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Auf dem Sprung in Aaachen. Marcus Ehning auf dem Pferd Singular la Silla.

© dpa

Reitsport: CHIO: Die Probleme reiten mit

Am Dienstag begann der CHIO. Das Preisgeld ist im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gestiegen. Doch trotzdem gibt es nicht nur frohe Nachrichten, sondern auch Diskussionen um Tierquälerei.

Wenn Helen Langehanenberg über ihren Aufstieg in der Dressurreiterbranche spricht, huscht ein dezentes Lächeln über das sommersprossige Gesicht der 31-Jährigen. Im Mai 2011 schaffte die Pferdewirtin aus dem Münsterland den Sprung in den nationalen A-Kader. Sie gewann ein gutes Jahr später Olympiasilber mit der Mannschaft, steht mit ihrem Hengst Damon Hill aktuell auf Rang zwei der Weltrangliste und sagt über ihre sportliche Entwicklung schmunzelnd: „Manchmal muss man sich in der Dressur ein bisschen hocharbeiten, damit man Anerkennung bekommt.“

Mächtig hochgearbeitet hat sich auch der CHIO in Aachen, der am Dienstag offiziell eröffnet wurde: Das Preisgeld ist im Vergleich zum Vorjahr um knapp 50 Prozent auf 2,73 Millionen Euro gestiegen, allein beim Großen Preis am Sonntag wird statt bislang 350 000 Euro nun eine Prämie von einer Million Euro ausgeschüttet. „Das CHIO ist die bestdotierte Sportveranstaltung in Deutschland“, tönt Michael Mronz, Geschäftsführer des Aachener Reitturniers. Doch Aachen hat den Aufschwung keineswegs exklusiv. Im Gegenteil: Um ein Gegengewicht zur schwerreichen Global Champions Tour zu schaffen, kommt auch die traditionsreiche Veranstaltung in der Soers nicht mehr ohne Serie aus.

Mit den Austragungsorten Genf, Calgary und Aachen ist die Serie zwar noch recht überschaubar. Den notwendigen finanziellen Anreiz haben die Macher aber gesetzt: Der Reiter, der die drei Großen Preise binnen zwölf Monaten gewinnt, bekommt eine Extraprämie von einer Million Euro. Bei zwei Siegen in Folge gibt es 500 000 Euro. Und einen hübschen Namen hat das Kind auch: Grand Slam der Reiterei. „Die Globalisierung ist da. Deshalb ist es gut, dass Aachen etwas macht“, sagt Springreiter-Bundestrainer Otto Becker. Und Meredith Michaels-Beerbaum, die mit ihrer Stute Bella Donna dem deutschen Team im Nationenpreis angehört, sagt: „Der Grand Slam führt den Reitsport in eine neue Dimension.“

Die Branche setzt aber nicht nur sportliche und monetäre Glanzlichter, sondern bekommt auch die negativen Folgen ihrer wachsenden Anziehungskraft zu spüren. Im Distanzreiten, einer von acht Disziplinen des Weltreiterverbandes, gibt es erschreckende Berichte von Tierärzten über den grausamen Umgang mit Pferden und eine dramatisch hohe Zahl an Medikations- und Dopingfällen – wobei 82,9 Prozent der positiven Tests von Pferden aus arabischen Staaten stammen.

Die deutschen Springreiter bekamen Anfang Juni bei einem Turnier in St. Gallen Probleme mit dem Veranstalter, weil sie auf dem vom Dauerregen aufgeweichten Geläuf um die Gesundheit ihrer Pferde fürchteten und nicht zum Wettkampf antraten. Und aus dem Lager der Vielseitigkeitsreiter kamen zuletzt zwei Todesmeldungen: Die erste, als beim Pfingstturnier in Wiesbaden King Artus, der 17 Jahre alte Wallach von Mannschafts-Olympiasieger Dirk Schrade, starb. Die zweite, als vier Wochen später in Luhmühlen Petite Bombe, die Stute des Franzosen Emeric George, an einer Hecke strauchelte, auf den Hals fiel und zwei Stunden später eingeschläfert werden musste.

„Das kann leider immer passieren“, sagt Doppel-Olympiasieger Michael Jung dazu – und es ist auch beim aktuellen CHIO schon passiert: Am Soerser Sonntag als ein 18-jähriges Pferd einen Herzstillstand erlitt.

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