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Rennen in Suzuka: Glock übersteht Unfall, Vettel holt Poleposition

Toyota-Pilot Glock übersteht den schwersten Unfall einer ganzen Crashserie in Suzuka fast unverletzt. Sein deutscher Landsmann Sebastian Vettel holt die Poleposition.

„Die wichtigste Nachricht ist doch, dass es allen gut geht.“ Der, der das feststellte, hatte gerade im vielleicht chaotischsten und unfallträchtigsten Formel-1-Qualifying aller Zeiten die Poleposition erobert – Sebastian Vettel. Doch die Glanzleistung des Red-Bull-Piloten vor dem Grand Prix von Japan in Suzuka ging angesichts einer Serie von Unfällen unter. Am schlimmsten hatte es Timo Glock erwischt. Der Wersauer war ausgangs der Zielkurve mit seinem Toyota fast geradeaus in die Reifenstapel gekracht. Als er nach acht Minuten geborgen und ins Medical Center gebracht wurde, gab er allerdings, noch auf der Trage liegend, schon Entwarnung: Daumen hoch. „Nur eine Schnittwunde am linken Bein, aber weil er über Rückenschmerzen klagt, wird er zur Vorsicht noch ins Krankenhaus von Yokkaichi geflogen“, teilte der Automobil-Weltverband Fia kurz darauf mit. Am späten Nachmittag konnte er schon wieder ins Hotel an die Strecke zurückkommen. „Alles nicht so schlimm, er musste zwar auf Krücken marschieren, das diente aber nur der Vorsicht, um die mit 12 Stichen frisch genähte Wunde am linken Bein nicht zu sehr zu belasten“, erzählte ein Toyota-Teamverantwortlicher. „Der Schnitt ist nicht allzu tief und es wurden auch keine Muskeln verletzt.“ Am Rücken habe Glock ein paar dicke blaue Flecken, sonst sei nichts weiter passiert.

Glock schien beim Verlassen des Krankenhauses auch schon wieder ganz guter Dinge zu sein. Als Erstes meinte er: „Ich hab Riesenkohldampf, ich will erst mal ins Hotel und was essen.“ Ob der 27-Jährige das Rennen fahren kann, will Toyota erst kurz vor dem Start am Sonntag (7 Uhr/live RTL und Sky) entscheiden. Bis dahin soll sich der Deutsche erst einmal erholen. Abgesagt sei sein Start auf jeden Fall noch nicht, betonte man bei Toyota, auch Fia-Arzt Gary Hartstein wollte die Möglichkeit nicht ausschließen, hielt es allerdings „eher für unwahrscheinlich, dass Timo fahren kann“.

Der Unfall rief vor allem bei Fahrerkollegen Verwunderung hervor, da die Kurve normalerweise eher eine geschwungene Gerade ist, die problemlos mit Vollgas durchfahren werden kann. „An der Stelle fliegt man normal nicht ab, und so schon gar nicht. Das sah sehr komisch aus, da muss was am Auto gewesen sein“, vermutete Nico Rosberg gleich. Sebastian Vettel und Lewis Hamilton waren sich nach Studium der Fernsehbilder ziemlich einig: „Es macht den Eindruck, dass es da ein Problem mit der Lenkung gab.“ Dies stritt Toyota allerdings vehement ab. „Unsere Daten zeigen keinerlei Anzeichen, dass es irgendein Problem am Auto gab“, erklärte John Howett. Der Toyota-Teamchef ging sogar so weit, zu behaupten, man habe ja gesehen, dass Glock überhaupt nicht versucht habe, mit irgendwelchen Lenkbewegungen zu korrigieren. Allerdings sprechen die Bilder der Cockpit-Kamera eine komplett andere Sprache (siehe Fotos oben). Darauf ist zu sehen, dass Glock sehr wohl korrigiert, die Räder aber offenbar nicht reagieren. Und nach dem Aufprall steht das Lenkrad auch nicht gerade, sondern in einer unüblichen 90-Grad-Position.

Howett war in letzter Zeit mehrfach mir seltsamen Äußerungen aufgefallen. So behauptet er, weiter mit Robert Kubica zu verhandeln, obwohl dessen Manager ihm bereits abgesagt hat und das ganze Fahrerlager weiß, dass der Pole bei Renault unterschrieben hat. Auch die Möglichkeit eines Toyota-Ausstiegs am Saisonende streitet er komplett ab, obwohl sein japanischer Gefährte in der Teamführung, Tadashi Yamashina, gerade genau darüber öffentlich nachgedacht hatte.

Glock war nicht der einzige Verunfallte. Schon im freien Training hatte Mark Webber seinen Red Bull so heftig zerlegt, dass er am Qualifying gar nicht teilnehmen konnte. Im Qualifying selbst erwischte es auch noch Jaime Alguersuari und Heikki Kovalainen, die für weitere Abbrüche sorgten. Sebastien Buemi rauschte zweimal so heftig die Leitplanken entlang, dass sein Toro Rosso einige Teile verlor. Das führte beim zweiten Mal zu einer Gelbphase und zu Strafen für die beiden Titelrivalen Rubens Barrichello und Jenson Button, der schon am Sonntag Weltmeister werden könnte, sowie für Fernando Alonso und Adrian Sutil. Die vier wurden um jeweils fünf Plätze zurückversetzt, weil sie die gefährliche Stelle viel zu schnell passiert hatten. Auch Buemi selbst kassierte eine Fünf-Plätze- Strafe, weil er mit dem schwer beschädigten Auto zurück an die Box gefahren war.

Eine Erklärung für die hohe Crashrate bietet vielleicht die zweijährige Abstinenz der Formel 1 von Suzuka. Dadurch kannten einige Fahrer die sehr schwierige und anspruchsvolle Strecke nicht. „Wenn man das erste Mal hier fährt, ist es auf einer so anspruchsvollen Strecke sehr knifflig, sofort ans Limit zu gehen“, sagte BMW-Teamchef Mario Theissen. Als besonders gefährlich stuft er die bei allen Fahrern beliebte Strecke aber nicht ein: „Sie ist eine große Herausforderung, aber keine große Gefahr.“ Rubens Barrichello sieht das etwas anders. „Es ist eine fantastische Strecke, auf einem Level mit den besten, Spa und Silverstone, aber sie ist immer noch sehr gefährlich“, betont der Brawn-Pilot und fordert: „Man muss hier etwas machen. Wir brauchen mehr Auslaufzonen, damit Abflüge nicht mehr so kritisch sind.“

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