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Relagation: Energie Cottbus: Euphorie zum Mitnehmen

Der Klassenerhalt bleibt in Reichweite: Cottbus geht mit viel Schwung aus dem 3:0 gegen Leverkusen in die Relegation.

Der in dieser Saison von seiner Mannschaft arg gequälte Cottbuser Anhang hatte sich gut vorbereitet. Vor dem Anpfiff des Spiels gegen Bayer Leverkusen entrollten die Energie-Fans ein langes Spruchband: „Was auch geschehen mag – Wir stehen zu Dir.“ Diese fatalistische Aussage bezog sich eher auf den Abstieg – und nicht auf die unwahrscheinlichere Möglichkeit, dass Cottbus die Klasse noch halten würde. Doch am Ende des Spiels durften sich die Fans zumindest auf zwei weitere Auftritte ihrer Mannschaft in dieser Saison freuen: Der 3:0 (0:0)-Sieg gegen Bayer bedeutete, dass sich die Lausitzer in die Relegation retteten.

„Der ganze Verein ist jetzt im Ausnahmezustand“, sagte Manager Steffen Heidrich nach dem überraschenden Triumph, während die Spieler auf dem Rasen noch ihre Trikots ins glückselige Publikum warfen. Heidrich war der Stolz über die Leistung gegen Leverkusen deutlich anzumerken: „Andere Mannschaften sind auseinandergefallen. Wir nicht.“ Dabei hatte es am Sonnabend lange Zeit überhaupt nicht nach einem Wunder ausgesehen, Leverkusen kontrollierte in der ersten Hälfte das Spiel. „Wir haben den Ball viel zu oft verloren und hatten Glück, dass die Leverkusener kein Tor aus ihren Kontern gemacht hat“, sagte der Cottbuser Trainer Bojan Prasnikar.

Nachdem Cottbus kurz nach der Pause überraschend das 1:0 erzielt hatte, rannten die nach dem Platzverweis gegen Arturo Vidal dezimierten jungen Leverkusener in ihr Verderben. Nach dem Rückstand habe sich seine Mannschaft „absolut schlecht“ verhalten, sagte Bayer-Trainer Bruno Labbadia verärgert. „Wir wollten innerhalb von fünf Minuten das Spiel wieder drehen, obwohl wir in Unterzahl waren.“ Zum unerwarteten Helden des Spiels wurde Stürmer Emil Jula. Der bullige Rumäne wird in Cottbus regelmäßig ausgebuht, seit er im März im Heimspiel gegen Hertha BSC den Ball stümperhaft am leeren Toren vorbeischob. Auch gegen Leverkusen gelang Jula zunächst gar nichts, ehe er mit zwei Toren zum Retter wurde. „Ich hoffe, das gibt ihm Selbstvertrauen und die Leute hören auf, ihn auszupfeifen“, sagte Prasnikar.

In den Relegationsspielen könnte Jula neben Dimitar Rangelow stürmen, der nach seiner Knöchelverletzung in die Mannschaft zurückkehren könnte. Rangelow habe eben einen „großen Willen“, sagte Prasnikar. Auf die Genesungschancen des zweiten verletzten Stürmers, Ivica Iliev, angesprochen, sagte der Trainer: „Wie gesagt, Rangelow hat einen großen Willen. Ich denke, Sie verstehen mich.“ Während der Saison hatte Prasnikar wiederholt die Arbeitsauffassung einiger Spieler kritisiert.

Doch am Tag des Jubels in der Lausitz spielten diese Misstöne kaum eine Rolle. „Die Euphorie ist der letzte Eindruck, den wir von heute mitnehmen“, sagte Manager Heidrich. Die Begeisterung im Stadion der Freundschaft weckte Erinnerungen an vergangene Cottbuser Großtaten im Abstiegskampf. Und auch einer der alten Energie-Helden hatte es sich nicht nehmen lassen, die Arbeit seiner Nachfolger zu begutachten: Eduard Geyer schrieb in rosa Hemd und mit Sonnenbrille noch lange nach dem Abpfiff Autogramme.

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