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Ronaldo

© dpa

Rekord-Transfer: Ronaldos linker Ringfinger

Es ist der teuerste Transfer der Geschichte. Der Wechsel von Cristiano Ronaldo von Manchester United zu Real Madrid kostet die Königlichen 94 Millionen - Experten sind beunruhigt.

Von 94 Millionen Euro kann man ein Krankenhaus bauen, 94 Bugattis kaufen oder sämtliche Bewohner Madrids ins Konzert einladen. Rechnet man zu dieser Summe, die Real Madrid für Portugals Fußballstar Cristiano Ronaldo ausgeben wird, die Kosten für den Transfer des Brasilianers Kaka hinzu, ließen sich damit ein Jahr lang der Prado, das Reina-Sofia-Museum und die spanische Nationalbibliothek finanzieren.

Kein Wunder, das manchem Finanzexperten angesichts solcher Zahlen schwindelig wird. „Das ist eine inflationäre Maßnahme, die den Markt weiter kaputt macht“, stöhnt Jose-Maria Gay, Wirtschaftsprofessor an der Universität Barcelona. Laut der von ihm durchgeführten Studie „Fußball und Finanzen“ belaufen sich die Schulden der spanischen Erstligisten auf 3,4 Milliarden Euro, 1,3 Milliarden sind direktes Ergebnis von Transfers.

Allein Real Madrid, das dank hoher Einnahmen immerhin einen ausgeglichenen Jahreshaushalt vorweisen kann, steht mit knapp 563 Millionen Euro in der Kreide. Wie kann man da im großen Stil auf Shoppingtour gehen?

In dem man die Transfers als Aktivposten auf die Habenseite setzt und hofft, dass sich die Investition auszahlt: Mit Kaka und Ronaldo im Kader können die Verträge mit den Sponsoren neu ausgehandelt werden, die Trikotverkäufe schnellen in die Höhe – und wer weiß, vielleicht fliegt Real Madrid diesmal nicht im Achtelfinale aus der Champions League. Außerdem weiß Reals neuer Präsident, der milliardenschwere Bauunternehmer Florentino Perez, die Bank Santander in seinem Rücken und es wird vermutet, dass er privates Geld zuschießt.

Problematisch ist das System vor allem für die kleinen und mittleren Klubs. Zum einen verhandelt in der spanischen Liga jeder Klub seine TV-Rechte selbst aus, was zu einem enormen Einnahmengefälle führt. Real Sporting Gijon etwa könnte sich mit einem Jahreshaushalt von 1,8 Millionen Euro allenfalls Ronaldos linken Ringfinger leisten. Zum anderen haben sich aber auch die kleinen und mittleren Klubs jahrelang am spekulativen Geschäft beteiligt und die Preise mit in die Höhe getrieben. Man kaufte teure Spieler, strickte basierend auf den Erwartungen an sie das Budget und ließ sich die Hoffnungsträger im Nachhinein von Sparkassen, Landesbehörden oder durch Baulandspekulation finanzieren. Im Durchschnitt geben spanische Klubs mehr als 70 Prozent für Personalkosten aus, zehn Prozent mehr als von der Uefa empfohlen.

Kein Wunder, dass mehr als ein halbes Dutzend Klubs de facto insolvent ist. Nie war das Gefälle im spanischen Fußball größer als heute. Dass das letztlich der Attraktivität der angeblich besten Liga der Welt schadet, wissen alle Beteiligten. Bisher haben aber weder Politik noch Liga Regulierungsmechanismen eingeführt. „Wenn wir in Spanien nicht bald die Klubs zum nachhaltigen Wirtschaften zwingen, platzt die Blase“, befürchtet Jose-Maria Gay.

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