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Sport: Renault kommt vom Kurs ab

Im Team von Alonso tun sich viele Probleme auf

Flavio Briatore ist ein Mann großer Gesten und großer Worte. So ließ sich der Italiener an der Spitze des Formel-1-Rennstalls Renault vor kurzem im Erfolgsrausch dazu verleiten, sein Team als unbesiegbar zu bezeichnen. Das ist noch nicht allzu lange her, und doch ist Briatores Ausspruch längst von der Wirklichkeit überholt worden. „Ich glaube, Flavio sieht das jetzt etwas anders“, sagte Mercedes-Motorsport-Chef Norbert Haug nach dem Großen Preis von Deutschland süffisant. In Hockenheim nämlich waren die Ferraris von Michael Schumacher und Felipe Massa kaum zu bezwingen, während sich die Renault-Piloten Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella mit großem Einsatz und noch größerem Rückstand auf den Plätzen fünf und sechs ins Ziel retteten.

Ein Grund für den Verlust der Unschlagbarkeit von Renault sind die Michelin-Reifen, die in der derzeitigen Hitze des europäischen Sommers nicht annähernd so gut funktionieren wie die Bridgestones der von Sieg zu Sieg eilenden Ferraris. Allein damit ist Renaults Rückstand aber nicht zu erklären. In Hockenheim erwiesen sich auch der McLaren-Mercedes des Drittplatzierten Kimi Räikkönen und Jenson Buttons Honda als zu schnell, und die sind ebenfalls mit Fabrikaten der Marke Michelin bestückt. Dabei war Renault, wie Norbert Haug richtig erkannt hat, „vor nicht allzu langer Zeit noch meilenweit vor uns“.

Alonso muss nun sogar um den WM-Titel fürchten, sein Vorsprung auf Michael Schumacher ist auf elf Punkte geschrumpft. Sechs Rennen stehen noch aus. Für den ersten Platz werden bei jedem Grand Prix zehn Punkte vergeben, für den zweiten acht, für den dritten sechs. Auch der Achtplatzierte erhält noch einen Punkt.

Renaults mitsommerliche Krise ist wohl eher eine Kombination aus mehreren ungünstigen Faktoren. Einer davon ist Fernando Alonso selbst. Seit der Spanier sich ohne Rücksprache mit Flavio Briatore von Renault losgesagt und verkündet hat, dass er in der kommenden Saison zu McLaren geht, hat sein Verhältnis zum Team gelitten. Auch im Bereich der Weiterentwicklung des Autos ist der Weltmeister nicht mehr uneingeschränkt einsetzbar. Schließlich könnten wichtige Interna auf diese Weise in der kommenden Saison zum Konkurrenten McLaren gelangen.

Dabei könnte Renault momentan gut selbst ein wenig Know-how vom Konkurrenten gebrauchen. Die McLaren gingen beim Rennen in Hockenheim weit schonender mit den Reifen um als die Renaults, deren sensible Hinterachse die Gummis regelrecht auffraß. „Das Auto fuhr sich seltsam, und die Hinterreifen bekamen Blasen“, sagte Alonso. Spezielle Dämpfer hatten diese Eigenschaft des Autos bislang weitgehend ausgeglichen. Nun wurden sie vom Automobil-Weltverband Fia plötzlich verboten – Gerüchte besagen: auf Betreiben Ferraris.

Ferrari soll außerdem zusätzlich zum nicht gerade geringen Budget noch einmal 20 Millionen Euro aufgetrieben haben, um Renault noch abzufangen. In jedem Fall betreiben die Italiener den Titelkampf mit deutlich höherem Aufwand als der Konkurrent. Als Alonso unlängst mitteilte, der Kampf um die WM sei auch ein Kampf des Geldes, war dies als Kritik an der zurückhaltenden Finanzpolitik seines Rennstalls zu verstehen. Darüber hinaus füllt Fisichella die Rolle als Helfer nicht so widerspruchslos aus, wie Felipe Massa dies bei Ferrari tut. „Ich fahre mein eigenes Rennen“, stellt der Italiener klar. Und befragt, ob er Fernando Alonso in einem möglicherweise entscheidenden letzten Rennen helfen würde, erklärt er nur: „Weiß nicht.“

Michael Schumacher sieht dem von Alonso ausgerufenen Gegenangriff in Ungarn am Sonntag gelassen entgegen. Aber auch er weiß: „Irgendwann wird Renault zurückkommen. Deshalb müssen wir diese Situation jetzt nutzen.“

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