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Reiten: Dressur mit unerlaubten Mitteln

Sperre für Olympiasiegerin Isabell Werth: Ihr Pferd fällt mit einer positiven Dopingprobe auf. Sie wurde vom Weltreiterverband bis auf Weiteres suspendiert.

Berlin - Nach Fällen von Doping und verbotener Medikation im internationalen Springsport hat es nun eine Dressurreiterin erwischt. Es ist nicht irgendjemand, bei dessen Nachwuchspferd Whisper die verbotene Substanz Fluphenazin im Blut nachgewiesen wurde. Es ist Isabell Werth, Vorzeigereiterin des deutschen Dressursports, fünfmalige Olympiasiegerin, die nun vom Weltreiterverband FEI bis auf Weiteres von allen Turnieren suspendiert wurde. Schon am Donnerstag soll sie vom Tribunal des Verbandes angehört werden – in einer Telefonkonferenz. Dann wird auch entschieden, ob die Suspendierung aufrechterhalten bleibt. Momentan ist Isabell Werth für das am Freitag startende CHIO in Aachen gesperrt.

Bei einer Medikationskontrolle beim internationalen Turnier in Wiesbaden am 30. Mai ist der verbotene Wirkstoff im Blut ihres Pferdes nachgewiesen worden. Fluphenazin gehört zu den Psychopharmaka und wird in der Medizin zum Beispiel zur Behandlung von Psychosen eingesetzt. Bei Pferden wirkt es hauptsächlich wie ein Beruhigungsmittel. Auf der Liste der verbotenen Doping-Substanzen des Internationalen Verbandes FEI steht dieses Mittel ganz oben.

Seit den Olympischen Spielen in Hongkong, bei denen Christian Ahlmanns Springpferd Cöster positiv auf die verbotene Substanz Capsaicin getestet wurde, versucht sich die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) aktiv im Kampf gegen Doping im Pferdesport zu engagieren. Nachdem Springreiter Ludger Beerbaum bekannt gegeben hatte, seine Pferde nach dem Motto „Erlaubt ist, was nicht gefunden wird“ behandelt zu haben, löste die FN mit sofortiger Wirkung alle olympischen Kader auf. Die Reiter sollen nun von einer unabhängigen, vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) eingesetzten Kommission überprüft werden. Kurioserweise hatte ausgerechnet Isabell Werth dieses Vorgehen kritisiert. „Tatsache ist, dass da Aktionismus entstanden ist“, sagte sie. „Ist das ein Beichtstuhl? Welches Rechtsinstitut ist das?“, empörte sich die studierte Juristin. Sie wehre sich gegen generelle Unterstellungen, dass im Pferdesport in allen Disziplinen manipuliert werde. Nun aber ist ihr eigenes Pferd von einer positiven Dopingprobe betroffen.

Werth bedauerte den Vorfall gestern „zutiefst“. „Ich bin mir bewusst, dass ich zu Zweifeln an der Redlichkeit und Sauberkeit meiner Person und unseres Sports Anlass gegeben habe. Ich entschuldige mich auf diesem Wege bei allen, die dem Reitsport und mir verbunden sind“, sagte sie in einer schriftlichen Stellungnahme. Sie erklärte die Einnahme des Medikaments mit der Erkrankung ihres Pferdes am sogenannten „Shivering Syndrom, zu Deutsch Zitterkrankheit genannt“. Es handele sich um eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die Gleichgewichtsstörungen auslöse. Sie habe sich bei ihrem Tierarzt erkundigt, ob und wie man dieses Shivering Syndrom behandeln könne. Werth: „Wir haben Whisper daraufhin am 16. Mai 2009 einmalig mit diesem Medikament behandelt, um herauszufinden, ob er auf dieses Medikament anspricht.“

Dennis Peiler, Sprecher der FN, sagte, die neuen Entwicklungen hätten keinen Einfluss auf die Arbeit der unabhängigen Kommission unter Vorsitz des ehemaligen Verfassungsrichters Udo Steiner. „Die Kommission wird ihre bereits begonnenen Untersuchungen fortsetzen und die Befragungen wie geplant Mitte Juli beginnen“, sagte Peiler.

Die Veranstalter des CHIO in Aachen begrüßten Werths vorläufige Suspendierung. Die Organisatoren hatten zuvor angekündigt, während des Turniers vermehrt Dopingkontrollen durchführen zu wollen. Statistisch soll so jedes achte Pferd getestet werden. Nach Angaben der FN gilt die Regelung, dass Reiter und Pferd bereits nach einer positiven A-Probe suspendiert werden, international bereits seit Anfang 2008. mit dpa

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