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Marcel Reif. TV-Reporter und Tagesspiegel-Kolumnist.

© dpa

Reif aus dem Stadion: Markus Babbel ist angekommen

Unser Kolumnist Marcel Reif bewertet die Entwicklung bei Hertha BSC nach der Debatte um Markus Babbels Aussagen über die Hauptstädter und dem folgenden ersten Saisonsieg.

Über den Berliner an sich wollen wir heute mal nicht nachdenken, war ja auch in der Startelf gar keiner dabei. Also nicht auf dem Rasen. Und denen auf den Rängen dürften die soziologischen Überlegungen des Markus Babbel nach Abpfiff auch schon wieder schnurz gewesen sein. Was zählt – und dabei zählt auch nicht, dass der VfB Stuttgart über einige Teile des Spiels die bessere Mannschaft war – was zählt ist, dass Hertha sein Heimspiel gewonnen hat, endlich, endlich. Und ebenso schwer wiegt, dass Hertha wieder angekommen ist in der Bundesliga und der Alptraum nur noch Vergangenheit.

Aber vielleicht hat es dieses Alptraums bedurft, um endlich dieses überstrapazierte Bild vom schlafenden Riesen (was man auch als Synonym für Größenwahn lesen kann) verblassen zu lassen. Hertha ist jetzt ein Bundesligist, und ich prophezeie jetzt schon mal, dass dieser Zustand stabil bleibt, wenn Berlin nicht, ja, wenn nicht wieder irgendjemand auf die Idee kommt, vorschnell von großen Taten zu fabulieren, aber ich wollte mich ja fern halten von den Berlinern an sich.

Was nun den Markus Babbel angeht, auch der ist endlich angekommen. In Stuttgart, da war er als Trainer in der Lehre, da war er noch viel zu sehr Spieler. Jetzt ist er Trainer, mit dem nötigen Abstand, mit Ruhe und Übersicht, mit klarer Linie und ebensolchem Blick für die Möglichkeiten und jeweiligen Standorte der Mannschaft. Sie haben alle ihre Meisterprüfung abgelegt, in der vergangenen Saison in der Zweiten Liga, die Mannschaft und der Trainer. Und die dürfen und können sie jetzt konservieren. Nicht auf dem Weg zu großen Taten, sondern mit den einfachen Dingen, dem grundsoliden Punktesammeln, notfalls auch mal mit Kampf. Am Freitagabend hat das nach anfänglichem Zaudern ja auch wunderbar geklappt. Gegen das Zaudern wirken die drei Punkte, weil sie signalisieren: Hey, wir sind ja gar nicht so schlecht, hey, wir dürfen uns auch schon ein wenig Selbstvertrauen leisten.

Schwer wird es trotzdem, anstrengend und mühsam. Aber in der Art und Weise, mit der Babbel und Mannschaft und Verein miteinander arbeiten, werden sie auch die Berliner an sich abholen und mit Abstiegsnöten nichts zu tun haben. Darum geht es, um nicht mehr und um nicht weniger. Hertha ist wieder da!

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