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Sport: Reifes Golfspiel ohne Socken

Zwei ältere Herren stehlen Tiger Woods die Schau beim US Masters: Fred Couples und Tom Watson

Eine Geschichte, besser als die vom Comeback des Tiger Woods? Ein Spieler, der genauso aufregend ist? Beides war kaum vorstellbar vor Beginn des diesjährigen US Masters. Fred Couples und Tom Watson aber haben die Woods-Show am Donnerstag kurzerhand zum Beiprogramm gemacht. Ein 50- und ein 60-Jähriger lagen am Ende des ersten Spieltages auf den Rängen eins und zwei (die zweite Runde war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet), Woods rangierte nach einer 68er-Eröffnungsrunde auf dem geteilten dritten Rang knapp dahinter. Couples hatte eine astreine 66er Runde heruntergespult und Watson mit einer 67 sein Sommermärchen von der British Open im schottischen Turnberry fortgesetzt.

„Über diesen British Open liegt immer noch so ein gewisser Schimmer, auch wenn ich nur Zweiter geworden bin“, erklärte Watson nach seiner Auftaktrunde in Augusta. Die Tatsache, dass er bei seinem Lieblingsmajor erst im Play-off gescheitert war, motiviert ihn noch heute: „Da sind ganz viele Menschen zu mir gekommen und haben mir gesagt, dass ich ihnen den Glauben gegeben habe, auch mit 60 noch golfen zu können“, erzählt er.

Glaube aber ist ein Schlüsselfaktor im Golfsport, vor allem wenn man mit einem extrem schwierigen Golfplatz wie Augusta National konfrontiert wird, der dem Spieler schnell jedes Selbstvertrauen nimmt. „Golf wird auf einem zehn Zentimeter langen Golfplatz gespielt – zwischen den Ohren“, formulierte einst Bobby Jones die mentale Herausforderung. Der Klubgründer von Augusta National ist bis heute der einzige Spieler, dem der Gewinn des Grand Slam gelang.

Couples strotzt zur Zeit vor Selbstvertrauen. Gelassen und entspannt wie eh und je geht der Amerikaner über den Platz, auf dem er 1992 schon einmal gewann und von dem er sagt: „Dies ist für mich der schönste Platz der Welt.“ Er ist seine ewigen Rückenschmerzen los, seitdem er die Golf- durch ein Paar Laufschuhe eingetauscht und diese extra ausgepolstert hat. Er lässt außerdem die Socken weg und schert sich kein bisschen darum, wie das aussehen mag. Er ist in dieser Saison auf die Champions Tour der über 50-Jährigen gewechselt, auf der zum Beispiel auch Bernhard Langer aktiv ist. Dort dominiert er das Geschehen nach Belieben, dreimal hat er schon gewonnen, ein Ende der Siegesserie ist nicht abzusehen.

So wirklich sportlich hört sich das alles nicht an: Was passiert mit dem Image des Golfsports, wenn ein paar alte Männer ein Majorturnier anführen? Kommen da die alten Vorurteile gegen den Sport wieder hoch? „Tom Watson spielt besser als früher, sein Schwung ist besser geworden“, analysiert Bernhard Langer. Watson liegt bei der Länge der Schläge im Tourdurchschnitt, demonstriert rund ums Grün aber eine Finesse, die so mancher der jüngeren Kollegen aus der Bumm-Bumm-Generation offensichtlich nie gelernt hat. Couples, ein brillanter Putter, gehörte schon immer zu Spielern auf der Tour, die weit schlagen konnten. „Wenn er gut drauf ist, liegt er vielleicht fünf Meter hinter Tiger Woods“, analysierte sein langjähriger Spielpartner Nick Faldo.

Wo viele junge Kollegen vor den Schwierigkeiten des Platzes zurückschrecken, schätzen Couples und Watson seine Tücken: „Das Schönste an diesem Platz ist“, sagt Watson, „dass hinter jedem Baum und jedem Loch eine Tragödie lauert.“

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