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Sport: Reden und laufen

Marcelinhos Ankunft in Herthas Trainingslager

Es war ein herzlicher Empfang. Die gesamte Mannschaft, Trainer, Betreuer, Physiotherapeuten und Spieler hatten sich vor dem Hotel Steirerhof aufgestellt, um ihn zu begrüßen. Seit Montag ist das Fußballteam des Bundesligisten Hertha BSC in Österreich im Trainingslager, aber er hatte gefehlt. Als er gestern Abend um 18.04 Uhr endlich aus dem schwarzen Mercedes-Kleinbus stieg, grölte und jubelte die Mannschaft. In dem Kleinbus mit den verdunkelten Scheiben saß Marcelinho – und der Empfang wird ihn etwas verwirrt haben. Erst als der 31-Jährige das Plakat „Willkommen unserem Weltmeister Nello“ gesehen hat, dürfte dem Brasilianer klar gewesen sein, was los ist; Nello di Martino, Torwarttrainer von Hertha, wurde von seinen Kollegen begrüßt. Der Italiener ist als „Team Liaison Officer“ Weltmeister geworden. Der Empfang für Marcelinho dagegen fiel unfreundlich aus. Die Mitspieler ignorierten den Star, der mit neun Tagen Verspätung aus dem Urlaub zurückkehrte. „An neun Tagen Verspätung ist nichts Positives. Man kann nicht immer die Augen zudrücken“, sagte Mitspieler Yildiray Bastürk. Nur Enver Maric, di Martinos Torwarttrainer-Kollege, presste Marcelinho kurz an sich. Dann musste der Brasilianer sich schon beeilen, um einzuchecken und seine Laufschuhe zu holen.

„Es wird Bedarf bestehen zum Reden und zum Laufen, er hat einiges aufzuholen“, sagte Michael Preetz, Assistent der Geschäftsführung. Für ein Gespräch mit Marcelinho hatten Preetz und Trainer Falko Götz gestern noch keine Zeit, weil zwei Stunden nach der Ankunft von Marcelinho bereits das Testspiel gegen den österreichischen Erstligisten SV Mattersburg begann – zum Laufen wurde diese Gelegenheit aber genutzt. Marcelinho musste auf einem Nebenplatz rennen, während seine Kollegen Fußball spielen durften. Immer wieder blieb er stehen und guckte zu.

Die Berliner besiegten Mattersburg vor 493 Zuschauern im Thermenstadion 2:1 (2:1) nach 70 Minuten. Als zu diesem Zeitpunkt das Flutlicht plötzlich ausfiel, wurde das Spiel abgebrochen. Srdjan Lakic und Marko Pantelic erzielten die beiden Treffer für Hertha. Der 22 Jahre alte Lakic trainiert seit Dienstag bei den Berlinern mit. Ob die Berliner den Angreifer vom kroatischen Verein Kamen Ingrad Velika verpflichten, wollen sie erst in den kommenden Tagen entscheiden. „Er ist schnell und immer für ein Tor gut“, sagte Herthas Trainer Falko Götz. Lakic würde eine halbe Million Euro Ablöse kosten. Etwa die Hälfte dieses Betrages hat Sejad Salihovic eingebracht, den die Berliner an den Regionalligisten TSG Hoffenheim verkauft haben.

Ob Hertha vor dieser Saison noch große Summe in neue Spieler investieren kann, hängt davon ab, ob Marcelinho verkauft wird. Manager Dieter Hoeneß ist in Gesprächen mit zwei von sieben Beratern des Brasilianers. Ein seriöses Angebot für den offensiven Mittelfeldspieler lag gestern aber noch nicht vor. Dabei ist der trotz gut sechs Wochen Urlaub nicht außer Form. „Übergewicht hat er jedenfalls nicht“, sagte Herthas Konditionstrainer Carsten Schünemann nachdem er mit ihm gelaufen war. „Wie fit er wirklich ist, zeigt sich erst in zwei bis drei Tagen.“ Marcelinho selbst lief mit gesenktem Blick umher, sagte aber: „Mir geht es gut.“

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