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Sport: Reden und regeln

Was die Fifa am Fußball ändern will

Franz Beckenbauer erzählt gern Geschichten. Der Weltmeister und Weltmeistertrainer erzählt in Frankfurt am Main also, wie das deutsche Volk erstmals zum Confed-Cup kam. Beckenbauer erinnert sich, wie er 1999 im Büro von Joseph Blatter, dem Fifa-Präsidenten, stand. Die Franzosen hatten dem Schweizer gerade ihre Gefolgschaft gekündigt. Frankreich, der Weltmeister von 1998, sagte seine Teilnahme am Turnier ab. Die Fifa brauchte dringend einen Europavertreter. „Franz“, fragte Blatter damals, „kannst du mir die deutsche Mannschaft beschaffen?“ Beckenbauer überlegte nicht lange, er ahnte in diesem Augenblick, dass seine Zusage ein großes Plus für die WM-Kandidatur Deutschlands sein würde. Er sagte: „Ja.“

Daran, dass die Deutschen unter Teamchef Erich Ribbeck (Beckenbauer: „Das war nicht mehr als eine Gruppe Touristen“) in Mexiko so erfolglos ausschieden, erinnert sich Beckenbauer nicht so gern. „Das ist sekundär, wir haben die WM ja bekommen“, sagt er. Heute habe dieses Turnier einen anderen Stellenwert. Es wird in 170 Länder übertragen, 3000 Journalisten sind akkreditiert. Rund 550 000 Eintrittskarten will der Gastgeber verkaufen.

Natürlich hält auch Blatter große Stücke auf den Confed-Cup. Das Turnier sei nicht nur eine Generalprobe für die Weltmeisterschaft, sondern auch ein „international hoch stehender Wettbewerb, wenn man auf das Teilnehmerfeld schaut“, sagt der 69-Jährige. Deshalb lege die Fifa auch besonderes Augenmerk auf die Schiedsrichter. Im Vorfeld der WM sollen nur die besten ausgewählt werden. Parallel zum Cup geschehe das nach Blatters Aussage gerade bei der U-20-WM in Holland, wo „bereits einige Trios aussortiert wurden“.

Ein technisches Hilfsmittel will die Fifa ihren Schiedsrichtern zur Seite stellen: den Ball mit Chip. Er soll in Verbindung mit entsprechenden Vorrichtungen an den Torpfosten signalisieren, wenn der Ball die Torlinie überquert. Getestet wird das System bei der U-17-Weltmeisterschaft in Peru (16. September – 2. Oktober). „Wenn das in Peru ohne Probleme funktioniert, wird der Ball auch bei der Weltmeisterschaft 2006 eingesetzt“, sagt Blatter.

Im Grunde aber will der Fifa-Boss, dass die Schiedsrichter „Menschen bleiben“. Die Einzigen, die bei einem Fußballspiel keine Fehler machen, „sind die Kunden, die Fans“. Ihre Faszination an dem Spiel bestehe auch darin, über strittige Schiedsrichter-Entscheidungen diskutieren zu können. Keine Technik also, dafür aber mehr Respekt vor dem Unparteiischen fordert Blatter und redet über sein Lieblingsthema: den Schiedsrichter-Beruf. „Es kann doch nicht sein, dass gerade die Männer, die das Spiel mit ihren Entscheidungen so beeinflussen, Hobbysportler sind“, sagt der Schweizer.

Insbesondere die Manipulationen im internationalen Fußball haben bei der Fifa in den vergangenen Jahren zum Umdenken im Bereich der Referees geführt. Schiedsrichter zu Profis zu machen, sei keine Frage des Geldes, davon sei in den Profiligen „ja auch sonst genug da“, sagt Blatter. Es sei vor allem eine psychologische Sache. „Jeder im Stadion wird mehr Respekt vor einem Menschen haben, der seinem Beruf nachgeht“, sagt Blatter.

Mit Beginn des Confed-Cups treten auch neue Regeln hinsichtlich des Abseits in Kraft. Diese Änderungen hatte das International Board als oberste Regel-Instanz des Fußballweltverbandes auf seiner Sitzung in Cardiff (Wales) beschlossen. Bei der Präzisierung der Abseitsregelung ist nun klar festgelegt, dass ein Akteur ins Spiel eingreift, wenn er entweder den Ball selbst spielt oder berührt – oder er einen Gegenspieler daran hindert, den Ball spielen zu können. Abseits wird auch angezeigt, wenn der Spieler einen Vorteil aus der Abseitsstellung erlangt, indem der Ball vom Pfosten, der Querlatte oder einem gegnerischen Spieler zu ihm prallt. „Es hat nie das passive Abseits gegeben. Mit der Präzisierung der Regel werden wir diesen Begriff hoffentlich nie wieder hören“, sagte Blatter.

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