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Der gebürtige Berliner Patrick Breitkreuz möchte mit Holstein Kiel aufsteigen - und ist bei Energie Cottbus im Gespräch.

© dpa/Weihrauch

Relegation zur 2. Bundesliga: Holstein Kiel - die große Unbekannte

Holstein Kiel tritt am Donnerstagabend in der Relegation gegen den TSV 1860 München an. Doch was macht die Kieler so stark?

Der Jubel und die Erleichterung waren groß. Holstein Kiel hatte am 38. Spieltag der Saison 2013/14 mit 3:1 beim SV Darmstadt 98 (gerade in die 1. Bundesliga aufgestiegen) gewonnen und sich damit den Klassenerhalt in der 3. Liga aus eigener Kraft gesichert. In dieser Partie, die gut ein Jahr zurückliegt,  konnte man das Potenzial der Kieler gut erkennen. Spielstark, gedanklich schnell, defensivstark, gut im Umschaltspiel und in dieser Begegnung wurde auch die größte Schwäche von Holstein in eine Stärke verwandelt: die Effektivität. Das war im Rest der eher durchwachsenen Saison nicht so. Dort wurden die Kieler beinahe wöchentlich von den gegnerischen Trainern gelobt, doch die Punkteausbeute stand in keinem Verhältnis dazu.

Der Weg nach oben

Seitdem hat Holstein eine beeindruckende Entwicklung genommen. Zwar starteten die Kieler auch in diese Saison etwas holprig, sodass Trainer Karsten Neitzel bereits in Frage gestellt wurde. Doch die Verantwortlichen blieben ruhig und vertrauten dem 47-Jährigen. Das zahlte sich aus. Denn seine Mannschaft verinnerlichte die vorgegebene Spielphilosophie immer besser und wurde endlich auch im Torabschluss effektiver, auch wenn hier weiterhin noch Steigerungsbedarf herrscht.

Die größte Stärke lag in dieser Spielzeit allerdings in der herausragenden Defensive. Diese stellte mit gerade einmal 30 Gegentoren (davon fünf in den letzten zwei Spielen) in 38 Spielen die mit Abstand beste Abwehrreihe der 3. Liga. Die Mannschaft war aufgrund der Kontinuität, die bei der Kaderplanung herrschte, der stetigen Weiterentwicklung einzelner Spieler und gezielten Verstärkungen gut eingespielt. Zudem stimmte auch die Mischung aus erfahrenen Spielern wie Top-Torjäger Marc Heider und Kapitän Rafael Kazior, der seine beste Saison spielt und ab der kommenden Saison für den SV Werder Bremen II die Schuhe schnüren wird, und jungen Akteuren wie Innenverteidiger Hauke Wahl.

Zwei Berliner im Team

Entscheidenden Anteil am Erfolg der Kieler haben auch zwei in der Berliner Fußballszene bekannte Namen. Patrick Kohlmann, der sechs Jahre beim 1. FC Union Berlin spielte und vor dieser Saison neu zu den Kielern kam, avancierte zum unumstrittenen Stammspieler. Der mittlerweile 32-Jährige absolvierte 35 Partien und war einer der Leistungsträger. In etwas anderer Art und Weise galt dies auch für den beim damaligen VfB Lichterfelde und lange Jahre bei Hertha BSC ausgebildeten Patrick Breitkreuz. Dieser war der zwölfte Spieler der Mannschaft. Er wurde als erstes ein- oder ausgewechselt und absolvierte bei seinen 34 Einsätzen nur drei über die volle Distanz. Doch der 23-Jährige war an elf Toren beteiligt und stellte seinen Wert für die Kieler damit unter Beweis. Mittlerweile ist im Internet allerdings zu lesen, dass Breitkreuz die Kieler in Richtung Energie Cottbus verlassen wird.

Die Formkurve der letzten zwei Wochen zeigte allerdings nach unten. Denn Kiel hatte den Aufstieg lange selbst in der Hand. Als Kiel jedoch beim Meister Arminia Bielefeld nur 2:2 spielte, zog der MSV Duisburg vorbei und besiegte die Kieler verdient im direkten Duell am vorletzten Spieltag mit 3:1 nach einem 0:1-Rückstand. Somit waren die Duisburger vom direkten Aufstiegsplatz zwei nicht mehr zu verdrängen. Das letzte Drittliga-Spiel gegen die Stuttgarter Kickers (0:2) war somit ein erfolgloser Testlauf. Doch die ganze Region fiebert den Aufstiegsspielen gegen die Münchner Löwen entgegen. Die 10.000 Karten für das Hinspiel in Kiel waren binnen Stunden weg. Es hätten sogar 25.000 Tickets abgesetzt werden können.

Vorfreude auf die Relegationsspiele

Nun stehen zwei Relegationsspiele gegen den TSV 1860 München an. Dieses Duell hatte es in dieser Saison bereits Mitte August 2014 in der ersten DFB-Pokalrunde gegeben. Damals verlor Holstein unglücklich mit 1:2 im eigenen Stadion. Knappe Ergebnisse erwarten Experten, Spieler und Trainer beider Mannschaften auch für die anstehenden Relegationsspiele. Für Kiel ist der Aufstieg dabei kein Muss, wäre für die Landeshauptstadt allerdings ein Meilenstein. Denn seit der Saison 2003/04, als der ungeliebte Rivale VfB Lübeck zuletzt in Deutschlands Unterhaus spielte, wären die Kieler die erste Mannschaft aus Schleswig-Holstein, die in die 2. Liga aufsteigen. Die moralische Komponente ist eindeutig auf Seiten der Kieler.

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