

Dass Mateschitz aber auch gleich den Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer entlassen hat, ist da schon bemerkenswerter: Beiersdorfer, einst Manager des Hamburger SV, war nicht nur für Red Bull Salzburg zuständig, sondern für die gesamte Fußballsparte des Energy-Drink-Konzerns. Dazu gehören auch die Teams in New York und Leipzig sowie Fußballakademien in Brasilien und Ghana. Der Rauswurf von Beiersdorfer zeigt, dass Mateschitz mit der Entwicklung in der gesamten Fußballsparte seines Konzerns unzufrieden ist. Ab Sommer soll ein neuer Sportdirektor kommen, gehandelt wird Alfred Hörtnagl, gerade zurückgetretener Sportdirektor von Rapid Wien.

Auch im sechsten Jahr seit der Übernahme des Vereins steht Red Bull Salzburg international gesehen nirgendwo – die Qualifikation zur Champions League, das erklärte Ziel des Vereins, wurde bislang immer verpasst. Und auch in der Europa League, dem kleinen internationalen Bruderwettbewerb, hat Red Bull genau einmal mitgespielt, als es mit sechs Siegen die Gruppenphase gewann, dann aber gleich in der ersten K.o.-Runde ausschied. In Leipzig, dem Verein, der laut ehrgeiziger Konzernpläne in Kürze die deutsche Bundesliga aufrollen soll, ist ebenfalls Sand im Getriebe – in dieser Saison wird der Durchmarsch aus der Vierten Liga wohl erstmals gestoppt, acht Spieltage vor Schluss liegt das Team zehn Punkte hinter einem Aufstiegsplatz zurück. Nun soll Peter Pacult bei RB Leipzig ab Sommer das Traineramt übernehmen. Und in New York, der Glitzerfiliale des Konzerns, wo Superstars wie Thiery Henry Werbung für die Dosen machen, verirren sich nur 13 000 Zuschauer zu den Spielen. In Salzburg übernimmt vorerst Techniktrainer Ricardo Moniz, im Sommer vom HSV gekommen, das Traineramt, ihm assistiert der frühere Bundesliga-Profi Niko Kovac.

Bisher gehörte es in Salzburg zur Philosophie, mit der prall gefüllten Brieftasche des Sponsors aus ganz Europa neue Kicker zusammen zu kaufen. Bislang ist noch jeder Trainer an der Aufgabe gescheitert, aus den neuen Spielern innerhalb weniger Wochen ein Kollektiv zu formen, dass dann schon in der Champions League-Qualifikation im August besteht.

Der Trainer hat so in den Augen des Klubbesitzers bereits einen Makel, den er wohl nicht einmal mit einem österreichischen Meistertitel beheben könnte. Und dann kommt der nächste Trainer.

Markus Huber

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