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Sport: Reif für Barcelona

Bremen erreicht zum zweiten Mal in Folge die Champions League – nur dabei zu sein, ist nicht mehr genug

Eine Frage wollte Thomas Schaaf an diesem Abend nicht mehr beantworten. Immer wieder wurde er gefragt, welche Gegner er sich denn nun für die Gruppenphase der Champions League wünsche. Doch Werder Bremens Trainer reagierte mit dem Gleichmut eines vom Regenwetter geplagten Last-Minute-Urlaubers – Hauptsache weg, egal wohin. „Wo wir hinmüssen, geht ein Flieger, und wo wir aussteigen, wird es sicherlich schön sein.“

Nach dem 3:0 gegen den FC Basel konnte Schaaf sich ganz darauf verlassen, dass der Katalog der Champions-League-Gruppenphase ausreichend attraktive Ziele bereit halten würde. Werder spielt gegen den FC Barcelona, Panathinaikos Athen und Udinese. Das ergab die Auslosung gestern Nachmittag in Monaco. Wichtiger war Trainer Schaaf aber, dass seine Mannschaft zum zweiten Mal in Folge die Hauptrunde erreicht hatte. „Außergewöhnlich“ sei das, sagte er gleich mehrfach. Hatte doch das Spiel den Beleg dafür erbracht, dass die Meisterschaft 2004 kein Einzelfall, sondern Anfang einer langfristigen Entwicklung des Vereins war. „Wir haben den Anspruch, über Jahre oben dabei zu sein“, sagte Schaaf.

Die Bremer haben am Mittwoch die Voraussetzung dafür geschaffen, indem sie die Chance nutzten, die sie bekommen hatten, als sie am letzten Spieltag der vorigen Bundesligasaison mit einem Sieg in Kaiserslautern unerwartet den dritten Platz erreichten. Bei Schaaf und seinen Spielern war darüber nicht nur Freude zu spüren, sondern auch gewaltige Erleichterung. Denn der Sieg gegen Basel, der nach Einschätzung von Sportdirektor Klaus Allofs sieben bis acht Millionen Euro einbringen wird, war nicht so souverän, wie es das klare Ergebnis vermuten lässt. Basels Trainer Christian Gross übertrieb keineswegs, als er feststellte, dass „wir über 180 Minuten mehr als ebenbürtig waren“. Schon im Hinspiel war Werder erst spät das glückliche Tor zum 1:2 gelungen, und auch das Rückspiel war mehr als eine Stunde lang ausgeglichen, ehe Ivan Klasnic zum erlösenden 1:0 traf. Die Vorarbeit zu dem kuriosen Tor hatte Patrick Owomoyela geleistet, als er vor dem gegnerischen Strafraum einen Pressschlag auslöste, der an Klose und Torwart Zuberbühler vorbei zu Klasnic sprang. Nicht nur in dieser Situation zeigte Owomoyela, welchen Gewinn er für die Norddeutschen darstellt. Der 25-Jährige spielte als rechter Außenverteidiger bereits WM-reif, gewann nahezu alle Zweikämpfe und bereicherte das Offensivspiel durch überlegte Pässe. Beim Auslaufen im Weserstadion alberte Owomoyela fröhlich mit den Mitspielern herum und fand es „richtig gut, dass wir die Champions League erreicht haben. Dafür bin ich hierhergekommen.“

Trotz Owomoyelas starker Leistung hatte den entscheidenden Impuls Schaaf gegeben. In der Halbzeit ersetzte er den behäbigen Kapitän Frank Baumann durch Daniel Jensen und rückte Torsten Frings dafür auf seine Lieblingsposition im defensiven zentralen Mittelfeld. „Wir standen in der ersten Halbzeit zu weit hinten“, begründete der Trainer seine Entscheidung. Jensen habe mehr Druck ins Spiel nach vorne gebracht. Das gelang so gut, dass das Mittelfeld Frings, Jensen, Borowski und Micoud in Bremen zur Stammformation werden könnte.

Schon am ersten Spieltag der Champions League, am 14. September, kommt der FC Barcelona ins Weserstadion. Das Spiel wird Werder ohne Stürmer Miroslav Klose bestreiten müssen. Klose leistete sich gegen Basel eine „Dummheit“, wie er selbst befand, als er wegen Ballwegschlagens die Gelb-Rote Karte sah.

In der vergangenen Saison war die Teilnahme an der Champions League allein schon ein Erfolg. Jetzt ist das Erreichen der Gruppenphase für Klaus Allofs „nur das erste Ziel“. Werder möchte, wie im Vorjahr, ins Achtelfinale. Dass die Bremer dort in Lyon ordentlich „einen übern Kopp gekriegt haben“, wie sich Thomas Schaaf am Mittwoch erinnerte, schreckt den Trainer nicht. „Im letzten Jahr haben wir noch gelernt.“

Steffen Hudemann[Bremen]

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